HAMBURG (dpa-AFX) - Der scheidende NDR-Intendant Joachim Knuth (66) sieht mit Blick auf den Medienwandel große Anstrengungen auf den Norddeutschen Rundfunk und die öffentlich-rechtlichen Medien insgesamt zukommen. "Wir werden noch viel stärker als heute darauf achten müssen, dass wir die Audiothek, die Mediathek und unsere Online-Angebote ausbauen, aber auch darauf, wie wir mit Web, Apps und mit Social umgehen", sagte Knuth in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Wir werden eine Vielfalt in unserer Ausspielkette haben, die noch mal deutlich höher ist als das, was wir kennen."

"Tagesschau" erreicht Millionen über Instagram und Tiktok

Wenn man sich anschaue, wie viel etwa ARD-aktuell mit der "Tagesschau" als Flaggschiff im Bereich der sozialen Medien generiere, dann rede man über Millionenzahlen und nicht mehr über versprengte Zielgruppen. Etwa fünf Millionen Menschen, im Durchschnitt knapp 30 Jahre alt, verfolgten bei Instagram die "Tagesschau". "Bei Tiktok reden wir auch über siebenstellige Zahlen", sagte Knuth.

Demgegenüber verliert das lineare Fernsehen nach Knuths Angaben Jahr für Jahr über alle Anbieter gedacht ungefähr eine Million Menschen. NDR und ARD erreichten aber noch immer Millionen über ihre etablierten Kanäle. Das Erste sehen demzufolge täglich durchschnittlich 22 Millionen Menschen, das NDR-Fernsehen 7 Millionen. "Das sind massenmediale Zahlen", sagte Knuth.

Debatte über das "Ende der Massenmedien"

Gleichwohl müsse man sich auf andere Ausspielwege konzentrieren, um Massenmedium zu bleiben. "Massenmedium bleiben bedeutet am Ende, dass wir Reichweite über alle Wege haben, auf denen wir Menschen erreichen", sagte Knuth. Damit nahm er Bezug auf eine Aussage von ARD-Chef Florian Hager, der in der "Süddeutschen Zeitung" vom "Ende der Massenmedien" gesprochen und damit für Aufsehen in der Branche gesorgt hatte.

Der gebürtige Kieler Knuth geht Ende August nach mehr als 40 Jahren in unterschiedlichen Funktionen beim NDR in Ruhestand. Sein Nachfolger an der Spitze des drittgrößten ARD-Senders wird der bisherige Hamburger Landesfunkhauschef Hendrik Lünenborg./hal/DP/zb

Quelle: dpa-Afx