(neu: Mit aktualisiertem Kurs, Aussagen des Managements, Analystenstimmen)

DARMSTADT (dpa-AFX) - Der US-Finanzinvestor Silver Lake will nach dem Einstieg vor gut einem Jahr die Software AG nun übernehmen. Die auf Technologiefirmen spezialisierten US-Amerikaner bieten den Aktionären 30 Euro je Anteilschein, wie sie in der Nacht zum Samstag mitteilten. Silver Lake wäre das Unternehmen damit 2,2 Milliarden Euro wert. Letztlich will Silver Lake die Software AG von der Börse nehmen. Die Aktie der Darmstädter schnellte am Montag nach oben.

Der Kurs sprang um fast die Hälfte auf 29,82 Euro hoch. Seit Mitte 2021 war der Aktienkurs auf Talfahrt gewesen. Im August 2021 war das Papier teils noch 44 Euro wert. Das Mehrjahreshoch im Januar 2018 lag sogar bei fast 50 Euro.

Das Übernahmeangebot steht unter dem Vorbehalt einer Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent plus einer Aktie. Die Software AG rechnet mit einem Abschluss des Deals im vierten Quartal dieses Jahres.

Vor gut einem Jahr hatte Silver Lake bereits 344 Millionen Euro in die Software AG investiert und dafür Wandelschuldverschreibungen gekauft. Potenziell hätten diese in rund neun Prozent der Aktien des Unternehmens umgewandelt werden können - das soll im Rahmen des geplanten Deals aber nicht geschehen, wie Vorstandschef Sanjay Brahmawar am Montag in einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte. Der Hauptaktionär, die Software-AG-Stiftung, verkauft allerdings einen Großteil ihres Anteilspakets an die US-Amerikaner.

Die von Unternehmensmitgründer Peter Schnell geführte Stiftung hat einen Vertrag zum Verkauf von 25,1 Prozent der Software-AG-Aktien an Silver Lake unterzeichnet. Die Stiftung hielt zuletzt knapp ein Drittel an dem Unternehmen und unterstützt das Übernahmeangebot den Angaben zufolge uneingeschränkt. Vorstand und Aufsichtsrat des Konzerns wollen den Aktionären die Annahme des Übernahmeangebots empfehlen. Im Aufsichtsrat der Südhessen sitzen seit dem Einstieg zwei Vertreter von Silver Lake, die sich allerdings wegen des möglichen Interessenkonflikts vom Übernahmeprozess zurückgezogen hätten, sagte Brahmawar.

"Wir begrüßen die geplante Übernahme der Software AG durch Silver Lake", sagte Stiftungschef Schnell. "Silver Lake war seit dem initialen Investment ein idealer Partner für die Software AG und für uns." Die Stiftung behält demnach fünf Prozent der Anteile am Unternehmen, diese unterlägen einer Sperre.

Software-AG-Vorstandschef Sanjay Brahmawar verwies auf die Erfahrung von Silver Lake bei der Unterstützung von Unternehmen im Umbau hin zu Geschäftsmodellen, die auf die Nutzung von Software über das Netz und im Abonnement ausgelegt sind. Brahmawar war 2018 geholt worden, um das chronische schwache Wachstum der Darmstädter wieder anzukurbeln. Dazu hat der Manager in den vergangenen Jahren das Unternehmen umgekrempelt, derzeit stellt der Konzern seine Angebote auf das Abo-Modell um.

Allerdings blieb ein starkes Wachstum bisher aus, Anleger am Markt waren des Öfteren enttäuscht von der Entwicklung. Unter anderem stellt sich das Unterfangen wegen hoher Investitionen als teuer heraus: Für dieses Jahr hatten sich Aktionäre eigentlich einen deutlichen Aufschwung bei der Profitabilität ausgerechnet, auch weil Brahmawar diesen in der Mittelfristplanung in Aussicht gestellt hatte. Mit der Jahresprognose Ende Januar wurde aber klar, dass daraus zunächst nichts wird.

Angesichts einer spürbaren Frustration der Anleger sei ein erfolgreicher Abschluss der Transaktion wahrscheinlich, sagte ein Händler. Das Investmenthaus Kepler Cheuvreux riet den Anlegern, die Offerte anzunehmen.

Auch Analyst Armin Kremser von der DZ Bank riet dazu, das seiner Meinung nach überraschende Angebot anzunehmen. Er monierte die Entwicklung des Unternehmens in der jüngeren Vergangenheit. "Letztendlich hat es die Software AG als eigenständiger Konzern aber über viele Jahre nicht geschafft, das grundsätzlich mögliche hohe Wachstum aus dem Bearbeiten von Zukunftsmärkten wie Data Integration und Data Analytics in adäquatem Maße zu erschließen und damit nachhaltig Wert für die Aktionäre zu schaffen", schrieb der Branchenexperte.

Die Software AG bietet vor allem Softwareprogramme für die IT-Abteilung von Firmen und Behörden an. Mit den Apps der Darmstädter sollen verschiedene IT-Systeme verzahnt werden können. In der Sparte profitiert die Software AG tendenziell von wachsenden Unternehmen, Übernahmen sowie IT-Modernisierungsprojekten. Daneben gibt es noch das angestammte Geschäft mit Datenbanksoftware für Großrechner, das einst von Mitgründer Schnell ersonnen wurde und welches das Unternehmen groß gemacht hat.

Auch unter dem Vorstandschef Brahmawar kämpft das Unternehmen seit Jahren immer wieder mit Rückschlägen. Der Umbau hin zu einem schnelleren Wachstum kostet wegen nötiger Investitionen viel Geld. Die Dividende etwa kürzte das Management im März wegen eines Gewinneinbruchs von 76 auf 5 Cent. Der Aktienkurs hatte sich seit dem Amtsantritt Brahmawars im August 2018 bis zur Ankündigung der geplanten Silver-Lake-Übernahme nahezu halbiert. Zuletzt war das Unternehmen an der Börse auch in den Kleinwerteindex SDax abgestiegen. Bereits vor dem Einstieg von Silver Lake über Wandelanleihen im vergangenen Jahr war spekuliert worden, die Software AG könnte in Gänze verkauft werden.

Die neue Finanzchefin Daniela Bünger sagte, die am Donnerstag (27. April) anstehenden Quartalszahlen für die ersten drei Monate erfüllten bei den Prognosekennziffern die Markterwartungen. Zudem bestätigte sie "für alle Kenngrößen die Prognosen für das Gesamtjahr 2023".

Den für Juni angedachten Kapitalmarkttag für Anleger streicht die Software AG angesichts der Deal-Pläne. Brahmawar stellte in einer Präsentation aber klar, dass es in der mittleren Frist in der Sparte mit Integrationssoftware ein prozentual zweistelliges Umsatzwachstum pro Jahr geben soll. Die operative Marge soll demnach in den hohen Zwanziger-Prozentbereich steigen. Als mittlere Frist bezeichnet die Software AG den Zeitraum über fünf Jahre, wie Finanzchefin Bünger ausführte./men/he/niw/mis

Quelle: dpa-Afx