WIESBADEN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Übernahme der Wiesbadener Aareal Bank durch die Finanzinvestoren Advent und Centerbridge ist vom Tisch. Die Mindestannahmeschwelle von 60 Prozent sei nicht erreicht worden, teilte ihre Zweckgesellschaft Atlantic BidCo am Freitagabend nach Börsenschluss in Frankfurt mit. Daher sei das Angebot erloschen und werde rückabgewickelt. Am Montag verlor die Aareal-Bank-Aktie deutlich gegenüber ihrem Xetra-Schlusskurs vom Freitag. Der Kurs sank um 5,6 Prozent auf 27,52 Euro. Am Freitagabend war der Kurs zeitweise noch kräftiger eingebrochen.

Die Aareal-Bank-Aktie war im Oktober nach oben geschnellt, als Gespräche mit Finanzinvestoren bekannt geworden waren. Von unter 24 Euro ging es innerhalb eines Tages auf bis zu 29,90 Euro hoch. Anleger, die die Papiere seit einem Jahr halten, können sich aber auch nach der geplatzten Übernahme noch über ein Plus von etwa 8 Euro je Schein freuen. Aktionäre mit einem Anlagehorizont seit 5 Jahren haben aber pro Aktie rund 10 Euro an Wert eingebüßt.

Der Vorstandsvorsitzende der Aareal Bank, Jochen Klösges, bedauerte den geplatzten Deal. "Wir haben das Angebot unterstützt, weil es aus strategischer Sicht im besten Interesse des Unternehmens und seiner Stakeholder war", sagte er laut einer Unternehmensmitteilung. Nun aber wolle die Bank ihr Wachstum aus eigener Kraft vorantreiben. Vorstand und Aufsichtsrat hatten zuvor ihren Aktionären die Annahme des Gebotes in der Vergangenheit empfohlen.

Advent und Centerbridge hatten auf Druck von Investoren zuvor ihr Angebot für die Aareal Bank von 29 auf 31 Euro je Aktie erhöht. Zudem hatten sie Mitte Januar die Mindestannahmeschwelle von 70 auf 60 Prozent der Aktien gesenkt. Advent und Centerbridge wollten im Fall einer erfolgreichen Übernahme in die Aareal Bank und deren IT-Tochter Aareon kräftig investieren und auch das Kreditgeschäft ausbauen. Zudem sollten alle Gewinne in dem Konzern bleiben und nicht mehr an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Nun will sich das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen wieder auf seine Mittelfriststrategie konzentrieren. Die Konzernspitze will sich noch stärker auf das Wachstum in der Immobilienfinanzierung konzentrieren. So soll das Portfoliovolumen in den kommenden drei Jahren um eine Milliarde Euro jährlich gesteigert werden. Bis 2024 sollen so 33 Milliarden Euro zusammenkommen. "Wir haben im aktuellen Umfeld gute Chancen, sehr profitables Neugeschäft in die Bücher zu nehmen", sagte Finanzchef Marc Heß laut Mitteilung. Im abgeschlossenen Geschäftsjahr hatte das Management bereits ein Jahr früher als gedacht sein Ziel eines 30 Milliarden Euro schweren Portfoliovolumens erreicht.

Für die IT-Tochter Aareon sind derweil andere Pläne vorgesehen. Der Vorstand wolle künftig mehr Geld für Übernahmen und Beteiligungen in die Hand nehmen, um die bisherigen erfolgreichen Aktivitäten in dem Bereich zu forcieren, hieß es. Eine konkrete Summe nannte die Konzernspitze aber nicht.

2023 will die Aareal Bank damit auf ein Konzernbetriebsergebnis von rund 300 Millionen Euro kommen. Bereits im laufenden Geschäftsjahr solle der Wert auf das Vor-Krisen-Niveau wachsen. 2019 summierte sich das operative Ergebnis auf 248 Millionen Euro.

Die Aktionäre sollen nach dem geplatzten Deal nun auch wieder eine Dividende erhalten. Auf der kommenden Hauptversammlung solle eine zweite Ausschüttungstranche in Höhe von 1,10 Euro je Aktie vorgeschlagen werden. Weitere Details zu den Wachstumsplänen will die Aareal Bank am 24. Februar bei Vorlage der Geschäftszahlen für das Jahr 2021 vorstellen./ngu/men/jha/

Quelle: dpa-Afx