SALZGITTER (dpa-AFX) - Der Stahlkocher Salzgitter AG hält trotz der jüngsten Absage von ArcelorMittal am Umbau für grünen Stahl fest. Die Umsetzung der ersten Stufe des Umbaus sei "bereits sehr weit fortgeschritten und wird wie geplant weiter vorangetrieben", sagte eine Firmensprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa. Gleichzeitig mahnte sie aber bessere Rahmenbedingungen an.

Die Entscheidung von ArcelorMittal, seine Umbaupläne in Bremen und Eisenhüttenstadt vorerst auf Eis zu legen, bezeichnete die Salzgitter-Sprecherin als "deutliches Signal dafür, dass die Rahmenbedingungen für Transformationsprojekte verbessert werden müssen". Jetzt komme es darauf an, den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft zu intensivieren und die Strompreise "auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu senken".

ArcelorMittal legt Umbau in Deutschland auf Eis

Am Donnerstag hatte der Stahlkonzern ArcelorMittal bekanntgegeben, dass er seine Grünstahlpläne in Deutschland vorerst auf Eis gelegt hat: Der Konzern will seine Pläne zur Dekarbonisierung der Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt nicht weiterverfolgen. Das Unternehmen erklärte, dass es die Investitionen aufgrund der Marktsituation und der fehlenden Wirtschaftlichkeit einer CO2-reduzierten Stahlproduktion nicht weiterführen könne. Für die von ArcelorMittal geplanten Projekte hatte der Staat bereits 1,3 Milliarden Euro Fördermittel genehmigt.

Anders als bei ArcelorMittal läuft der Umbau in Salzgitter bereits seit Ende 2023. Die erste Anlage soll 2027 in Betrieb gehen. Daran halte das Unternehmen auch fest, betonte die Firmensprecherin. Deutschlands drittgrößter Stahlkonzern investiert dafür derzeit mehr als zwei Milliarden Euro, davon eine Milliarde Euro, die Bund und Land zuschießen. Bis 2033 will das Unternehmen komplett auf grünen Stahl umstellen und die drei kohlebefeuerten Hochöfen nach und nach durch Anlagen ersetzen, die zunächst mit Erdgas und später mit grünem Wasserstoff laufen.

Salzgitter-Hochlauf verzögert sich etwas

Salzgitter-Chef Gunnar Groebler hatte zuletzt auf der Hauptversammlung im Mai betont, dass es hier keine Abstriche gebe. Der Hochlauf verzögert sich allerdings etwas: Statt Ende 2026 soll die neue Anlage jetzt erst im ersten Halbjahr 2027 grünen Stahl liefern. Grund seien Bauverzögerungen beim Elektro-Lichtbogenofen, wie Groebler einräumte.

Der Manager, der auch Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl ist, hatte zuvor bereits mehrmals bessere Rahmenbedingungen für grünen Stahl angemahnt. Die Industrie brauche für die neue Technik wettbewerbsfähige Strompreise und große Mengen Wasserstoff. Hier sei die Politik gefordert./fjo/DP/jha

Quelle: dpa-Afx