MÜNCHEN (dpa-AFX) - Bei einer weiteren Verschlechterung des Marktumfeldes könnte der Chipindustriezulieferer Siltronic das Hochfahren seines neuen Werkes in Singapur hinauszögern. "Wir könnten die zweite Ramp-up-Phase anpassen", sagte Siltronic-Chef Christoph von Plotho am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Analysten im Zuge der Veröffentlichung der endgültigen Geschäftszahlen für 2022. Das werde aber später entschieden, wenn sich die Nachfrageentwicklung besser einschätzen lasse. Nach aktueller Planung sollen zu Beginn des Jahres 2024 die ersten Wafer an Kunden geliefert werden aus dem rund zwei Milliarden Euro teuren Werksneubau.

Nach einem Boom mit zahlreichen Lieferengpässen während der Corona-Pandemie schwächelt die Chipbranche derzeit. Viele Unternehmen hatten hohe Lagerbestände aufgebaut, die nun erst einmal verbraucht werden. Zudem halten sich viele Menschen angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten und hoher Inflation aktuell mit dem Kauf von Unterhaltungselektronik zurück, ebenso wie Unternehmen bei Technikanschaffungen.

Vor allem Speicherchiphersteller stehen derzeit unter Druck. Wie lange die Lagerbereinigung dauern wird, lässt sich laut von Plotho nicht ganz genau sagen. Es dürfte aber eine Sache von zwei oder drei Quartalen sein. "Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es mehr als drei Quartale sind", sagte er. Die Chipindustrie unterliegt seit jeher starken Schwankungen, Nachfrageeinbrüche und Erholungen folgen oft rasch aufeinander.

Siltronic, das Siliziumscheiben (Wafer) zur Herstellung von Elektronikchips liefert, hatte vor diesem Hintergrund bereits im Februar einen verhaltenen Ausblick für 2023 gegeben. Umsatz und operatives Ergebnis dürften demnach deutlich fallen./mis/men/stk

Quelle: dpa-Afx