Wann dann das vierte Mobilfunknetz in der Bundesrepublik neben dem von Deutscher Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland an den Start gehen kann, ist bisher nicht bekannt. Laut der japanischen Zeitung "Nikkei" erhält Rakuten von 1&1 in den nächsten zehn Jahren zwischen 1,9 und 2,3 Milliarden Euro.

Der Mobilfunker 1&1 hat zwar 2019 5G-Frequenzen erworben, aber bisher noch kein Netz erbaut. Langsam drückt der Schuh. Im Rahmen des Erwerbs der Frequenzen hat sich das Unternehmen aus Montabaur verpflichtet, bis Ende 2022 rund 1000 Basisstationen zu errichten und bis Ende 2025 mindestens ein Viertel aller Haushalte mit Mobilfunk zu versorgen. Für die Übergangszeit hat sich 1&1 nach zähen Verhandlungen mit Telefonica Deutschland auf einen National-Roaming-Deal geeinigt, durch den der Neuling nun das Telefonica-Netz nutzen kann.

OPENRAN IN DEUTSCHLAND AUF VORMARSCH


Drillisch wird beim Netzaufbau ähnlich wie Telefonica Deutschland, in deren Netz bereits einige solche Standorte funken, auf die OpenRan-Technologie setzen, bei der Rakuten als Vorreiter gilt. Die Japaner, die inzwischen auf vier Millionen Vertragskunden kommen, sind der erste Betreiber weltweit, der ein Netz basierend auf dieser Technologie an den Start gebracht hat. Bei OpenRan müssen die Hardware-Komponenten einer Basisstation und die notwendige Software nicht mehr von einem Anbieter kommen.

"Durch die vollständige Virtualisierung und den Einsatz von Standard-Hardware können wir die besten Produkte flexibel kombinieren. So werden wir zum herstellerunabhängigen Innovationstreiber im deutschen und europäischen Mobilfunkmarkt", sagte Firmenchef Ralph Dommermuth. Er hoffe dadurch auf niedrige Betriebskosten: "Wir werden das Netz mit 50 Mitarbeitern betreiben können, weil es voll automatisiert funktioniert", sagte er dem "Handelsblatt". Für das Kernnetz sind 1&1 zufolge vier zentrale Rechenzentren vorgesehen, an die wiederum Hunderte dezentrale Rechenzentren in ganz Deutschland angeschlossen werden, die wiederum per Glasfaser mit Tausenden Antennenstandorten verbunden sein wollen. Alles werde von der Versatel-Tochter bereitgestellt, hieß es.

Die Anlaufkosten für den Netzaufbau veranschlagt 1&1 im laufenden Jahr weiterhin mit rund 30 Millionen Euro. Der Betriebsgewinn (Ebitda) hingegen soll nun 2021 auf 670 Millionen Euro statt bisher 650 Millionen Euro (2020: 468,5 Mio Euro) steigen. Von Januar bis Juni legte das Ebitda dank Erträgen aus einer rückwirkenden Preissenkung um fast 14 Prozent auf 375,5 Millionen Euro zu. Der Umsatz stieg um 2,6 Prozent auf 1,93 Milliarden Euro.

Bisher hat 1&1 nicht mitgeteilt, mit welchem Funkmastenanbieter das Unternehmen beim Aufbau zusammenarbeiten will. Insidern zufolge wird mit der US-Firma Tillman verhandelt.

rtr