Auf starke Trends setzen: Wer in die richtigen Sektoren und Themen investiert, kann langfristig hohe Gewinne erzielen. €uro stellt sechs erfolgversprechende Branchenfonds vor. Von Jörg Billina, Ralf Ferken, Stephan Haberer und Stefan Rullkötter

Viele Anleger versuchen ihre Rendite aufzubessern, indem sie in bestimmte Länder- oder Branchenfonds investieren. Doch welche Strategie ist sinnvoller? Die Historie spricht für eine Branchenstrategie. In den vergangenen zehn Jahren konnten Anleger beispielsweise jeweils über 500 Prozent Rendite mit den besten Biotechnologie- und Technologiefonds verdienen. Solche riesigen Renditen waren mit einzelnen Länderfonds nicht zu holen. Wer mutig ist, setzt also gezielt auf einige Branchenfonds, weil dort höhere Renditechancen winken. Allerdings sind solche Branchenwetten riskant. Einige Fonds für Goldminen oder europäische Banken verloren seit 2009 bis zu 30 Prozent an Wert.

Anleger sollten deshalb Sektoren bevorzugen, die weniger vom Auf und Ab der Konjunktur abhängen, sondern von langfristigen Trends profitieren. Das gilt besonders für die Bereiche Biotechnologie und Medizintechnik. Mit dem Candriam Equities Biotechnology investieren Anleger zum Beispiel in Unternehmen wie Amgen, Biogen oder Regeneron Pharmaceuticals, die moderne Anwendungen und Medikamente gegen unterschiedliche Krankheiten entwickeln. Der Belgier Rudi Van den Eynde managt den Candriam­Fonds bereits seit April 2000 und war damit in der vergangenen Dekade so erfolgreich wie kein anderer Biotechnologie­Fonds, was ihm gleich vier FundAwards einbringt. Anleger profitieren hier vom hohen Wachstum der Branche und davon, dass sich Biotechnologie­Fonds oft unabhängig von marktbreiten Indizes wie dem DAX, dem Euro Stoxx 50 oder dem S & P 500 entwickeln.

Auf die Medizintechnik­Branche treffen diese Eigenschaften ebenfalls zu. Allerdings schwanken Fonds wie der BB Adamant Medtech & Services, das derzeit beste Produkt in dieser Nische, deutlich weniger als die sehr volatilen Biotechnologie­Fonds. Beim BB Adamant Medtech investieren Anleger etwa in Unternehmen, die Glukose­Messinstru­ mente, Herzkatheder oder Operationsroboter herstellen. Seit Herbst 2009 sind Stefan Blum und Marcel Fritsch von Bellevue Asset Management für den Medtech­Fonds verantwortlich, die in diesem Bereich schon seit 22 beziehungsweise 14 Jahren arbeiten.

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Internet & Konsum



Für Anleger ebenfalls spannend ist die IT-Branche. Die Technologiefirmen haben den Alltag der Menschen in den vergangenen Jahren aber wohl am meisten verändert und die Kapitalmärkte stark umgewälzt. So investiert Thomas Radinger beim seit vielen Jahren hervorragenden Nordinternet von Amundi in Unternehmen wie Alphabet, Amazon, Facebook oder Netflix, die vor zehn bis 15 Jahren an den Börsen noch kaum eine Rolle spielten. Heute zählen sie zu den wichtigsten Unternehmen der Welt und sind Schwergewichte in vielen Indizes. Zwar dürften ihre Gewinne im Jahr 2019 langsamer steigen als 2018, sodass Radinger vorerst nur mit einem "überschaubaren Kurspotenzial" rechnet. "Die längerfristigen Perspektiven bleiben aber unverändert gut."

Auch Jack Neele und Richard Speetjens investieren beim Robeco Global Consumer Trends Equities sehr erfolgreich in viele IT-Werte, auch wenn der Fondsname nicht darauf hindeutet. So zählen Alphabet, Amazon und Netflix auch bei ihnen zu den zehn größten Werten. Der Grund: Die beiden Niederländer setzen nicht primär auf klassische Konsumwerte wie Nestlé oder Unilever, sondern auf Titel, die von den steigenden Konsumausgaben in der digitalen Wirtschaft profitieren. Zudem mögen sie starke Marken wie den Softwarehersteller Microsoft oder die Kreditkartenanbieter Mastercard und Visa. Außerdem setzen sie auf Online­Unternehmen wie das chinesische Alibaba, die von den steigenden Konsumausgaben in den Schwellenländern profitieren, weil dort eine große kaufkräftige Mittelschicht heranwächst.

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Infrastruktur & Klima



Langfristig wachsen dürften auch Unternehmen aus dem Bereich Infrastruktur. So investieren Anleger beim iShares Global Infrastructure ETF, einem sehr guten Fonds in diesem Bereich, etwa in die Hamburger Hafen und Logistik AG und Fraport, die den Hamburger Hafen beziehungsweise den Frankfurter Flughafen betreiben. Allerdings machen defensive Versorger wie American Electric Power oder California Water Service mit rund 52 Prozent den Großteil vom ETF-Portfolio aus.

Der Klimawandel gilt dagegen als Risiko, weil er langfristig die Lebensgrundlagen der Menschen bedroht. Simon Webber investiert beim in den vergangenen zehn Jahren starken Schroder Global Climate Change Equity in Unternehmen, die Auswege bieten. So hält er die Aktien der Windkrafthersteller Vestas und Siemens Gamesa Renewable Energy. Und er mag den US-Industriekonzern Ecolab, der in den Bereichen Wasser, Hygiene und Energie auf nachhaltige Lösungen setzt.