Mit viel TamTam wurde am 09. September das Videospiel "Destiny" an den Markt gebracht. Um den Online-Shooter zu einem Erfolg zu machen, hat Hersteller Activision Blizzard Inc. (WKN: A0Q4K4, 21,44 Dollar, 16,648 Euro) einen gehörigen Batzen Geld in die Hand genommen. Insgesamt sollen es 500 Millionen Dollar gewesen sein, die investiert worden sind. So teuer war bisher noch kein Videospiel und selbst Kinofilme sind nicht so teuer.

200 Millionen vom Gesamtbudget sollen alleine für das Marketing verwendet worden sein. Doch obwohl es im Vorfeld viele Zweifel gab, ob sich der Aufwand lohnt, hat sich die Investition offensichtlich schon jetzt bezahlt gemacht. Denn wie der Hersteller am 10. September verkündete, wurden die eingesetzten 500 Millionen Dollar bereits am ersten Tag zumindest auf Umsatzebene wieder eingespielt. Das ist eine Summe, auf die es zuvor noch kein anderes Videospiel bei seiner Einführung gebracht hat.

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Gewinnmitnahmen trotz Verkaufsstart-Rekord

Aber trotz dieses Rekords, kam es beim Aktienkurs zuletzt sogar zu Abschlägen. Das dürfte zum einen damit zu tun haben, dass es in ersten Spieler-Reaktionen auch einige Kritik an dem Spiel gab. Zum anderen war die Notiz am 05. September erst auf ein weiteres Rekordhoch vorgerückt. Die da zum Handelsende gültigen 24,02 Dollar lagen gut 127 Prozent über dem Ende 2012 bei 10,56 Dollar aufgestellten Zwischentief. Der Titel hat somit einen kräftigen Schluck aus der Pulle genommen und war dadurch inzwischen einfach auch reif für Gewinnmitnahmen. Der Aufwärtstrend ist aber nach wie vor intakt und solange sich daran nichts ändert, gibt es keinen Grund dafür, die Aktie nicht mehr positiv zu beurteilen.

Zuversichtlich sind die Aussichten dabei auch deshalb zu beurteilen, weil sich die Branche momentan allgemein in einem günstigen Fahrwasser bewegt. Experten rechnen jedenfalls in diesem Jahr bei den Einnahmen aus Computerspielen erstmals mit einem Überschreiten der Marke von 100 Milliarden Dollar. Gegenüber den im Jahr 2012 erlösten 79 Milliarden Dollar wäre das eine ansehnliche Steigerung.

Was für einen Stellenwert Videospiele im Leben von Jugendlichen haben, lässt sich auch an dem Studienergebnis ablesen, wonach in Deutschland 98 Prozent aller zehn bis achtzehnjährigen Computer- oder Videospiele spielen und damit im Schnitt 104 Minuten täglich aufbringen. Zeitintensiv ist auch das Spielen von Destiny, denn bei dem Science-Fiction-Abenteuer, geht es um nichts weniger als die Rettung der Erde vor Aliens.

Auf Seite 3: Produkt-Pipeline weiter gut gefüllt

Produkt-Pipeline weiter gut gefüllt

Gerettet scheinen dank des erfolgreichen Verkaufsstarts bereits die Jobs aller an der Entwicklung von Destiny Beteiligten. Doch schon in Kürze stehen die nächsten Bewährungsproben an. So wird demnächst eine neue Version des Massively Multiplayer Online Role-Playing Game World of Warcraft unter dem Titel Warlords of Draenor veröffentlicht. Für November steht mit Advanced Warfare zudem der elfte Teil des zum Genre Ego-Shooter zählenden Computerspiels Call of Duty auf dem Programm. Die Produkt-Pipeline ist somit gut gefüllt und verspricht ein gutes Weihnachtsgeschäft, zumal Konkurrenten wie Electronic Arts und Take-Two Interactive den Starttermin für eigene neue Spiele verschoben haben.

Das lässt auf weiterhin gute Ergebnisse hoffen. Im abgelaufenen Quartal ist es dem Unternehmen gelungen, ein besser als erwartetes Zahlenwerk vorzulegen. Der US-Videospiele-Produzent musste von April bis Juni zwar einen Gewinnrückgang von 324 Millionen auf 204 Millionen Dollar hinnehmen, aber das erzielte Ergebnis je Aktie von 0,06 Dollar lag über den von Analysten vorhergesagten 0,02 Dollar. Auf dieser Basis erhöhte der Vorstand die interne Gewinnprognose für das Gesamtjahr leicht auf 1,29 Dollar. Allerdings bewegt man sich auch damit noch immer etwas unter der durchschnittlichen Analystenprognose von 1,33 Dollar je Aktie.

Zufrieden mit dem Quartalsbericht war auch UBS-Analyst Eric J. Sheridan. Er rechnet zudem ebenfalls mit guten Geschäften im zweiten Halbjahr. Das da eingespielte Kapital dürfte aus seiner Sicht entweder zur Rückzahlung von hochverzinslichen Anleihen verwendet werden oder zur Finanzierung von Aktienrückkäufen. Auch basierend auf dieser Annahme veranschlagt Sheridan sein Kursziel für Activision auf 26 Dollar. Im Schnitt rechnen die Analysten allgemein sogar mit einem Kursziel von 26,19 Dollar. Bei Zielerreichung entspräche das immerhin einem Plus von gut 22 Prozent.

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Wachstumsaussichten relativieren das optisch hohe KGV

Wie das über dem aktuellen Kurs liegende Kursziel signalisiert, scheinen sich die Analysten auch nicht an der relativ hohen Bewertung zu stören. Das KGV bewegt sich auf Basis des für 2014 erwarteten Gewinns je Aktie bei 16,1, was für sich alleine betrachtet relativ anspruchsvoll ist. Doch die Bewertungen in der Branche sind allgemein vergleichsweise hoch und bei Activision wird der Bewertungseindruck dadurch relativiert, dass Analysten in den kommenden fünf Jahren mit einem Plus beim Ergebnis je Aktie von 16,62 Prozent rechnen. Das Verhältnis von KGV zum erwarteten Gewinnwachstum bewegt sich somit bei rund eins, was als moderat einzustufen ist.

Und vielleicht ist Activision sogar in der Lage, zusätzliches Wachstumspotenzial zu erschließen. Erfolgreich umgesetzt birgt beispielsweise die intern bereits ernsthaft diskutierte Idee viel Phantasie, eigene Filme zu produzieren. Ein Film, der auf der Basis einer Activision-Lizenz basiert, soll 2016 ohnehin schon in die Kinos kommen. Allerdings wird daran bereits seit 2006 gebastelt und in Eigenregie wäre so ein Projekt bestimmt schneller durchzuziehen.

Nach der Trennung von Großaktionär Vivendi hat Activision ohnehin mehr Freiheiten und es kommt nur darauf an, dass der Vorstand diese Freiräume auch richtig nutzt. Die Börse scheint genau daran zu glauben, verteilt sie doch schon fleißig Vorschusslorbeeren in der Form von Rekordkursen. Ein Risiko stellen allerdings die steigenden Entwicklungskosten dar. Denn diese führen dazu, dass bei einem Flop die Bilanz richtig verhagelt werden kann. Zum Schutz davor, sollte mit Stopp-Loss-Kursen operiert werden, die der individuellen Risikoneigung angepasst sind.