Das Börsenjahr 2018 wird in vielerlei Hinsicht mit besonderen und vor allem negativen Eckdaten in die Bilanz eingehen. Aktien wie Fresenius, die seit Jahren verlässlich aufwärts gelaufen sind, sackten allein in den vergangenen zwei Monaten um mehr als 40 Prozent ab. Deutlich besser lief es zuletzt hingegen für die Aktien von Siemens Healthineers.

Rund 38 Euro müssen Anleger derzeit für den MDAX-Wert berappen, damit liegt der Kurs nur knapp unter der im Sommer erreichten Bestmarke. Der Rückschlag im Oktober wurde vollständig aufgeholt, obwohl die Börsen in den vergangenen Wochen kräftig nach unten drehten. Auf Basis der von Strategen und vielen regelbasierten Handelssystemen verwendeten Relativen Stärke rangieren die Titel unter den Top 5 im MDAX. Sollten die Börsen wieder besser laufen, dürfte sich daran nichts ändern. Denn die Siemens-Medizintechniktochter bietet einen perfekten Mix aus Wachstumsfantasie und regelmäßigen Einnahmen.

Während einige Firmen im abgelaufenen Quartal bereits mit Umsatz- und Gewinnwarnungen negativ überraschten, blieb Siemens Healthineers in der Spur. Im vierten Quartal wurden die Erwartungen beim Umsatz und Gewinn übertroffen.

Rund läuft es vor allem im größten Geschäftsfeld Imaging. Die Nachfrage nach bildgebenden Verfahren legte weiter zu, nur aufgrund von negativen Währungseffekten sank die operative Marge auf 21,1 Prozent.

Hoffnungsträger Atellica



Spannend mit Blick auf 2019 wird vor allem die Entwicklung im zweitgrößten Geschäftsfeld Diagnostik. Positive Einmaleffekte und hohe Anlaufkosten für die Analyseplattform Atellica drückten die Profitabilität um 179 Basispunkte auf 12,9 Prozent. Gerade bei Atellica werden Investoren im kommenden Jahr ganz genau hinsehen. Das ausgegebene Zwischenziel von 1000 installierten Einheiten bis Jahresende wird locker erreicht. Für das neue Geschäftsjahr peilt das Management 3200 bis 3500 Systeme an, danach liegt die Messlatte bei 7000. Bisher gibt es keine Anzeichen, die gegen eine Fortsetzung und Beschleunigung der bislang erfolgreichen Marktdurchdringung durch die Atellica-Plattform sprechen. Der kleineste Geschäftsbereich Advanced Therapies bekam ebenfalls die negativen Währungseffekte zu spüren, die Marge lag bei 22,3 Prozent.

Unter dem Strich meldete der MDAX-Wert für das Geschäftsjahr 2017/18 eine Rendite von 17,2 Prozent. Dank des erfolgreichen Kosteneinsparprogramms blickt die Erlangener Ertragsperle zugleich optimistischer in die Zukunft: Für das neue Geschäftsjahr werden 17,5 bis 18,5 Prozent angepeilt, die Konsensschätzungen lagen zuvor bei 17,3 Prozent.

Starkes Wachstum und teure Aktie



Mit Atellica erobert Siemens Healthineers verlorene Marktanteile zurück, hier sowie auch in der Diagnostik schlummert noch viel Margensteigerungspotenzial. Auch die hohe Innovationsfreude sowie die Aussicht auf Übernahmen, um das Wachstumstempo hoch zu halten, sprechen für die Aktie. Erfreulich aus Sicht der Investoren ist auch die Tatsache, dass über Servicegebühren, Verbrauchsmaterialien und Instandhaltung ein nicht unerheblicher Teil der Umsätze einen wiederkehrenden Charakter aufweist. Gerade in konjunkturell schwierigeren Zeiten ist dies von großer Bedeutung. Die Entwicklung der Ausschüttung und damit der Dividendenrendite zeigt ebenfalls in die richtige Richtung, aktuell liegt die Verzinsung bei rund 2,5 Prozent.

Anleger sollten aber auch die Risiken beachten. Im Gesundheitssystem nimmt der Kostendruck seit Jahren zu. Aufgrund der Konsolidierung bei den wichtigsten Abnehmern (Krankenhäuser/Laboratorien) wird sich dies vorerst auch kaum ändern. Im zweitgrößten Bereich Diagnostik steht und fällt die künftige Entwicklung mit der Atellica-Plattform. Einige Vorschusslorbeeren dürften im Kurs bereits eingepreist sein, aus Bewertungssicht ist die Aktie kein Schnäppchen. So liegt das KGV auf Basis der Gewinnschätzungen für 2019 bei 21, für 2020 bei 19. Die durchschnittliche Bewertung einer Vergleichsgruppe (Medtronic, Drägerwerk, Qiagen, Philips) erreicht hingegen nur einen Faktor von 16 bzw. 15. Für den MDAX-Wert zahlen Anleger somit einen kräftigen Aufschlag, der angesichts der Perspektiven gerechtfertigt erscheint. Zu große Erwartungen auf der Oberseite sollten Anleger aber nicht haben.



Empfehlung: Kaufen.
Stoppkurs: 33,40 Euro
Kursziel: 43,00