Rückenwind sollen dabei der Ende November angekündigten Verkauf von Unternehmensteilen sowie Einsparungen liefern, unter anderem durch den Abbau von rund 10 Prozent der Stellen.

Bayer will den Umsatz vor Wechselkursveränderungen von 2018 bis 2022 um durchschnittlich 4 Prozent auf rund 52 Milliarden Euro steigern. Für 2018 tut das Unternehmen dabei zur besseren Vergleichbarkeit so, als hätte es den US-Saatgutkonzern Monsanto bereits Anfang des Jahres übernommen. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll bis 2022 im Mittel um rund 9 Prozent pro Jahr auf circa 16 Milliarden Euro zulegen. Für 2019 peilt der Vorstand etwa 12,2 Milliarden Euro an.

Im Zuge der steigenden Profitabilität soll auch der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) kräftig wachsen. Bis 2022 will Bayer ihn auf rund 8 Milliarden Euro nahezu verdoppeln. Die Aktionäre sollen davon profitieren. "Diese Mittel wollen wir ebenso wie die Erlöse aus den angekündigten Portfoliomaßnahmen unter anderem dafür einsetzen, weiter die Dividende zu erhöhen und die Nettofinanzverschuldung zu reduzieren", sagte Finanzvorstand Wolfgang Nickl. Mit Portfoliomaßnahmen meint er den Verkauf von Unternehmensteilen.

Die im Zuge der Monsanto-Übernahme stark gestiegene Nettoverschuldung will der Manager bis 2022 auf etwa 26 bis 28 Milliarden Euro reduzieren. Das wären bis zu 10 Milliarden Euro weniger, als für 2019 geplant sind. Zudem denkt man laut Nickl im Management über Aktienrückkäufe nach.

Bei den Anlegern kamen die Mittelfristziele gut an: Der Kurs der Bayer-Aktie drehte zuletzt mit rund einem Prozent ins Plus, was einen der Spitzenplätze im Dax (DAX 30) bedeutete. Im bisherigen Jahresverlauf zählen die Papiere allerdings mit einem Minus von mehr als einem Drittel weiterhin zu den größten Verlierern im deutschen Leitindex. Der Grund sind Aktionärsängste wegen tausender Klagen in den USA, die sich um mutmaßliche Krebsrisiken durch den Unkrautvernichter Glyphosat drehen.

Bereits Ende November hatten die Leverkusener den Verkauf des Geschäfts mit Tiergesundheit sowie der 60-prozentigen Beteiligung am deutschen Chemiestandort-Dienstleister Currenta angekündigt. Zudem stehen im zuletzt trägen Geschäft mit rezeptfreien Medikamente die erst vor wenigen Jahren vom US-Konzern Merck & Co (Merck) teuer gekauften Bereiche Sonnenschutz mit der Marke Coppertone und Fußpflege mit der Marke Dr. Scholl's zur Disposition.

Bei den zur Wochenmitte vorgestellten mittelfristigen Bayer-Zielen wurden diese Verkäufe nicht berücksichtigt. In Summe dürften diese Bereiche laut Bayer 2018 insgesamt einen Umsatz von rund 3,1 Milliarden Euro generieren. Die Analysten der US-Bank JPMorgan (JPMorgan ChaseCo) halten laut einer aktuellen Studie Verkaufserlöse von rund 9 Milliarden Euro für denkbar.

Die Veräußerungen sind Teil eines Programms zur Steigerung der Effizienz, was der Wettbewerbsfähigkeit und der Innovationskraft zugute kommen soll. Die Maßnahmen umfassen aber auch einen herben Personalabbau von rund 12 000 der 118 200 Arbeitsplätze. Ein signifikanter Anteil der Kürzungen wird Deutschland betreffen. Der Stellenabbau in der Bundesrepublik soll dabei sozialverträglich erfolgen. Betriebsbedingte Kündigungen im Personalverbund der Bayer AG in Deutschland sind bis Ende 2025 ausgeschlossen. Laut dem Betriebsrat will Bayer unter anderem auf Vorruhestandsregelungen setzen.

Ein weiterer Baustein des Konzernumbaus ist die Neuausrichtung des wichtigen Pharmageschäfts. Der Konzern will interne Forschungskapazitäten reduzieren und dafür mehr Geld in Gemeinschaftsprojekte mit Partnern und in externe Innovationen stecken.

Als Beispiel für künftige Kooperationen könnten die Zusammenarbeit mit dem US-Biotechunternehmen Loxo Oncology dienen. Beide Unternehmen entwickeln bereits das Krebsmittel Larotrectinib gemeinsam, das jüngst in den USA zugelassen wurde. Analysten wie Wimal Kapadia von Bernstein Research sehen solche Kooperationen und Lizenzkäufe als fast schon unabdingbar für den Dax-Konzern (DAX 30), da gegen Mitte des kommenden Jahrzehnts bei wichtigen Medikamenten Patente auslaufen und neue Wachstumstreiber notwendig sind.

Der größte Konzernteil ist nach dem Monsanto-Kauf aber das Agrargeschäft Crop Science. Hier setzt Bayer auf Wachstum im Geschäft mit genmodifizierten, gegen bestimmte Unkrautvernichter immune Mais- und Sojasaatsorten. Allerdings hat Bayer in der Agar-Sparte auch die vermutlich größte Baustelle, ist der Konzern doch in den USA mit zahlreichen Klagen wegen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat konfrontiert. Die Kläger werfen Monsanto vor, mit Glyphosat ein krebserregendes Mittel verkauft und nicht ausreichend über die Schädlichkeit informiert zu haben. Bayer weist diese Vorwürfe entschieden zurück./mis/stw/fba

rtr