Das ist nicht unbedingt der Einstand, den sich ein Chef wünscht: Fast elf Prozent verlor die Aktie von Beiersdorf, nachdem Stefan De Loecker die Eckpunkte seiner Strategie vorgelegt hatte. Vor allem ein Punkt sorgte für Unmut unter Investoren: die Marge. Nur 14 bis 14,5 Prozent des Umsatzes sollen als operativer Gewinn (Ebit) verbleiben. Am oberen Rand wäre das ein Rückgang von fast einem Prozentpunkt zum Vorjahr. Auch die für das Jahr 2023 anvisierte Marge von 16 bis 17 Prozent konnte die Stimmung nicht aufhellen.

Dem neuen Chef geht es um die langfristige Positionierung des Konzerns: "Die Konsumgüterindustrie befindet sich in einem historischen Umbruch. Unser gesamtes Geschäftsmodell muss sich an die neuen wirtschaftlichen und technologischen Bedingungen anpassen", sagte De Loecker. Das Internet als neuer Vertriebskanal, Konkurrenz durch kleinere Marken, das sind bekannte Probleme der Konsumgüterindustrie. 70 bis 80 Millionen Euro will Beiersdorf jährlich in Marke und Unternehmen investieren: Internationali­sierung, Innovationen, Digitalisierung und Mitarbeiterqualifizierung sind die Schwerpunkte.

Auch die von Analysten lange ­geforderten Übernahmen könnten unter dem neuen Chef auf die Tagesordnung rücken. Der Kauf einer Marke aus dem Bereich Naturkosmetik oder eine Stärkung in den Schwellenländern würden Lücken im Portfolio von Beiersdorf füllen. Die im vergangenen Jahr um fünf Prozent auf 4,4 Milliarden Euro gestiegene Nettoliquidität lässt De Loecker finanziellen Spielraum.

Eine verpasste Chance ist die Dividende: Trotz einer Steigerung des Nettogewinns um acht Prozent im vergangenen Jahr sollen Anleger erneut nur 70 Cent je Aktie bekommen. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von lediglich 21 Prozent.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie ist trotz des Kursrutsches ­gemessen an anderen DAX-Kon­zernen weiterhin hoch, liegt nach Beiersdorf-Maßstäben aber im Rahmen des langjährigen Durchschnitts. Börsianer haben sich also an eine neue Realität mit höheren Investitionen und niedrigerer Marge angepasst.

Der neue Chef opfert kurzfristige Ziele für langfristigen Erfolg. Davon sollten Investoren mit langem Atem profitieren.