Lange Zeit wurde sie erwartet, nun ist sie die da: die Korrektur. Anders als gedacht kam sie allerdings abrupt. Allein am vergangenen Montag büßte der DAX mehr als 500 Punkte ein. Seit dem steilen Aufstieg, der am 23. Januar seinen Höhepunkt bei 13 597 Zählern gefunden hatte, verlor der Deutsche Aktienindex knapp zehn Prozent. Grund für den Einbruch ist die Sorge, dass die Zinsen schneller als bislang erwartet steigen könnten. Befürchtungen machen die Runde, dass die amerikanische Federal Reserve Bank die Zinsen in diesem Jahr viermal anheben könnte. Das wäre einmal mehr als bislang geplant.

Obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) von einer Leitzinserhöhung noch weit entfernt ist, treiben die Aussicht auf ein Ende der Bondkäufe durch die EZB und die steigenden Renditen der richtungsweisenden US-Anleihen auch hierzulande die Sätze nach oben. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe hat sich seit Mitte Dezember auf 0,73 Prozent mehr als verdoppelt. Auch bei kürzeren Laufzeiten geht es steil bergauf. Bei einer neuen fünfjährigen Anleihe, die Ende Januar emittiert wurde, musste der Bund erstmals seit Sommer 2015 wieder Zinsen zahlen. Die Durchschnittsrendite lag bei plus 0,08 Prozent.

Rahmendaten passen



Wie geht es jetzt weiter mit den DAX-Titeln? Leisten sie sich lediglich eine kurze Verschnaufpause, um dann wieder auf Rekordjagd zu gehen, oder handelt es sich um einen anhaltenden Kursrückgang?

Blickt man auf die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen, stehen die Zeichen auf globaler Ebene weiter auf Wachstum. In den USA schiebt Donald Trump mit Steuerreform und Investitionsprogrammen die Wirtschaft an, Japans Konjunktur befindet sich in der besten Verfassung seit Jahren, und in der Eurozone herrscht Aufbruchstimmung. Als Musterbeispiel im Währungsraum gilt Deutschland, dessen Wirtschaft 2017 um 2,3 Prozent expandierte. Die Frühindikatoren malen ein weiterhin positives Bild: Der Ifo-Geschäftsklimaindex notiert in der Nähe seines kürzlich erreichten Höchststands, und die ZEW-Konjunkturerwartungen legten im Januar von 17,4 auf 20,4 Punkte kräftig zu. "Die konjunkturelle Situation ist hervorragend", schätzt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, die Lage ein.

Das sieht auch die Bundesregierung so. "Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer sehr guten Verfassung", sagte Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries jüngst bei der Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichts. Die Bundesregierung erwartet für das laufende Jahr nun eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,4 Prozent, bislang war lediglich von 1,9 Prozent die Rede. Andere Ökonomen zeigen sich noch deutlich optimistischer. So rechnet zum Beispiel die Bank M. M. Warburg mit einem Plus von 2,7 Prozent.



Allerdings herrscht auch gesamtwirtschaftlich nicht nur eitel Sonnenschein. Zum einen macht der steigende Euro den exportorientierten Unternehmen das Leben immer schwerer. Allein in den vergangenen drei Monaten legte die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar um mehr als sechs Prozent zu. Solange der US-Präsident an seiner protektionistischen Wirtschaftspolitik festhält, dürfte sich an dieser Situation nicht viel ändern. Zum anderen hat Deutschland noch immer keine Regierung gefunden, solange das Mitgliedervotum der SPD im Raum steht. Mit einer Großen Koalition wären die Chancen auf eine expansivere Fiskalpolitik gering. Zusätzliche Wachstumsimpulse seitens der Politik sind kurzfristig kaum zu erwarten.

Positive Signale kommen derweil von der Binnennachfrage. Der private Verbrauch profitiert nicht nur von steigenden Löhnen - in den vergangenen zwei Jahren sind die Bruttolöhne um mehr als vier Prozent pro Jahr gestiegen -, sondern auch von der guten Arbeitsmarktsituation. Die Zahl der Beschäftigten erreichte zuletzt einen neuen Rekordwert von mehr als 44 Millionen Personen. Auch zu Jahresbeginn präsentierte sich der deutsche Arbeitsmarkt in unerwartet guter Verfassung. Rechnet man den Einfluss jahreszeitlicher Schwankungen heraus, ist die Erwerbslosigkeit im Januar überraschend stark gesunken.

Unter dem Strich könnte der Boom 2018 also weiter anhalten. Dies sollte sich auch in den Unternehmensgewinnen widerspiegeln. Aktuell geht der Analystenkonsens davon aus, dass die Gewinne der DAX-Konzerne im laufenden Jahr um 10,2 Prozent auf 979 Indexpunkte steigen werden. 2019 soll dann mit einem weiteren Zuwachs von 8,7 Prozent die 1000-Punkte-Marke fallen.



Aus den neuesten Schätzungen errechnet sich ein 2019er-KGV von 12,3. Damit ist der DAX im Vergleich zum Euro Stoxx 50 oder zum Dow Jones bei vergleichbaren Wachstumsraten deutlich günstiger. Daher überrascht es nicht, dass das durchschnittliche Kursziel für den DAX 2018 derzeit bei 14 468 Punkten liegt - 16 Prozent über dem aktuellen Niveau.

Ruppig nach oben



Trotz aller Lobhudelei: Steigende Zinsen und ein starker Euro sind ein gefährlicher Cocktail für die Aktienmärkte. Das wurde nun auch den Investoren wieder bewusst. Kein Wunder also, dass der DAX korrigierte. Dennoch: Die Geldpolitik in der Eurozone bleibt nach wie vor expansiv. Daher ist es nur schwer vorstellbar, dass das Zinsniveau schnell steigt. Unterm Strich könnte es 2018 zwar etwas ruppiger werden, der Trend sollte aber weiterhin nach oben weisen.

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Adidas-Aktie: Die Wettkämpfe können beginnen



Ein wichtiges Sportjahr liegt vor dem weltweit zweitgrößten Sportartikelhersteller Adidas. Während die Weltmeisterschaft im Eishockey im Mai sowie die Leichtathletik-Europameisterschaft im August noch etwas auf sich warten lassen, fällt bereits am 9. Februar der Startschuss für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang.

Neben spannenden Wettkämpfen versprechen sich die Herzogenauracher natürlich jede Menge Geschäft. Die deutschen Winterathleten haben die Reise nach Südkorea im Drei-Streifen-Outfit angetreten.

Das mit Abstand wichtigste Großereignis ist für Adidas 2018 jedoch die Fußballweltmeisterschaft in Russland. Nicht nur dass der Spielball aus dem Frankenland stammt, auch läuft das Gros der Mannschaften mit dem Adidas-Logo auf den Platz. "Im Fußball sind wir klarer Marktführer weltweit und sponsern bei der WM elf Mannschaften", betont Vorstandschef Kasper Rorsted. Zum Vergleich: Erzrivale Nike schickt insgesamt zehn Mannschaften mit dem "Swoosh" auf den Rasen. Bei Adidas mit dabei sind Größen wie Spanien und Argentinien sowie natürlich Titelverteidiger Deutschland.

Nur allzu gern würde Adidas mit dem Team von Bundestrainer Jogi Löw die Titelverteidigung bejubeln. Wer auch immer das Turnier für sich entscheiden wird, Rorsted erwartet einen "deutlichen Anstieg der Adidas-Trikotverkäufe". Dies sollte in Herzogenaurach für ein weiteres Rekordjahr sorgen. Analysten gehen davon aus, dass der Konzern sein Ergebnis je Aktie im laufenden Jahr um 26,3 Prozent verbessert. Im Zeitraum 2016 bis 2018 würde die durchschnittliche Steigerungsrate damit 23,8 Prozent betragen - Adidas ist also pünktlich zum Megasportjahr in Bestform.





BASF-Aktie: In Ludwigshafen stimmt die Chemie



Dank einer starken Bilanz näherte sich die BASF-Aktie zuletzt dem dreistelligen Kursbereich. Im Zuge der Präsentation der vorläufigen Zahlen für 2017 gelang dem DAX-Titel ein Rekordhoch. Das ist nicht verwunderlich, schließlich übertraf der Chemiekonzern klar die Prognosen der Analysten.

Auf der Umsatzseite ging es um zwölf Prozent auf 64,5 Milliarden Euro nach oben, beim operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen betrug das Wachstum sogar 32 Prozent. "Das Chemikaliengeschäft war ausgeprägter als erwartet", erklärt Commerzbank-Analyst Michael Schäfer. Höhere Absatzmengen sowie höhere Margen trieben das Segment an. Unter dem Strich verbuchten die Ludwigshafener einen Gewinn von 6,1 Milliarden Euro, 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings profitierte der Konzern dabei auch von der US-Steuerreform.

Die größte Überraschung im BASF-Zahlenwerk war aber die spürbare Erholung im Pflanzenschutzgeschäft im Schlussquartal. Die Sparte erreichte annähernd das Ergebnisniveau des Vorjahres. Zum Vergleich: In den ersten neun Monaten hatte der Bereich noch 18 Prozent hinter dem Vorjahreswert zurückgelegen.

Nach dem starken Jahresergebnis ist davon auszugehen, dass die Analysten ihre Gewinnschätzungen für 2018 nach und nach erhöhen werden. Zudem könnte die Dividende noch für eine positive Überraschung sorgen. Der Konsens geht für 2017 aktuell von einer Zahlung von 3,10 Euro aus, was einem mickrigen Anstieg um 3,3 Prozent zum Vorjahr entsprechen würde.

DZ-Bank-Analyst Peter Spengler macht einen weiteren Grund für steigende Notierungen aus: "Die geplante Ausgliederung der Öl- und Gasaktivitäten könnte ein weiterer wichtiger Kurstreiber sein."





Continental-Aktie: DAX-Konzern mit einer Menge Grip



BASF, Daimler, Siemens: Die Liste der Großunternehmen, die ihre Konzernstruktur neu ordnen wollen, wird immer länger. Continental reiht sich nahtlos in diese Auflistung ein. Der Automobilzulieferer denkt derzeit laut über einen Umbau nach. "Wir können nicht mit der Struktur, die die letzten zehn Jahre erfolgreich und richtig war, erwarten, dass das auch noch in zehn Jahren die richtige Struktur darstellt", erklärte Konzernchef Elmar Degenhart auf der jüngsten Automesse in Detroit.

Um bei den Zukunftstrends Elektomobilität und Vernetzung vorn mitzuspielen, ist eine klare Ausrichtung zweifelsohne förderlich. Angesichts der bunten Mischung aus Gummi- und Kunststoffgeschäft sowie der Elektroniksparte hat Continental in jedem Fall Optimierungspotenzial. Marktgerüchten zufolge zählt auch die Abspaltung von Unternehmensteilen zu den möglichen Optionen.

Für BNP-Analyst Edoardo Spina steht bereits fest, dass es am Ende "wenigstens drei börsengelistete Einheiten" geben wird. "Ich bin überzeugt, dass der Automobilzulieferer mit Abspaltungen zusätzlichen Wert freisetzen wird", so der Experte.

Interne Prüfungen laufen aber nicht nur in Bezug auf einen Umbau, auch Übernahmen sind weiterhin ein Thema. "Wir haben einen Spielraum in der Größenordnung von vier bis fünf Milliarden Euro", stellt der Conti-Chef klar. Letzten Endes ist es Elmar Degenharts Ziel, mit seiner Strategie auf der Überholspur zu bleiben: "Wir wollen weiter überproportional schneller wachsen als die Märkte."

Ein Blick auf die erwartete Gewinnentwicklung zeigt, dass Analysten dem Autozulieferer ein hohes Tempo zutrauen. Für das laufende Jahr erwarten sie eine Gewinnsteigerung von 14 Prozent.





Deutsche Post-Aktie: Arbeitskampf als Einstiegsgelegenheit



Die Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi und die damit verbundenen Unsicherheiten lasten auf der Aktie der Deutschen Post. Der Kurs setzte seit Mitte Januar um knapp acht Prozent zurück.

Und das obwohl bei Weitem kein so erbitterter Konflikt mit der Gewerkschaft erwartet wird wie zuletzt im Jahr 2015. Die Verhandlungen dauerten zu jener Zeit mehr als drei Monate und konnten erst nach vierwöchigem Streik beendet werden. In der Spitze verlor die Post-Aktie damals rund 15 Prozent in einem unter dem Strich stagnierenden Gesamtmarkt. Sofort nachdem es zu einer Einigung mit Verdi gekommen war, machte sich die Notierung wieder gen Norden auf. Die aktuellen Kursverluste könnten also übertrieben sein und Anlegern eine günstige Einstiegsgelegenheit bieten.

Im operativen Geschäft sollte die Kurve ohnehin weiterhin stramm nach oben zeigen. So kamen beispielsweise vom US-Konkurrenten Fedex bereits starke Zahlen zum abgelaufenen Quartal. Zudem erhöhte das Unternehmen seine Gewinnprognose. Auch der gelbe Riese sollte im Weihnachtsquartal einmal mehr vom boomenden Internethandel profitiert haben. Außerdem dürfte das Unternehmen in der lange Zeit kriselnden Frachtsparte weitere Verbesserungen erzielt haben.

Details erfahren Anleger am 7. März, wenn der Konzern die Bilanz für 2017 präsentiert. Als Gesamtjahresziel hatte Post-Chef Frank Appel ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 3,75 Milliarden Euro ausgegeben, nach 3,49 Milliarden Euro im Vorjahr. Für 2018 geht der Analystenkonsens von einer weiteren Steigerung des Gewinns je Aktie um 6,5 Prozent aus. Eine Dividendenrendite von knapp drei Prozent rundet dieses solide Investment ab.





Henkel Vz.-Aktie: Ein prall gefüllter Markentopf



Egal ob Pattex, Persil, Schwarzkopf oder Fa - im Produktportfolio von Henkel findet sich eine Vielzahl an bekannten Marken. Der Düsseldorfer Konzern ist im Klebstoffgeschäft weltweit führend und zählt zu den führenden Anbietern von Haarpflege- sowie Waschmitteln und Haushaltsreinigern. Im größten Segment spielt Henkel momentan das starke Konjunkturumfeld in die Hände: Im dritten Quartal 2017 nahmen die Umsätze mit Klebstoffen organisch um 4,9 Prozent zu.

Finanzvorstand Carsten Knobel widerlegte im Interview mit BÖRSE ONLINE kürzlich Befürchtungen, wonach Henkel anfällig sein könnte für einen Wirtschaftsabschwung. "Seit 2009 haben wir den Anteil des zyklischen Geschäfts im Klebstoffbereich von 60 auf 40 Prozent reduziert."

Im Konsumgüterbereich stellen der intensive Wettbewerb sowie die zunehmende Bedeutung des Onlinehandels Herausforderungen für das Management dar. "Wir werden unseren digital erzielten Umsatz bis 2020 auf vier Milliarden Euro verdoppeln", kündigte Knobel an.

Zunächst rückt jedoch die Bilanz für 2017 in den Fokus. Am 22. Februar präsentiert der Konzern die Resultate. Neben den nackten Zahlen verspricht dabei vor allem der Ausblick Spannung. Christian Faitz, Analyst bei Kepler Cheuvreux, rechnet damit, dass insbesondere die Automobil- und die Bauindustrie bei den Henkel-Klebstoffen weiterhin beherzt zugreifen. Außerdem betont er die Schlagkraft des Konzerns, was Übernahmen anbelangt. In der Tat hat Henkel in den vergangenen Jahren das Portfolio mit einer Reihe von Zukäufen gestärkt und hält weiterhin nach interessanten Objekten Ausschau.

Fazit: Der Grundstock für neue Bestmarken beim DAX-Titel ist gelegt.





Thyssenkrupp-Aktie: Industriekonzern mit starkem Funkenflug



Am 21. Januar hat Heinrich Hiesinger das verflixte siebte Jahr hinter sich gebracht. Zeit zum Durchatmen bleibt dem seit Anfang 2011 amtierenden Vorstandschef von Thyssenkrupp aber nicht. Vielmehr setzen Großaktionäre den Topmanager ständig unter Druck.

Als Wortführer agiert Cevian. Die schwedische Investmentfirma hält 18 Prozent an dem Industriekonzern und ist damit zweitgrößter Einzelaktionär nach der Krupp-Stiftung. Die Skandinavier fordern einen grundlegenden Umbau des breit aufgestellten Unternehmens. Zur großen Produktpalette von Thyssenkrupp zählen Kurbelwellen genau so wie Aufzüge oder U-Boote. "Die aktuelle Konglomeratsstruktur ist zu komplex und schwerfällig", sagt Cevian-Gründer und Chef Lars Förberg.

Der Vorstandschef hält dagegen, dass Thyssenkrupp nach der geplanten Fusion der Stahlsparte mit dem Bereich des Konkurrenten Tata Steel ein anderes Gesicht haben werde. "Entsprechend werden wir unser strategisches Zukunftsbild schärfen und auch unsere finanziellen Zielsetzungen anpassen", sagt Hiesinger. Im Frühsommer will er konkrete Pläne auf den Tisch legen.

Mittelfristig peilt der Konzernchef deutliche Verbesserungen bei Ergebnis und Cashflow an. Für die Investoren soll dann eine höhere Dividende herausspringen. Unterstützung bekam Hiesinger jetzt von den Beschäftigten an den 13 Stahlstandorten. Sie haben dem Tarifvertrag für das Joint Venture mit Tata Steel zugestimmt. Damit hat die geplante Fusion eine wichtige Hürde genommen. Neben diesem Etappensieg spricht die mit dem Druck vonseiten der Investoren einhergehende Fantasie dafür, dass Thyssenkrupp an der Börse weiterhin Boden gutmachen kann.