Der US-Pharmakonzern, führend bei der Entwicklung von Immuntherapien, hat ein Etappenziel genommen: Ein neues Medikament dürfte die Behandlung vieler Krebsarten revolutionieren. Von Michael Braun Alexander




Lungenkrebs ist mit weltweit rund 1,6 Millionen Todesfällen im Jahr eine der häufigsten Tumorarten und bislang kaum erfolgreich behandelbar. Einen Durchbruch vermeldete am vergangenen Sonntag das US-Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb, das jüngst bereits mit dem Medikament Yervoy bei Hautkrebs für Furore gesorgt hatte. Der Wirkstoff Nivolumab, auch unter dem Arzneinamen Opdivo bekannt, zeigt bei vielen Lungenkrebspatienten Wirkung. Der Aktienkurs reagierte zum Wochenauftakt mit einem Plus von bis zu sechs Prozent.

Alles deutet darauf hin, dass neuartige Immuntherapien - auch Opdivo und Yervoy fallen in dieses Segment - die Behandlung von Krebserkrankungen revolutionieren könnten. Der Ansatz: Tumorzellen, die die körpereigene Immunreaktion ausbremsen, sollen "enttarnt" werden, damit das Immunsystem sie dann in Eigenregie eliminieren kann. "Man kann von einem Paradigmenwechsel in der Krebstherapie sprechen", sagt Christian Lach, Portfoliomanager bei Adamant Biomedical Investments in Zürich. "Nach viel Frustration in den vergangenen Jahrzehnten funktioniert die Immuntherapie endlich und scheint auf viel mehr Krebsarten als gedacht anwendbar zu sein." Opdivo ist in den USA bereits für Schwarzen Hautkrebs zugelassen. Im Rahmen einer weiteren Studie der Phase III verglich Bristol nun Opdivo mit einer Standardchemotherapie. 272 Patienten mit Nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) nahmen daran teil. Opdivo erhöhte ihre Überlebenszeit merklich.

Lach hält insgesamt zwar den Schweizer Roche-Konzern bei Immuntherapie für "am besten aufgestellt" und sieht auch AstraZeneca und Merck (USA) gut im Rennen, bescheinigt Bristol aber, zurzeit die Führungsposition innezuhaben. "Es sieht so aus, als ob Opdivo eine Standardtherapie werden wird" - mit Milliardenumsätzen. Die entscheidende Frage laute allerdings, wo und wie Opdivo noch zum Einsatz komme. Zurzeit laufen mehr als 50 onkologische Studien, bei denen Opdivo als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen ausprobiert wird. Es gibt also noch viel Luft nach oben.

Obgleich die Bristol-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 35 nicht billig ist, sollten Anleger Kursrückschl.ge für Käufe nutzen. Bestätigen sich die bisherigen Ergebnisse in der Immuntherapie, "ist das der größte medizinische Durchbruch seit Penicillin", so Lach. Das dürfte bei Bristol in nicht allzu ferner Zukunft zu einem massiven Gewinnsprung führen.

Auf Seite 2: Investor-Info