Das fand sogar Aktionärsvertreter und Vizepräsident des Anlegerschutzverbandes DSW Klaus Nieding: "Nicht ohne Stolz haben Sie verkündet, dass Sie alle Ziele erreicht und zum Teil sogar übertroffen haben", sagte Nieding in Zielkes Richtung. Damit sei die Commerzbank an den "Rivalen von der Taunusanlage" - wo der Hauptsitz der Deutschen Bank liegt - vorbeigezogen.

Allerdings war das Ergebnis der Commerzbank vor allem im Vergleich mit der Deutschen Bank "ordentlich". Das Konzernergebnis der Gelben war mit 156 Millionen Euro zwar mickrig aber positiv, obwohl die Commerzbank vergangenes Jahr 800 Millionen Euro für den Umbau verbucht hatte. Die Blauen haben einen Verlust geschrieben. Die harte Eigenkapitalquote lag mit 14,1 Prozent über den 13,9 Prozent der Deutschen Bank. Das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag liegt bei der Commerzbank bei 77,3 Prozent, bei der Deutschen Bank über 90 Prozent.

2018 soll alles besser werden



Doch es sind vor allem die nach wie vor hohen Kosten, die Aktionärsvertretern Zornesfalten auf die Stirn treiben: "Es sieht so aus, als würden Sie das Kundenwachstum nicht auf die Ertragsschiene bringen können", monierte ein Sprecher. Mit einer Eigenkapitalrendite von mageren 0,6 Prozent ist die Commerzbank schwach profitabel..

Klar, daran sind auch die nach wie vor niedrigen Zinsen und der teure Umbau schuld. Aber so mancher Anleger fragt sich zu Recht, wie die Commerzbank das für dieses Jahr angepeilte Konzernergebnis von 900 Millionen Euro erreichen will. Denn 2017 hübschten 960-Millionen-Euro-schwere Sondereffekte, etwa der Verkauf des Frankfurter Hochhauses, die Erträge auf. "Wie soll diese Lücke geschlossen werden?", fragte Nieding. Für die Antwort fehlte ihm die Fantasie.

Zielke nicht. Der Vorstandschef erläuterte, dass die Eigenkapitalrendite ohne Berücksichtigung von Sondereffekten bei drei Prozent liege - und damit beinahe schon in einem repräsentablen Bereich

Der oberste Commerzbanker schürte Optimismus, indem er auf die Zahlen zum ersten Quartal, die er am 15. Mai präsentieren wird, vorgriff: "Wir haben unseren Wachstumskurs im ersten Quartal fortgesetzt." Die Zahl der Kunden sei weiter gewachsen und die Erträge hätten sich stabil entwickelt. Für die Aktionäre gab es ein Extra-Bonbon: "Wir streben an, für das Geschäftsjahr 2018 wieder eine Dividende zu zahlen." Diese solle aber konservativ sein.

Versöhnliche Worte für Aufsichtsratschef



Größter Unterschied zwischen den beiden größten börsennotierten Geldhäusern Deutschlands: Während die Deutsche Bank nach wie vor negative Schlagzeilen am Fließband produziert, widmet sich die Commerzbank dem Umbau und neben halbwegs erfolgreichen Wasserstandsmeldungen ist kaum etwas aus dem größten Hochhaus Frankfurts zu hören. Wie unaufgeregt die Stimmung derzeit ist, zeigt die nur halbvolle Messehalle der Hauptversammlung.

Dass der ehemalige Vorstandschef und heutige Aufsichtsratsvorsitzende Klaus-Peter Müller in den Ruhestand geht und zum letzten Mal die Hauptversammlung leitete, lockte auch keinen an. Vielleicht, weil so manchem Aktionäre bei der Erwähnung seines Namens noch das Messer in der Tasche aufgeht: Unter seiner Leitung hat die Commerzbank die Dresdner Bank übernommen, was die Commerzbank 2009 beinahe gebrochen hätte und mitursächlich dafür ist, dass noch heute 15 Prozent der Bank dem Bund gehören. Doch Aktionärsvertreter fanden versöhnliche Worte: "Die Übernahme hat viel gekostet, hat aber auch dazu beigetragen, dass die Commerzbank heute noch als Nummer zwei in Deutschland existiert."

Einschätzung der Redaktion



Spätestens zum Halbjahresbericht dürfte klar sein, ob die Commerzbank in diesem Jahr den Turnaround schafft - oder ob die Ertragslage weiter schwach bleibt. Ein Einstieg zum jetzigen Zeitpunkt ist zwar günstig, aber eine Wette auf das Funktionieren des künftigen Geschäftsmodells.

Halten.

Stopp: 9,00 Euro

Ziel: 11 Euro