"Wir sollten im Zeitraum von ein, zwei Jahren einen weiteren größeren Schritt machen können", sagte Vorstandschef Elmar Degenhart am Dienstag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters am Rande der Automesse IAA in Frankfurt. Als Größenordnung, die Conti stemmen könnte, nannte er zwei bis drei Milliarden Euro. "Von der Finanzseite her wäre das kein Problem", fügte der Conti-Chef hinzu.

Conti hatte Anfang 2015 die Übernahme des amerikanischen Kautschuk- und Kunststoffspezialisten Veyance für 1,4 Milliarden Euro abgeschlossen. Wenige Monate später hatten die Niedersachsen angekündigt, sich den Softwarspezialisten Elektrobit Automotive in Erlangen für 600 Millionen Euro einzuverleiben.

Der Conti-Chef verwies darauf, dass sein Unternehmen in den vergangenen 15 Jahren mehr als 100 Firmen übernommen und integriert hat. Neben großen Zukäufen wie der Zuliefersparte Siemens VDO und dem Automobilelektronikgeschäft von Motorola waren darunter auch zahlreiche kleinere mittelständische Unternehmen. "Wir haben da eine gewisse Kompetenz", sagte der Conti-Chef. Diesen Kurs wolle man fortsetzen.

Degenhart machte klar, dass Conti den Bereich außerhalb der Automobilsparte weiter stärken wolle. Angesichts der hohen Wachstumschancen im Kerngeschäft mit Autotechnik, etwa bei Vernetzung und Digitalisierung, Elektromobilität und Fahrerassistenzsystemen sei dieses Ziel nur mit einer Akquisition zu erreichen. Mit Elektronik, Sensoren und Software macht Conti heute etwa 60 Prozent des Automotive-Umsatzes. Das waren im vergangenen Jahr mehr als zwölf Milliarden Euro. "Wir rechnen in den kommenden fünf Jahren mit einem Zuwachs, der über dem durchschnittlichen Wachstum des Automotive-Geschäfts liegt", sagte Degenhart.

Der Dax-Konzern aus Hannover, an dem der fränkische Wälzlagerspezialist Schaeffler maßgeblich beteiligt ist, will den Umsatz bis 2020 auf mehr als 50 Milliarden Euro steigern. Dabei soll die operative Rendite bei zehn bis elf Prozent stabil bleiben. Angesichts der hohen Investitionen in neue Technologien sei dies "ein sehr anspruchsvolles Ziel", betonte Degenhart. Im laufenden Jahr peilt Conti eine Ebit-Marge von elf Prozent bei einem Umsatz von über 39 (Vorjahr 34,5) Milliarden Euro an.

WERBEN UM APPLE ALS KUNDEN



Degenhart bekräftigte das Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem IT-Konzern Apple. Sollte sich der Hersteller von iPhones und iPads entscheiden, Autos zu bauen, dann wären die Amerikaner als Kunde für Continental interessant. Bisher habe er jedoch keine Kenntnis, ob Apple dies tatsächlich vorhabe. Der Konzern aus Hannover liefert bereits Elektronikteile und Bremsen für die Testflotte von Googles selbstfahrenden Autos und arbeitet zudem mit den Technologiekonzernen IBM und Cisco zusammen. In den vergangenen Wochen hatten sich Hinweise verdichtet, dass auch Apple an einem Elektroauto tüftelt.

Reuters