"Wir haben darin bereits Erfahrungen mit den Aufsehern in Großbritannien." Als Finanzkonzern mit der größten Investmentbank unter der EZB-Aufsicht sei es nachvollziehbar, dass die Notenbank mit der Überprüfung bei den Frankfurtern begonnen habe. Mit dem intern vor ein paar Wochen begonnenen Projekt "Colombo", bei dem die Frankfurter selbst prüfen, von welchen Aktivitäten und regionalen Einheiten ihrer Investmentbank sie sich womöglich trennen, habe die Simulation nichts zu tun, sagte von Moltke. "Wir machen das für den gesamten Konzern und checken alle Handelsaktivitäten rund um die Welt. Konkret analysieren wir (im Rahmen der Prüfung für die EZB) Produkt um Produkt."

Eine Sprecherin der EZB sagte in Frankfurt, die Notenbank äußere sich nicht zu einzelnen Banken.

PRÜFUNG DAUERT AN



Die Aufforderung der EZB an die Deutsche Bank sei Ende Januar erfolgt, sagte von Moltke. Bis zum Abschluss des Checks werde "noch einige Zeit" vergehen. Ergebnisse seien noch nicht absehbar. Von Moltke widersprach der Darstellung der "Süddeutschen Zeitung", die am Montag zuerst über die EZB-Prüfung berichtet hatte, wonach der Check auch Aufschluss darüber geben dürfte, ob die Bank aus dem Investmentbanking aussteigen könnte, ohne Staatsgarantien oder Steuergeld in Anspruch zu nehmen: "Das steht in keinem Zusammenhang mit irgendeiner Staatshilfe. Darum geht es hier nicht." Die Deutsche Bank hatte vor gut einer Woche überraschend ihren Chef ausgetauscht: Auf John Cryan folgt Christian Sewing, der bislang das Privatkundengeschäft führte. Das Institut steht seit geraumer Zeit unter Druck, vor allem die Geschäfte im Investmentbanking laufen schleppend. Zuletzt war immer wieder spekuliert worden, die Deutsche Bank könne sich von einem Teil dieser kapitalintensiven Geschäfte trennen, weil sie im Vergleich zu den großen Wall-Street-Banken abgeschlagen hinten liegt. Das Frankfurter Institut gilt als traditionell stark im Anleihen- und Devisenhandel, hat in den zurückliegenden Jahren aber kräftig Federn lassen müssen.

DEUTLICH HÖHERE ANFORDERUNGEN



Die Deutsche Bank wird als Großbank von internationaler Bedeutung direkt von der EZB beaufsichtigt und muss als global wichtiger Spieler deutlich höhere Anforderungen erfüllen, etwa in punkto Kapitalausstattung, als kleinere und weniger stark im Weltfinanzsystem vernetzte Institute. Bedeutende Banken müssen den Aufsehern zudem Pläne vorlegen, aus denen hervorgeht, wie sie im Krisenfall abgewickelt werden können - möglichst ohne, dass der Staat dafür einspringt.

Derzeit arbeiten die weltweiten Aufseher daran, einheitliche Regeln für solche Checks zu erarbeiten, wie sie die EZB gerade bei der Deutschen Bank durchführt. Im Fokus stehen vor allem große global aktive Banken, die im Investmentbanking und vor allem im Wertpapier- und Derivatehandel stark sind. Diese Bereiche gelten als besonders riskant, weil solche Geschäfte die Finanzkrise nach 2007/08 mitverursacht haben.

Die Deutsche Bank passt als erste Kandidatin in dieser Prüfung besonders gut, weil sie viele als riskant geltende Derivate in ihren Büchern hält. Die Grundannahme des Checks ist, dass die Abtrennung der Investmentbank vom Rest des Instituts in einem gesunden und normalen Geschäftsumfeld passiert. Simuliert wird dann, was passieren würde, wenn sich das jeweilige Institut von dem Geschäftsfeld verabschiedet.

rtr