Werbekunden wollen jedenfalls bisher nicht auf das weltgrößte soziale Netzwerk verzichten, das mehr Informationen als die meisten Konkurrenten über seine nunmehr 2,2 Milliarden Nutzer vorhält.

Diese gigantische Datensammlung macht besonders zielgenaue und maßgeschneiderte Anzeigen möglich. Gegenwind für Facebookgibt es derzeit vor allem von der Politik. So erwägt die Bundesregierung eine strengere gesetzliche Regulierung. Anleger ließen sich davon aber nicht beirren. Die in Frankfurt gelistete Aktie, die zuletzt unter Druck stand, legte am Donnerstag um mehr als sechs Prozent zu.

Um das einträgliche Werbegeschäft - die einzige Einnahmequelle von Facebook - am Laufen zu halten, fährt Zuckerberg eine Charmeoffensive und verspricht mehr Transparenz und Verantwortung seitens seines Unternehmens für die Inhalte auf der Plattform. Dafür schraubt der Konzern aus Menlo Park in Kalifornien seine Mitarbeiterzahl in bisher nie erreichte Höhen. Ende März waren es bereits mehr als 27.700 Angestellte und damit 48 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "So lange, wie die Gewinne rapide zulegen, werden Investoren die höheren Ausgaben für mehr Datenschutz hinnehmen", sagte Analyst Michael Pachter vom Finanzdienstleister Wedbush Securities.

Die Forderungen nach mehr Sicherheit für die Mitglieder wurden Mitte März lauter, als bekannt wurde, dass die britische Firma Cambridge Analytica Daten von Millionen Facebook-Nutzern abgriff, um den Wahlkampf von Donald Trump zu unterstützen. In diesem Zusammenhang ermitteln unter anderem die US-Verbraucherschutzbehörde FTC und die Generalstaatsanwälte von 37 Bundesstaaten. Sofern persönliche Daten von Facebook-Nutzern ohne wirksame Einwilligung der Betroffenen und damit unter Verstoß gegen das geltende Datenschutzrecht weitergegeben würden, sei das nicht hinnehmbar und müsse Konsequenzen haben, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Stephan Mayer, in einer schriftlichen Anfrage der Grünen-Abgeordneten Tabea Rößner, die dem "Handelsblatt" vorlag. Es könnten auch zusätzliche gesetzliche Maßnahmen geprüft werden.

BRUSTWARZE EINFACHER ALS HASSREDE ZU ERKENNEN



Facebook stellt nicht nur mehr Leute ein, um den Dienst auf Hassrede und extremistische Meldungen zu durchforsten, sondern nutzt dafür verstärkt Software. Das birgt laut Zuckerberg jedoch auch Herausforderungen. Anschaulich sagte der 33-Jährige: "Es ist viel einfacher, ein System auf Basis künstlicher Intelligenz zu entwickeln, das eine Brustwarze erkennt, als sprachwissenschaftlich zu entscheiden, was eine Hassbotschaft ist." Es handele sich zwar um ein lösbares Problem, werde aber Zeit in Anspruch nehmen. Ähnlich optimistisch hatte Zuckerberg auch auf alle kritischen Anfragen bei seinem zweitägigen Frage- und Antwortmarathon im US-Kongress geantwortet.

Trotz des Datenskandals zog Facebook im ersten Quartal mehr neue Mitglieder an als erwartet. Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer stieg um 13 Prozent auf 2,2 Milliarden. Zudem loggten sich auf dem wichtigen US-Heimatmarkt täglich mehr Leute bei Facebook ein. Die Mitglieder seien "extrem loyal", sagte Investmentchef Christopher Rossbach vom Finanzberater J. Stern & Co. Neben dem gleichnamigen sozialen Netzwerk gehören zu Facebook auch der Messaging-Dienst Whatsapp und die Foto-App Instagram.

Der Umsatz sprang um 49 Prozent auf fast zwölf Milliarden Dollar und lag damit über den Erwartungen von Analysten. Mehr als 98 Prozent der Einnahmen kamen aus Werbung - vor allem auf mobilen Geräten und dort überwiegend über Videos. Größte Herausforderung im laufenden Quartal dürfte es sein, die Veränderungen im Zusammenhang mit der Ende Mai in Kraft tretenden EU-Datenschutz-Grundverordnung problemlos über die Bühne zu bringen. Dies könne sich auf den Umsatz auswirken, kündigte Finanzchef David Wehner an. Möglicherweise könnten die Nutzerzahlen auch leicht zurückgehen, weil jedes Mitglied einzeln sein Einverständnis geben muss.