Die Absage des Deals könnte für Fresenius noch ein juristisches Nachspiel haben: Es gebe keine Grundlage für eine Beendigung der Transaktion, erklärte Akorn. Der Generikahersteller wolle daher seine Rechte und die Verpflichtungen von Fresenius "energisch durchsetzen".

An der Börse herrschte gleichwohl Erleichterung. Fresenius-Aktien stiegen um bis zu vier Prozent und waren größter Gewinner im Dax. Angesichts des erheblichen Rückgangs der operativen Leistung von Akorn seit der Vereinbarung des Deals vor einem Jahr dürften sich Anleger darüber freuen, dass der Vertrag gekündigt wurde, erklärten die Analysten der Berenberg Bank. Auch die Experten von Bernstein äußerten sich positiv, "aber die Antwort von Akorn auf die abgeblasene Übernahme klingt danach, als ob die Sache vor Gericht landen wird". Fresenius hatte am Sonntagabend mitgeteilt, Akorn habe mehrere Voraussetzungen für einen Vollzug der Übernahme nicht erfüllt. Unter anderem lägen der Entscheidung "schwerwiegende Verstöße" gegen Vorgaben der FDA zur Datenintegrität bei Akorn zugrunde.

DEAL WACKELTE BEREITS SEIT WOCHEN

Akorn hätte das Angebot der auf Nachahmermedikamente spezialisierten Fresenius-Sparte Kabi gut ergänzt. Die Amerikaner waren für Fresenius auch deshalb interessant, weil die Firma einen guten Zugang zu kleineren amerikanischen Kliniken und Apotheken gebracht hätte. Fresenius halte trotz des geplatzten Deals an seinem strategischen Ziel fest, sein Produktangebot bei generischen Arzneimitteln in Nordamerika zu verbreitern, sagte der Sprecher. "Das kann nun über einen Ausbau des bestehenden Geschäfts bei der Tochter Kabi passieren, natürlich kann man das auch über Zukäufe beschleunigen." Fresenius-Chef Stephan Sturm hatte auf der Bilanzpressekonferenz vor zwei Monaten gesagt, der Konzern werde bei einem Scheitern des Deals aber nicht zwingend eine andere Firma kaufen.

Akorn habe zudem gegen andere Anforderungen des Übernahmevertrags verstoßen wie der Verpflichtung, sein Geschäft nach Vertragsunterzeichnung im normalen Rahmen zu betreiben.

Ein Angebot von Fresenius, mehr Zeit für den Abschluss einer eigenen Prüfung zu bekommen und Fresenius zusätzliche Informationen bereitzustellen, habe Akorn abgelehnt. Der US-Konzern wies die Vorwürfe zurück. Die Untersuchung habe keine Tatsachen gefunden, die zu einer wesentlichen nachteiligen Auswirkung auf das Geschäft von Akorn führten. Fresenius verpflichtete sich nach eigenen Angaben zu einer Verschwiegenheitsvereinbarung über die Ergebnisse der Untersuchung. Der hessische Gesundheitskonzern hatte 34 Dollar je Akorn-Aktie geboten. Am vergangenen Freitag waren die Papiere aber nur noch 19,70 Dollar wert.

Im vergangenen Jahr hatten Lieferunterbrechungen und Konkurrenz für eine Reihe von Produkten wie dem Mittel Ephedrin zur Behandlung von niedrigen Blutdruck Akorn belastet. Fresenius hatte im November erklärt, dass diese Probleme noch bis ins Jahr 2018 hinein dauern könnten, der Deal sich aber langfristig immer noch lohne. Trotz der geplatzten Übernahme bekräftigte Fresenius seine Prognose für dieses Jahr. Nach Einschätzung der Berenberg-Analysten hätte der Zukauf erst ab 2019 positiv zum Gewinn je Aktie beigetragen. Eine Gebühr für die Kündigung des Übernahmevertrages, die häufig üblich ist, muss Fresenius nicht zahlen.

rtr