Für das DAX-Unternehmen Fresenius läuft das aktuelle Geschäftsjahr schlechter als geplant. Erst Mitte Oktober korrigierte der hessische Konzern die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr nach unten: Vor allem die Töchter Fresenius Medical Care (FMC) und Helios belasten den Mutter-Konzern.

Die vorläufigen Q3-Zahlen von Fresenius lesen sich dennoch nicht allzu schlecht. Der Konzernumsatz dürfte von Juli bis September um drei Prozent auf 8,2 Milliarden Euro gestiegen sein. Analysten erwarten dem Finanzdienstleister Bloomberg zufolge ein operatives Ergebnis (Ebit) von 1,17 Milliarden Euro. Das wäre ein Plus von gut drei Prozent. Das Konzernergebnis vor Sondereffekten konnte von Fresenius um rund acht Prozent auf 445 Millionen Euro gesteigert werden. Grundsätzlich weise der Gesundheitskonzern eine unverändert erfreuliche Geschäftsdynamik auf, so NordLB-Analyst Holger Fechner in einer aktuellen Studie.



Für das laufende Jahr liegt die Latte jetzt tiefer. Der Vorstand erwartet weiterhin einen währungsbereinigten Umsatzanstieg von fünf bis acht Prozent, sowie einen Zuwachs beim Konzernergebnis von sechs bis neun Prozent. Doch wird bei beiden Kennzahlen nur noch das Erreichen des unteren Endes der Bandbreite erwartet.

Sorge um die Töchter



Ursache für die angepasste Jahresprognose sind die schwächer als erwartet ausgefallenen Geschäftszahlen von FMC und der Kliniktochter Fresenius Helios. Gerade die Gewinnwarnung des Dialyse-Spezialisten trifft den Mutter-Konzern schwer: Mit knapp 50 Prozent trägt der Bereich am stärksten zum Gesamtumsatz bei.



Das schwache Geschäft rund um Dialyse-Dienstleistungen, negative Währungseffekte und schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Schwellenländer belasten FMC. Für das laufende Jahr geht der Konzern nur noch von einem Umsatzwachstum von zwei bis drei Prozent aus. Der Dialysespezialist hat mit einem Wachstum von fünf bis sieben Prozent gerechnet. Unterm Strich peilt das Unternehmen einen Gewinnanstieg von elf bis zwölf Prozent an - Bisher lag das Ziel bei 13 bis 15 Prozent.

Und auch beim privaten Krankenhausbetreiber Fresenius Helios läuft es anders als geplant. Vor allem eine schwache Geschäftsentwicklung in Deutschland verhagelt der Fresenius-Tochter das Jahr. Ursachen seien rückläufige Patientenzahlen aufgrund des Trends zur ambulanten Behandlung. Das Umsatzwachstum soll nun am unteren Ende der ursprünglichen Bandbreite von drei bis sechs Prozent liegen. Das Ebit-Wachstum wird bei null bis zwei Prozent erwartet, nach bislang fünf bis acht Prozent. Helios trägt mit 28 Prozent zum Gesamtumsatz von Fresenius bei.

Doch nicht alle Zahlen enttäuschen. Fresenius Kabi bestätigt das geplante Umsatzwachstum von vier bis sieben Prozent und hebt das Ebit-Wachstum auf ein bis drei Prozent an - vorher ging der Bereich von minus zwei bis plus einem Prozent aus. Und auch Fresenius Vamed bestätigte den Ausblick. Das Umsatzwachstum soll zwischen fünf und zehn Prozent und das Ebit-Wachstum zwischen 32 und 37 Prozent betragen.

Eine weitere Baustelle



Nicht nur die angepasste Jahresprognose sorgt bei den Anlegern für Unruhe: Der laufende Gerichtsstreit um die von Fresenius abgesagte 4,8 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Generikaherstellers Akorn belastete zusätzlich. Ein Gericht in den USA hatte zu Beginn des Monats zugunsten des Konzerns geurteilt. Akorn hat angekündigt, in Berufung gehen zu wollen. Auch darüber wird Fresenius-Chef Stephan Sturm am Dienstag sprechen.

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Mitte Oktober zeigten sich die Anleger schockiert von der Gewinnwarnung: Die Fresenius-Aktie stürzte im Tagesverlauf um mehr als zwölf Prozent ab. Der Tochterkonzern FMC rauschte um mehr als 18 Prozent nach unten. In dem derzeit nervösen Marktumfeld sei die negative Überraschung zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen, erklärt Analyst Holger Fechner die deutlichen Kurseinbrüche.

Charttechnisch zeigt sich die Fresenius-Aktie nach der Gewinnwarnung angeschlagen. Mit 58 Euro notiert das Papier so tief wie seit Anfang 2016 nicht mehr. Und auch die Seitwärtsbewegung zwischen 62 Euro und 70 Euro, die sich seit Mai etabliert hat, wurde nach unten durchbrochen. Die Unterstützung ist das Mehrjahrestief bei 53,50 Euro. Diese Hürde sollte nicht fallen. Unseren Stoppkurs setzen wir deshalb genau dort an.

Wegen der guten Aussichten im Gesundheitsbereich und der solide Geschäftsentwicklung in vergangenen Jahre, stufen wir die Fresenius-Aktie weiterhin auf Kaufen ein. Die Veröffentlichung der endgültigen Zahlen könnte dem Papier neuen Rückenwind bescheren und zu einer Kurskorrektur führen.



Zielkurs: 78,00 Euro
Stoppkurs: 53,50 Euro