Diese Einschätzung hat sich bestätigt, wie die vorläufigen Zahlen für 2018 zeigen. Der Umsatz wächst nur leicht, das Ergebnis ist eingebrochen. Schon die Bruttomarge reduzierte sich, was darauf hindeutet, dass Drägerwerk wenig Preisspielraum in seinen Märkten hat.

Nun sollen die Defizite mit der Erhöhung der Forschungsausgaben bereinigt werden. Es wird Geld ausgegeben, das Drägerwerk operativ nicht einnehmen wird.

Das heißt: Die Norddeutschen werden auch 2019 schwach abschneiden. Die Gewinn­marge soll bei ein bis drei Prozent liegen. Wer hochkomplexe Medizintechnikprodukte herstellt oder für Atemschutz von Feuerwehren sorgt, sollte eine viel höhere, vielleicht sogar zweistellige Rendite erreichen.

Das große Problem liegt darin, dass das von der Familie Dräger über Stammaktien kontrollierte Unternehmen mit einer nicht adäquaten Finanzstruktur auf zu vielen Hochzeiten tanzt. Um den Familieneinfluss hoch zu halten, wurden Stamm- und Vor­zugsaktien sowie die aktienähnlichen Genussscheine auf den Markt gebracht. Damit ist die Chance begrenzt, über eine Kapitalmaßnahme zu wachsen.

Gleichzeitig drückt harter Wettbewerb von Milliardenkonzernen auf die Preise. Die Spirale mit niedrigen Roherträgen, hohen F & E-Kosten und unterm Strich viel weniger Gewinn dreht sich unbarmherzig. Relativ schnell könnten die Lübecker so rote Zahlen schreiben. Deshalb sollten Investoren auf Änderungen drängen.

Es gibt zwei Auswege. Erstens: Die Kapitalstruktur wird ­gestrafft, das heißt, Vorzugsaktien und ­Genussscheine werden in Stammaktien überführt. Dann kann Drägerwerk Kapital aufnehmen und über Firmenkäufe die Bereiche stärken. Oder zweitens müsste ein Bereich verkauft beziehungsweise an die Börse gebracht werden, wenn die Familie den Einfluss nicht reduzieren will.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.