Das Jahr 2015 hatte es für Frankreich in politischer und gesellschaftlicher Hinsicht in sich. Seit den Terroranschlägen von Paris im November befindet sich das Land im Krieg gegen den islamistischen Terrorismus. Umbruch war aber auch wirtschaftlich angesagt. So hat Frankreich erstmals seit 1961 den Platz als wichtigstes Zielland für deutsche Exporte an die USA verloren. Im August 2015 trat zudem das "Gesetz für Wachstum und Aktivität" in Kraft, das ein Maßnahmenpaket zur Öffnung, Liberalisierung und Vereinfachung der Wirtschaft enthält. Geht es nach Premier Manuel Valls, ist im Zuge weiterer Reformen selbst die 35-Stunden-Woche nicht mehr heilig. Allerdings zeigen die Maßnahmen bisher wenig Wirkung. Nach geschätzten 1,1 Prozent für 2015 fallen die Wachstumsprognosen der Volkswirte der NordLB mit 1,3 Prozent auch für 2016 bescheiden aus. Der Internationale Währungsfonds ist mit plus 1,5 Prozent optimistischer.

Auf Unternehmensebene könnte es indes relativ gut laufen. Französische Konzerne gelten als große Profiteure der Euroschwäche. Vom Plan, die Unternehmenssteuern von 33,3 Prozent im Jahr 2014 bis 2020 auf den EU-Durchschnitt von 28 Prozent zu senken, sollen zudem jetzt schon positive Effekte ausgehen. Das hilft Mittelständlern, von denen es im Vergleich zu Deutschland leider viel zu wenige gibt. Auch wenn kein breiter Mittelstand vorhanden ist, hat die Grande Nation trotzdem gut aufgestellte mittelgroße und kleinere Unternehmen zu bieten.

Wegen der Börsenturbulenzen haben in diesem Jahr zwar die Standardwerte knapp die Nase vorn im Performance-Wettstreit. In den vergangenen Jahren haben die Nebenwerte-Indizes CAC Mid 60 und CAC Small den Leitindex CAC 40 aber um Längen abgehängt. Auch künftig werden mit Sicherheit einige Aktien aus der zweiten und dritten Reihe mit einer starken Entwicklung aufwarten können. Allerdings liegt die Bewertung im Nebenwertebereich derzeit spürbar über dem geschätzten Durchschnitts-KGV von etwa 13 der CAC- 40-Vertreter. Doch wer genau hinsieht, findet vernünftig bewertete Titel mit intaktem charttechnischen Aufwärtstrend.

Wie gut diese Strategie selbst in holprigen Phasen aufgehen kann, zeigt die Bilanz der vier in Ausgabe 35/2015 zum Kauf empfohlenen Aktien. Sie liegen im Schnitt mit rund 36 Prozent im Plus, obwohl die CAC-Indizes seitdem nachgaben. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Thales, der Wohnmobilhersteller Trigano, der Onlinespieleentwickler Ubisoft sowie das Beratungsunternehmen Altran Technologies haben sich geschäftlich gut entwickelt, weitere Ergebnisverbesserungen werden erwartet. Allerdings sind inzwischen die Bewertungen gestiegen. Investierte Leser sollten Gewinne laufen lassen, diese aber mit Stop-Loss-Kursen absichern.

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Neues Nebenwerte-Sextett



Für Anleger, die sich neu engagieren wollen, hat BÖRSE ONLINE sechs weitere attraktive Titel aufgespürt. Gemessen am Börsenwert von 4,1 Milliarden Euro, ist Téléperformance am größten. Der Spezialist für ausgelagerte Geschäftsprozesse betreibt etwa Call- und Contact-Center und zählt in diesem Bereich zu den Marktführern. Outsourcing ist nach wie vor ein Wachstumssegment. Das Unternehmen hat daraus im Jahr 2015 auf vergleichbarer Fläche ein Umsatzplus von 7,5 Prozent gemacht. 2016 sollen es plus fünf bis sieben Prozent werden, die Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 10,3 Prozent soll mindestens gehalten werden.

Der Immobilienkonzern Kaufman & Broad verfügt über einen soliden Auftragsbestand, und die Planungen sehen für das laufende Jahr steigende Umsätze und Bruttomargen vor. Hinzu kommt bei einem Ausschüttungssatz von 1,85 Euro eine attraktive Dividendenrendite von 5,8 Prozent. Mit 3,9 Prozent ebenfalls relativ renditestark ist

Linedata Services

, ein Unternehmen, das Software für die Finanzbranche anbietet. Rund um das 20-jährige Firmenjubiläum wird unter dem Namen "Linedata 2018" an einer Produktinitiative gearbeitet, während der Vorstand bereits strategische Pläne bis zum Jahr 2025 schmiedet. Wie neue Rekordhochs zeigen, kommt dieser Weitblick gut an.

Tessi

ist der führende Spezialist für Dokumentenverarbeitung in Frankreich. Nach einem Umsatzplus von 17,4 Prozent (plus 9,8 Prozent auf vergleichbarer Basis) auf 77,4 Millionen Euro im Vorjahr sollen Umsatz und Gewinn 2016 weiter deutlich zulegen. Geht die Rechnung auf, ist die Bewertung trotz bereits starker Kursgewinne noch immer moderat. Das gilt auch für SQLI. Das Unternehmen hilft seinen Kunden bei der digitalen Transformation. Wie schon 2015, soll im laufenden Jahr vor allem der Gewinn deutlich steigen. Auf Wachstumskurs sehen Analysten

Aures Technologies

, einen Hersteller von Kassensystemen. Den Prognosen zufolge soll der Gewinn je Aktie von 2015 bis 2017 von 4,83 auf 7,47 Euro steigen. Gelingt das, wäre das KGV knapp einstellig. Die Aktie wird allerdings nur an der Euronext Paris gehandelt.



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