In den vergangenen Monaten ging es an den Weltbörsen inklusive der meisten europäischen Aktienmärkte relativ volatil zu. Doch nicht nur die Kurse schwankten, sondern auch bei den von den Anlegern im Schnitt bevorzugten Branchen gab es deutliche Verschiebungen.

Das macht sich auch in der Zusammensetzung der so genannten European Conviction List von Goldman Sachs bemerkbar. Dabei handelt es sich um eine Liste von europäischen Aktien, von denen die Analysten bei der US-Investmentbank am meisten überzeugt sind.

Angesichts der skizzierten Marktentwicklung nahm auch Goldman Sachs seit der letzten Veröffentlichung eines Research-Reports zur European Conviction List einige Veränderungen bei deren Zusammensetzung vor. Konkret hat man seitdem insgesamt 13 Titel herausgenommen und zehn Werte hinzugefügt. Insgesamt befinden sich dadurch derzeit 45 Aktien in der aktuellen Favoritenliste.

Zum Zeitpunkt der Vorlage des derzeit gültigen Berichts am 28. November waren die Empfehlungen im Schnitt seit 415 Tagen Bestandteil der European Conviction List. Wie es weiter heißt, weisen die Favoriten im Vergleich zum insgesamt beobachteten Anlageuniversum einen Bewertungsabschlag auf KGV-Basis für 2019 von acht Prozent auf.

Im Median bewegen sich die Prognosen von Goldman Sachs für den Gewinn je Aktie bei den bevorzugten Unternehmen um vier Prozent über den I/B/E/S-Konsensschätzungen für das kommende Jahr. Bei der Barrendite auf das investierte Kapital geht Goldman Sachs bei den Favoriten im Schnitt von 2018 bis 2021 von einer Expansion von 350 Basispunkten aus.

Im Schnitt traut man den Empfehlungen außerdem von 2017 bis 2021 ein Umsatzwachstum von rund neun Prozent p.a. zu. Wir haben aus den Favoriten jene vier Aktien herausgepickt, die aus Deutschland stammen. Auf den nachfolgenden Seiten erklären wir, warum Goldman Sachs diese Werte, die allesamt aus dem DAX stammen, besonders bevorzeugt. Dieses Quartett verfügt derzeit laut der US-Investmentbank über ein Aufwärtspotenzial von 19 Prozent bis 78 Prozent.

Auf Seite 2: RWE





RWE-Aktie



Der erste Kandidat unter den vier deutschen Favoriten in der European Conviction List von Goldman Sachs ist der Versorger RWE. Bei diesem DAX-Mitglied gebe es gleich fünf Wege, die zu einer Neubewertung des Titels positiv beitragen könnten. Das Kursziel bewegt sich bei 23,00 Euro. Das verspricht gemessen an der aktuellen Notiz von 19,285 Euro bei einer Zielerreichung ein Aufwärtspotenzial von 19,3 Prozent.

Bei der Berechnung des Kursziels hat der zuständige Analyst Alberto Gandolfi zum einen auf eine Berechnung der Summe der Einzelteile zurückgegriffen. Dabei kam er auf einen Wert von 25,3 Euro je Aktie. Zum anderen hält er auf KGV-Basis eine Bewertung auf Höhe des Branchendurchschnitts mit dem 15-fachen für 2019 für angemessen, woraus sich ein Kurs von 21,00 Euro je Aktie ergibt. Bei einer 50:50-Gewichtung der beiden Vorgehensweisen ergibt sich abgerundet das genannte Kursziel von 23,00 Euro.

Die fünf erwähnten potenziellen Argumente, die zu einer Neubewertung bei den Aktien von RWE führen könnten, lautet wie folgt: Für Gandolfi ist der Konzern erstens der einzige Wind-/Solarentwickler, der auf Basis der Schätzungen für 2020 mit einem einstelligen KGV gehandelt werde. Zweitens mache die Umstrukturierung das Unternehmen zu einem reinen Akteur auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien und durch die Ausgliederung des konventionellen Stromerzeugungsgeschäfts könnte ein Mehrwert von mehr als 30 Prozent geschaffen werden.

Drittens werde ein Viertel der deutschen Grundlastkapazität bis 2025 stillgelegt, was den Strommarkt straffen und die Strompreise unterstützen werde. Viertens erscheine die negative Reaktion auf die Probleme beim Braunkohlenbergwerk Hambach übertrieben zu sein. Gandolfi schätzt die Nettoauswirkungen einer dauerhaften Schließung auf unter eine Milliarde Euro vor einer möglichen Kompensation. Fünftens sei es so, dass durch einen Anstieg der Realzinsen um 100 Basispunkte die wirtschaftliche Nettoverschuldung um mehr als eine Milliarden Euro sinken würde.

Ansonsten ist Goldman Sachs davon überzeugt, dass bei RWE Wachstum im Bereich der erneuerbaren Energien und Restrukturierungsoptionen zu einem derzeit attraktiven Einstiegspunkt führen. Der Geschäftsbereich erneuerbare Energien, dessen Eigenkapitalwert man am Gesamtunternehmen auf 90 Prozent taxiert, werde mit einem EBITDA-Multiplikator von rund 7,5 auf Basis der Schätzungen für 2020 gehandelt. Das entspreche einem deutlichen Bewertungsabschlag gegenüber den Mitbewerbern.

Abschließend heißt es auch noch, in den vergangenen zehn Jahren seien die Strompreise in Deutschland aufgrund des gestiegenen Überangebots um rund 80 Prozent gesunken. Doch dieser Trend dürfte sich nun bald umkehren. Denn wie bereits erwähnt dürften mehr als ein Viertel der Grundlastkapazität des Landes bis 2025 verschwinden. Man rechne jedenfalls mit einer schrittweisen Stilllegung von Kohle und Braunkohle, was bei RWE die Margenausweitung unterstützen dürfte und das EBITDA um rund 200-250 Millionen Euro zu steigern verspreche.

Charttechnik



Wie ein von Januar 2008 bis September 2015 verbuchter Kursrückgang von 100,64 Euro auf 9,20 Euro belegt, hatten die Aktien von RWE lange keinen leichten Stand bei den Anlegern. Von den erwähnten Tiefs konnte sich der Titel zuletzt aber lösen. Seit Juni 2017 ist allerdings nur ein Seitwärtstrend zu konstatieren und ein erfolgreicher Ausbruch daraus wäre letztlich erst bei einem Sprung über das Vorjahreshoch von 23,14 Euro vollzogen.



Profil



Die RWE AG ist die Holdinggesellschaft der RWE Gruppe, die zu den führenden europäischen Energieversorgern zählt. RWE ist auf allen Wertschöpfungsstufen der Energieversorgung tätig. Dazu gehören Öl, Gas und Braunkohle, der Bau und Betrieb von konventionellen und erneuerbaren Kraftwerken, der Handel mit Rohstoffen sowie der Transport und die Vermarktung von Strom und Gas. RWE fokussiert sich auf den europäischen Markt. Dabei gehört der Energieversorger in Deutschland, den Niederlanden und in Großbritannien zu den Marktführern. RWE setzt auf ein Kraftwerksportfolio und ein Investitionsprogramm zum Aufbau neuer klimaschonender und flexibler Erzeugungskapazitäten.

Im Dezember 2015 wurde bekannt, dass der Vorstand die Aufspaltung des Unternehmens in zwei börsennotierte Gesellschaften plane. Dabei sollen die Geschäftsfelder Erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb im In- und Ausland in eine neue Gesellschaft ausgegliedert werden. Am 11.12.2015 stimmte der Aufsichtsrat einstimmig den Plänen zum Konzernumbau zu. Die neue Tochtergesellschaft Innogy wurde 2016 an der Börse notiert. Im März 2018 wurde bekannt, dass die Anteile der innogy SE im Rahmen eines weitreichenden Tauschs von Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen an E.ON verkauft werden sollen. RWE soll im Gegenzug das Erneuerbaren Energien-Geschäft von E.ON erhalten.

Auf Seite 3: SAP





SAP-Aktie



Bei dem zweiten der vier deutschen Favoriten in der European Conviction List handelt es sich um den Software-Hersteller SAP. Grundsätzlich ist Goldman Sachs hier der Ansicht, dass das neue Kernprodukt SAP S/4HANA an Akzeptanz bei den Kunden gewinnt. Das Kursziel ist im Zuge einer Kaufempfehlung auf 122,00 Euro festgezurrt. Eine Vorgabe, die theoretisch ein Aufwärtspotenzial von 31,9 Prozent gemessen am aktuellen Kurs von 92,51 Euro verspricht. Das genannte Zwölfmonats-Kursziel unterstellt auf Basis der Schätzungen für 2019 ein KGV von 26 als gerechtfertigt.

Der zuständige Analyst Mohammed Moawalla basiert seine Anlagethese darauf, dass der Markt zuletzt von der zeitlich nach hinten verschobenen Margenausdehnung enttäuscht gewesen sei. Aus seiner Sicht ist das Unternehmen aber erfolgreich dabei, den Umsatz schneller in Richtung eines wiederkehrenden, subskriptionsgesteuerten Geschäftsmodells auszurichten, was längerfristig betrachtet werthaltiger sei.

Der beschleunigte Rückgang der On-Premise-Lizenzen, den er für die Zukunft erwartet, dürfte die operative Margenausweitung belasten, aber die Kernhebel der Margenausweitung seien weiter intakt - insbesondere die Cloud-Rohertragsausweitung und die Disziplin bei den Betriebskosten.

Auf der jüngst von Goldman Sachs ausgerichteten German Corporate Conference habe SAP betont, dass man weiterhin von einer Wachstumsdynamik im S4HANA-Produktzyklus mit rund 9000 Kunden im vierten Betriebsjahr ausgehe. Die jüngsten Ergebnisse von SAP im dritten Quartal 2018 hätten auch die Kernelemente der Umsatzerwartungen von Moawalla bestätigt. Denn es sei ein beschleunigtes Wachstum der Cloud-Abonnements zu registriergen gewesen sowie Dynamik im S/4 HANA-Produktzyklus.

Moawalla geht davon aus, dass seine Schätzung einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 2017-2022 von rund 31 Prozent p.a. beim Umsatz durch das breite Portfolio von SAP in der Cloud gestützt werde. Das gelte sowohl für die organische Entwicklung in den Bereichen Salesforce-Automatisierung, Services und Marketingautomatisierung als auch für die Akquisitionen von Hybris (E-Commerce und Kundenbindung), Gigya (Kundenprofile von über eine Milliarde. Anwendern, die GDPR-konform sind) und Callidus (Spezifikation und Preisgestaltung).

Die Bewertung dieses DAX-Vertreters sei weiter attraktiv, wobei eine abgezinste Cash-Flow-Berechnungsmethode signalisiere, dass der Kurs derzeit ein Umsatzwachstum von sechs Prozent unterstelle und stagnierende Margen. Für Moawalla handelt es sich dabei um konservative annahmen, denn damit würden die Wachstumsaussichten aus dem S4HANA-Produktzyklus und der HANA Cloud Platform sowie den Cross-Selling-Synergien unterschätzt, die ein nachhaltiges Wachstum in der Cloud ermöglichen.

Charttechnik



Der Aktienkurs von SAP hat es von November 2002 bis September 2018 geschafft, sich von 10,41 Euro auf 107,80 Euro nach oben zu schrauben. Das ist eine Bilanz, mit der mal als Langfrist-Anleger sehr gut leben können dürften. Allerdings hat sich in den vergangenen Wochen eine Korrekturbewegung entfaltet. Durch die dabei erlittenen Verluste kostet der Titel derzeit weniger als im Februar 2017. Neben einem kurzfristigen Abwärtstrend hat sich damit ein mittelfristiger Seitwärtstrend entfaltet. Jetzt muss die SAP-Aktie primär den langfristigen Aufwärtstrend verteidigen, anstatt bereits jetzt schon von neuen Kursrekorden zu träumen.



Profil



Die SAP SE zählt weltweit zu den führenden Anbietern von Unternehmenssoftwarelösungen, die die verschiedenen Prozesse innerhalb der Unternehmen und über Unternehmensgrenzen hinweg organisieren. Das Portfolio umfasst Geschäftsanwendungen für große und mittelständische Betriebe sowie Standardlösungen für kleine und mittelgroße Firmen. Darüber hinaus unterstützt SAP mit branchenspezifischen Lösungen Kernprozesse in den Industriezweigen Handel, Finanzen, High-Tech, im Gesundheitswesen und öffentlichen Verwaltungen.

Das Flaggschiff des Konzerns stellt dabei die SAP Business-Suite dar, die auf die jeweiligen Anforderungen und Geschäftsziele exakt zugeschnitten werden kann. Basis dieser Anwendung ist die von SAP entwickelte Datenbanktechnik Hana, bei der Daten nicht mehr auf der Festplatte, sondern im Arbeitsspeicher abgelegt werden und so schneller zur Verfügung stehen.

Auf Seite 4: Deutsche Post





Deutsche Post-Aktie



In der European Conviction List von Goldman Sachs sind auch die Aktien der Deutschen Post enthalten. Die Analysten sehen in dem DAX-Vertreter eine robuste strukturelle Wachstumschance. Das Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten ist auf 43,00 Euro festgezurrt. Es bewegt sich somit um 49,4 Prozent über der aktuellen Notiz von 28,78 Euro. Auf Höhe der Zielvorgabe sei der Titel für 2019 mit einem Verhältnis von Unternehmenswert zum EBIT von 12,5 ausgestattet.

Zur Investmentthese erklärt die zuständige Analystin Matija Gergolet, bei dem Unternehmen handele es sich um den weltweit führenden Anbieter in der Expresszustellung. Zudem sei die Gesellschaft Marktführer bei Paketen in Deutschland und ein etablierte deutscher Briefdienstleister. Sie geht außerdem davon aus, dass sich der Konzern erfolgreich für das strukturelle Wachstum im E-Commerce-Bereich positioniert hat, wobei der Anteil der B2C/E-Commerce-Pakete von sieben Prozent des EBITs im Jahr 2010 auf geschätzt rund 26 Prozent in 2018 gestiegen sei. Weitere Margenverbesserungen im Bereich Global Forwarding, Preiserhöhungen und Kostenkontrolle deuteten darauf hin, dass das Chancen-Risiko-Verhältnis vorteilhaft sei.

Die Deutsche Post habe durch organische Investitionen, Akquisitionen und Partnerschaften ein paneuropäisches Paketnetzwerk aufgebaut und dabei die Marke und das vorhandene Know-how genutzt. Da der E-Commerce im In- und Ausland weiter wachse, sieht Gergolet den Konzern gut positioniert, um weiterhin vom hohen Wachstum der B2C-Pakete zu profitieren.

Die Deutsche Post habe im dritten Quartal 2018 eine gute Gesamtperformance erzielt, mit Anzeichen für eine Trendwende bei Mail & Parcel und einer Dynamik im Bereich Global Forwarding. Gergolet prognostiziert für 2019-2021 ein EBIT-Wachstum von elf Prozent p.a. da das Unternehmen vom Wachstum im Express- und B2C-Paket-/E-Commerce profitiere und der Turnaround von Mail & Parcels und Global Forwarding an Dynamik gewinne.

Sie erwartet ein stärkeres EBIT-Wachstum bei Mail & Parcel, unterstützt durch Preiserhöhungen, ab Mitte 2019. Die Deutsche Post strebe für 2019 eine Preiserhöhung bei Paketen deutlich über der Inflationsrate an, um höhere Kosten auszugleichen, die sich 2018 negativ auf die Marge auswirkten. Im Hinblick auf die Verzögerung bei der Erhöhung der regulierten Postpreise (von Januar 2019 bis Mitte 2019) ist sie der Ansicht, dass die Bewertung nicht berücksichtigt, dass die Deutsche Post eine finanziell Kompensation erhalten wird.

Charttechnik



Der Aktienkurs der Deutschen Post ist von März 2009 bis Dezember 2017 von 6,65 Euro auf 40,99 Euro gestiegen. Die dadurch in dieser Zeit aufgebaute günstige Charttechnik hat der Titel angesichts der zuletzt erlittenen Einbußen etwas verspielt. Wichtig ist jetzt primär erst einmal, den doppelten Boden im Bereich des Jahrestiefs von 27,50 Euro zu halten, denn ein Fall darunter würde den seit Mitte Dezember bestehende Abwärtstrend als intakt untermauern und die Chance auf eine Bodenbildung mit anschließender Aufwärtsbewegung zunächst zu Nichte machen.



Profil



Die Deutsche Post AG ist ein weltweit führender Post- und Logistik-Konzern. Das Unternehmen stellt Logistiknetze für die globalen Post- und Warenströme sowie die damit verbundenen Informations- und Finanzaktivitäten bereit. Mit den Konzernmarken Deutsche Post und DHL verfügt die Gesellschaft über ein einzigartiges Leistungsspektrum rund um Logistik und Kommunikation (Paket-, Express-, Briefgeschäft). Zudem enthält das Angebot einfach zu handhabende Standardprodukte wie auch maßgeschneiderte Lösungen, die vom Dialogmarketing bis hin zur industriellen Versorgungskette reichen.

Die Deutsche Post unterstützt Kunden in der Verteilung von Presseerzeugnissen sowie Werbe- und Katalogsendungen und bietet Gesamtlösungen für die Unternehmenskommunikation. Über den reinen Transport hinaus werden auch Zusatzleistungen erbracht und beispielswiese Software zur Adressverwaltung oder zur Verwaltung von Verteilgebieten von Postwurfsendungen bereitgestellt. Ende 2016 übernahm der Konzern den britischen Post- und Logistikdienstleister UK Mail.

Auf Seite 5: Wirecard





Wirecard-Aktie



Der vierte deutsche Wert in der European Conviction List von Goldman Sachs heißt Wirecard. Aus Sicht der US-Investmentbank ist dieser DAX-Vertreter aus Wachstum getrimmt. Das Kursziel hat die US-Investmentbank in diesem Fall auf 250,00 Euro beziffert. Das heißt, um diese Vorgabe zu erreichen, müsste dieser Titel bei einer aktuellen Notiz von 140,80 Euro um 77,6 Prozent steigen.

Das genannten Zwölfmonats-Kursziel ergibt sich aus einer Berechnungsmethode, bei welcher der Bewertung auf KGV-Basis von 235,00 Euro je Aktie eine Gewichtung von 70 Prozent zugebilligt wird (was ein KGV von 55,5 für 2019 impliziert) und dem Übernahmewert von 285,00 Euro (Verhältnis von Unternehmenswert zum Umsatz von 12,5, was im oberen Bereich den zuletzt üblichen Bewertungen bei Übernahmen im Zahlungsverkehrssektor entspricht) eine Gewichtung von 30 Prozent.

Die Anlagethese besteht hier den Angaben zufolge darin, dass sich das komplexe Zahlungsverkehrs-Segment im Internet schneller denn je bewege und Wirecard als Online-First-Leader gut positioniert sei, um von diesem Branchenwachstum zu profitieren. Wirecard habe außerdem auch seine geografische Präsenz in den schnell wachsenden asiatischen Märkten erweitert und verfüge über zusätzliche Cross- und Upselling-Möglichkeiten, da man erfolgreich dabei sei, die jüngsten Akquisitionen in das Geschäft zu integrieren. Diese Faktoren stützen die Prognose, dass das kontinuierliche organische Umsatzwachstum von Wirecard von rund 25 Prozent auch mittelfristig nachhaltig sei.

Darüber hinaus heißt es, nur 15 Prozent der globalen Transaktionen erfolgten derzeit elektronisch, davon seien nur rund acht Prozent vollständig digitalisiert. Goldman Sachs erwartet daher für die nächsten drei Jahre ein Marktwachstum von rund 15 Prozent p.a., wobei Wirecard durch die jüngsten Akquisitionen in schnell wachsenden Märkten wie Asien, Lateinamerika und Afrika gut positioniert sei. Partnerschaften, zum Beispiel mit AliPay und WeChatPay, gäben Wirecard zudem auch die Möglichkeit, an den Ausgaben chinesischer Touristen teilzuhaben und erweiterten so die Reichweite weiter.

Das Unternehmen habe jüngst auf einem Kapitalmarkttag die eigenen Finanzziele für 2025 bekannt gegeben. Diese beinhalteten ein Transaktionsvolumen von mindestens 710 Milliarden Euro, einen Umsatz von mehr als zehn Milliarden Euro und ein EBITDA von mehr als 3,3 Milliarden Euro. Hinzu komme eine mehr als 65-prozentige Konvertierung des EBITDA in freien Cash Flow. Das entspreche von 2020-2025 einem Anstieg des Transaktionsvolumens von mehr als 25 Prozent p.a., wobei das auch für die zu erwartenden Zuwachsraten beim Umsatz und dem EBITDA gelte. Es zeichne sich somit weiterhin ein über dem Marktdurchschnitt liegendes Wachstum ab und somit anhaltende Marktanteilsgewinne, was positiv zu bewerten sei.

Charttechnik



Mit einem Anstieg von 0,77 Euro auf 195,75 Euro, den der Titel von Februar 2003 bis September 2018 vorzuweisen hat, zählte Wirecard mit zu dem Besten, was der deutsche Aktienmarkt zu bieten hatte. Der in dieser Zeit aufgebaute langfristige Aufwärtstrend fällt jedenfalls sehr beeindruckend aus. Dieser ist auch nach wie vor intakt, wobei kurzfristig betrachtet natürlich die zuletzt zu beobachtende deutliche Kurskorrektur das Chartbild dominiert. Trotz deutlicher Einbußen ist aber weiterhin etwas Luft, bis der erwähnte langfristige Aufwärtstrend in Gefahr geraten würde.

Profil



Die Wirecard AG ist einer der führenden internationalen Anbieter elektronischer Zahlungs- und Risikomanagementlösungen. Weltweit unterstützt Wirecard über 20.000 Kunden aus unterschiedlichen Branchen bei der Automatisierung ihrer Zahlungsprozesse und der Minimierung von Forderungsausfällen. Die Wirecard Bank AG bietet Konten- und Kreditkarten-Dienstleistungen sowohl für Geschäfts- als auch Privatkunden und ist Principal Member von VISA, MasterCard und JCB und als Kreditkarten-Acquirer weltweit aktiv.

Der Internetbezahldienst Wirecard ermöglicht Konsumenten sicheres Bezahlen bei Millionen von MasterCard Akzeptanzstellen. Zusätzlich können registrierte Nutzer in Echtzeit untereinander Geld versenden oder empfangen. Darüber hinaus bietet die Wirecard-Gruppe über die eigene Bank Lösungen in den Bereichen Corporate Banking, Prepaid- bzw. Co-branded-Karten- sowie Konten-Produkte; sowohl für Geschäfts- als auch für Privatkunden.