Europas größter Softwarekonzern, Weltmarktführer für Unternehmenssoftware, bleibt trotz des zu Jahresbeginn angekündigten Umbaus stabil auf Kurs. Mit der starken Bilanz für das erste Quartal ist Aktie einer der Top-Titel im DAX. Finanzvorstand Luka Mucic erhöhte die Prognose für operativen Gewinn für 2019. Nun erwarten die Walldorfer das Betriebsergebnis (Non IFRS und währungsbereinigt) in einer Spanne zwischen 7,85 Milliarden und 8,05 Milliarden Euro. Zuvor wurden 7,7 bis acht Milliarden Euro Gewinn avisiert.

Der neue Zielkorridor entspricht einem Zuwachs zwischen 9,5 und 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei Mietsoftware, dem wichtigsten Treiber für das Unternehmenswachstum, peilt SAP dagegen weiterhin operative Erlöse (Non IFRS und währungsbereinigt) zwischen 6,7 und sieben Milliarden Euro an. Gegenüber dem Vorjahr wäre das beim Umsatz ein Zuwachs zwischen 33 und 39 Prozent. Zum Vergleich: Beim Gesamtumsatz erwartet SAP für 2019 ein Plus zwischen 8,5 und zehn Prozent. Unterm Strich also einen Erlös zwischen 22,4 bis 22,7 Milliarden Euro .

US-Hedgefonds Elliott steigt ein


Inzwischen ist SAP auch ins Visier des vom aktivistischen US-Investor Paul Singer gegründeten Hedgefonds Elliott geraten. Die SAP-Beteiligung von 1,2 Milliarden Euro ist Singers erstes Technologieinvestment in Europa. Der neue Großaktionär stellte sich hinter das Management. Man unterstütze SAPs Initiativen vollumfänglich teilte der Hedgefonds mit. Der für seinen oft harschen Umgang mit dem Top-Management von Unternehmen bekannte Investor hatte hierzulande zuletzt bei Thyssenkrupp, Uniper und beim Anlagenbauer Gea lautstark von sich reden gemacht. Für SAP sei es nun an der Zeit, die Früchte aus den Investitionen der Vergangenheit zu ernten, machte Elliott klar. In den USA ist der Hedgefonds am Online-Händler Ebay, Computerbauer Dell und am IT-Dienstleister Cognizant beteiligt.

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Megatrend Cloudsoftware


Wachstumsstarke Cloudsoftware liefert inzwischen rund 30 Prozent des SAP-Geschäfts. Programme in der Cloud sind Mietsoftware, die zentral in den Rechenzentren von SAP oder von Cloud-Dienstleistern gespeichert wird. Von dort wird sie von Firmenkunden via Internet abgerufen. Abgerechnet wird dann im Abo nach Bedarf und Umfang der Nutzung. Bei dem Megatrend zur Nutzung der Cloudprogramme, der inzwischen über die Softwarebranche hinaus wirkt, muss sich SAP auch gegen neue Konkurrenten wie Salesforce und Workday behaupten, die als Anbieter von Mietsoftware gestartet sind.

Darüberhinaus ist Cloudsoftware und die dafür notwendige Infrastruktur die Grundlage für die weitere Digitalisierung der verschiedenen Industrien - Stichworte Internet der Dinge und Industrie 4.0. Damit entstehen auch für Softwareentwickler wie SAP neue Märkte, die früh besetzt werden müssen. Auch deshalb haben sich die Walldorfer bisher als einziger Konzern in der Branche entschieden, bei der Softwareentwicklung mit den Betreibern von großen Rechenzentren, den sogenannten Hyperscalern, zusammenzuarbeiten. Diese Konzerne, Riesen wie Amazon, Alphabets Google oder Microsoft setzen die Standards in der Infrastruktur der Cloud. Über die Kooperation mit diesen Unternehmen in Bezug auf Standards stellt SAP sicher, dass seine Programme gut zu den neuen Umgebungen in der Cloud passen und damit von Firmenkunden schnell akzeptiert werden.

Um bei diesem Umbruch in der Branche weltweit zu den Gewinnern zu gehören, stellt sich SAP neu auf. Anfang Januar hatte Chef Bill McDermott den Abbau von 4400 von weltweit 96 500 Stellen angekündigt. Hochrangige Experten verließen den Konzern, genauso wie zwei langjährige Mitglieder des Vorstands. Mit neuen Einstellungen will SAP die Anzahl seiner Mitarbeiter bis Jahresende jedoch auf mehr als 100 000 erhöhen. "SAP wächst deutlich schneller als unsere Wettbewerber, sowohl im Kerngeschäft als auch in der Cloud", trommelte McDermott nach den starken Quartalszahlen.

Bis 2023 strebt SAP rund 35 Milliarden Euro Umsatz an. Zur Einordnung: 2019 sollen es mindestens 22,4 Milliarden sein. Darüber hinaus soll die operative Marge bis 2023 kontinuierlich steigen. Werden diese Ziele erreicht, geht McDermott davon aus, das SAP von Investoren stärker als bisher als erfolgreicher Anbieter von Cloudsoftware gesehen wird. An er Börse sollte SAP dann 250 bis 300 Milliarden Euro wert sein, hatte McDermott jüngst prognostiziert Das wäre eine gute Verdopplung der aktuellen Werts.

Fazit: Die Aktie des wertvollsten europäischen Softwarekonzerns bleibt ein langfristig aussichtsreiches Investment - auch größere Kursschwächen sind gute Kaufgelegenheiten.

Kursziel: 128,00 Euro

Stoppkurs: 82,00 Euro