Zu Weihnachten und Silvester knallten nicht nur in Deutschland wieder die Sekt- und Champagner-Korken. Wer derzeit bei den Glassammelstellen vorbeischaut, steht oft vor vollen Containern. Gründe zum Feiern gibt es immer wieder, Schaumwein bleibt gefragt. An der Börse wird die Branche allerdings kaum beachtet, die Auswahl an passenden Papieren ist sehr übersichtlich.

Der Weinhändler Hawesko ist Nebenwertefans bekannt, prickelnder für das Depot sind die Aktien der Sektkellerei Schloss Wachenheim. Mit einer Marktkapitalisierung von 116 Mio. Euro liegt der Small Cap so gerade im dreistelligen Bereich, dürfte aber kaum von Investoren beachtet werden. Research-Studien sind Mangelware, dass durchschnittliche Handelsvolumen liegt bei rund 50.000 Euro pro Tag. Klein aber fein trifft hier aber nur auf die Börsennotiz zu. In der Branche ist die Sektkellerei ein Begriff und zählt zu den weltweit größten Herstellern des prickelnden Vergnügens. Bekannte Marken sind in Deutschland Faber, Feist und Nymphenburg Sekt, in Frankreich Muscador und Opéra. Produktionsstandorte liegen in Deutschland, Polen, Rumänien und Frankreich. Natürlich erstreckt sich das Angebot nicht nur auf Schaum- und Perlweine, im Sortiment finden sich auch alkoholfreie Sparkling-Getränke sowie Wermut, Cider, Spirituosen und hochwertige deutsche Qualitätsweine.

Doch wie so häufig sind die inneren Werte entscheidend. Und hier sollten vor allem Value Investoren ganz genau hinsehen

Auf Seite 2: Weiße Weste seit 1998





Weiße Weste seit 1998



Blicken wir zunächst auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis, mit dem deutlich wird, ob ein Unternehmen über oder unter seinem bilanziellen Buchwert notiert. Liegt der Wert unter eins, bekommen Anleger die Aktie mit einem Abschlag auf den Gesamtwert. Auf Basis der jüngsten Daten errechnet sich ein Buchwert von 17,54 Euro, die Aktie selbst gibt es nach den jüngsten Gewinnmitnahmen deutlich günstiger, was zu einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,84 führt. Der Abschlag scheint aber nicht gerechtfertigt, Kurse auf Buchwert-Niveau wären mehr als angemessen, denn auch die anderen Kennzahlen überzeugen.

Vor allem die langfristige Entwicklung kann sich sehen lassen, wie Börse Online-Abonnenten im Premium-Bereich mit Hilfe der BO Data Interactive-Tabellen leicht nachschlagen können. Bereits seit 1998 trumpft die Sektkellerei mit einem positiven Ergebnis je Aktie auf. Auch in den konjunkturell sehr schwierigen Jahren wie 2002 oder 2009 lieferte das bereits 1888 unter dem Namen "Deutsche Schaumweinfabrik in Wachenheim" gegründete Unternehmen schwarze Zahlen. Nur wenige Aktien auf dem deutschen Kurszettel können eine ähnliche Erfolgsbilanz vorweisen. Für 2016 rechnet Börse Online mit einem Ergebnis von 1,49 Euro je Papier, was zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9,6 führt.

Durchaus ansehnlich für einen Small Cap fällt auch die Dividendenrendite aus. Zuletzt mussten Aktionäre vor rund acht Jahren eine Nullrunde hinnehmen, seitdem zieht die Ausschüttung kontinuierlich an. Zuletzt wurde die Ausschüttung um 18 Prozent auf 0,40 Euro pro Aktie erhöht. Börse Online erwartet hier vorerst keine Änderung, die Verzinsung liegt somit bei 2,8 Prozent. Zur Orientierung: Für den SDAX errechnet sich derzeit eine Dividendenrendite von 1,7 Prozent, rund drei Prozent sind es beim DAX.

Auf Seite 3: 300 Prozent und besser als der DAX





300 Prozent und besser als der DAX



Auch sonst braucht sich die Aktie nicht zu verstecken, gerade auch mit Blick auf die Performance. Während der DAX und MDAX auf Basis von drei und sechs Monaten im Verlust liegen, entwickelten sich die Papiere der Sektkellerei aus Trier mit sieben und 15 Prozent deutlich besser. Seit dem Tief 2009 steht ein Zuwachs von gut 300 Prozent in den Büchern, erst im Dezember kletterte die Aktie mit 16 Euro auf den höchsten Stand seit 1997.

Untermauert wird dies von einer gewohnt soliden Geschäftsentwicklung. Im ersten Quartal 2015/16, dass sich von Juli bis September erstreckte, kletterte die Absatzmenge um knapp sechs Prozent auf 52,9 Millionen Flaschen bei einer Rohmarge, die mit 29 Mio. Euro um ungefähr zwei Prozent über dem Niveau der ersten drei Monate des Vorjahres lag. Auch die Eigenkapitalquote von 55 Prozent kann sich sehen lassen, drei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Deutschland steht in den nächsten Monaten im Fokus: Bisher haben sich die im vergangenen Geschäftsjahr eingeleiteten Maßnahmen wie die strategische Neuorientierung bei der Preisstellung wichtiger Marken sowie Anpassungen in den Sortiments- und Vertriebsstrukturen noch nicht in vollem Umfang ausgewirkt. Beim Ebit gelang sogar ein Zuwachs von knapp 60 Prozent, rückläufige Werbeaufwendungen und eine starke Geschäftsentwicklung in Frankreich sind die Gründe.

Rot markieren sollten sich Anleger den 23. Februar, wenn die Sektkellerei mit den Zahlen für das erste Halbjahr und damit auch über das traditionell sehr wichtige Jahresendgeschäft berichten wird. Es sollte sich lohnen, vorher einige Aktien ins Depot zu legen, um dann die Korken knallen zu lassen. Börse Online sieht das Kursziel bei 18,50 Euro. Abgesichert mit einem Stopp bei 12,50 Euro bieten die Papiere ein prickelndes Chance-Risiko-Verhältnis.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.

www.index-radar.de