An der Börse kam die Nachricht gut an: Beide Aktienkurse zogen nach oben. Mit der Fusion schmieden Siemens und Alstom einen Gegenspieler zu der unangefochtenen Nummer eins in der Welt der Zugbauer: dem chinesischen Konzern CRRC. Siemens-Konzernchef Joe Kaeser wirbt seit Monaten dafür, dem Branchenriesen einen starken Rivalen entgegenzusetzen. CRRC drängt massiv auf den Weltmarkt. Mit einem Umsatz von umgerechnet 30 Milliarden Euro ist er doppelt so groß wie eine fusionierte Siemens-Alstom, die auf 15 Milliarden Euro Umsatz und mehr als 60.000 Beschäftigte käme.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters soll die Zug-Sparte Siemens Mobility auf Alstom verschmolzen werden. Siemens soll an dem fusionierten Konzern 50 Prozent plus eine Aktie halten. Dafür stellen die Franzosen den Vorstandschef.

Neben den Aufsichtsgremien der Konzerne müssen noch die Bundesregierung sowie die Kartellbehörden ihr Ja-Wort geben. Durch die Verschmelzung von Siemens und Alstom entsteht eine starke europäische Marktmacht. Die Wettbewerbshüter könnten das Projekt also noch stoppen.

Diese Bedenken hätte es beim Zusammenschluss mit den kanadischen Konkurrent Bombardier wohl nicht gegeben. Kaeser hatte lange mit dieser Version geliebäugelt, aber in letzter Minute Zweifel an der Stabilität von Bombardier bekommen.

Auf Seite 2: Einschätzung der RedaktionEinschätzung der Redaktion: Kaufen

Siemens ist im Wandel: Die Zugsparte soll gestärkt werden, das Gesundheitssegment "Healthineers" Anfang 2018 an die Börse gebracht werden. Vor allem die Spartenfusion mit dem französischen Zugbauer Alstom bringt Fantasie: laut Berechnungen der Analysten von Barclays würden Kostenkürzungen um zwei Prozent das operative Ergebnis in diesem Bereich um 26 Prozent ansteigen lassen.

Im vergangenen Quartal hatte das Energiesegment von Siemens Schwäche gezeigt: Das operative Ergebnis des margenschwachen "Strom & Gas" ging um 91 Millionen Euro zurück. Siemens kämpft hier um Aufträge. Das Geschäftsjahr bis Ende September soll aber laut Chef Joe Kaeser ein "weiteres operatives Rekordjahr" werden.

Sollten Fusion, Abspaltung und Rekordjahr klappen, gibt das Fantasie für den Kurs. Die Aktie hat Potenzial nach oben und die Dividendenrendite stimmt auch.

Kursziel: 131 Euro

Stoppkurs: 108,70 Euro