Es könnte ein rasanter Aufstieg werden: Erst seit acht Wochen ist der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers an der Börse notiert, schon wird über seine Aufnahme in einen großen Index diskutiert. "Ich gehe davon aus, dass Healthineers spätestens im August in den MDAX aufsteigen wird", sagte Indexexperte Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zu BÖRSE ONLINE. Bereits im Juni dürfte der Börsenfrischling im Rahmen der anstehenden Indexüberprüfung zunächst in den TecDAX aufrücken: "Die Wahrscheinlichkeit ist hoch", sagte Streich unter Verweis auf die beiden relevanten Kriterien Streubesitz und Marktkapitalisierung.

Die Aufnahme in einen namhaften Index dürfte das Interesse an Healthineers noch erhöhen - sowohl auf Seiten internationaler Investoren als auch bei Fonds, die die Indizes exakt nachbilden und sich mit den entsprechenden Aktien eindecken müssen. Die nächste Indexüberprüfung steht am 5. Juni an, die Umsetzung würde zum 18. Juni erfolgen. Laut Commerzbank würde Healthineers zum viertschwersten Unternehmen im TecDAX werden.



Auf Seite 2: Manuel Neuers Daten zum Börsengang





Manuel Neuers Daten zum Börsengang



Mitte März hatte Healthineers als bislang wertvollster Börsengang dieses Jahres für Furore am Deutschen Aktienmarkt gesorgt: Für 4,2 Milliarden Euro hatte Siemens rund 15 Prozent oder 150 Millionen Aktien seiner einst als Healthcare firmierenden Sparte auf den Markt gebracht. Medienwirksam stand Nationaltorwart Manuel Neuer im schwarzen Anzug als Ehrengast beim Börsengang des Erlanger Unternehmens auf dem Parkett. Dort war ein "Magnetom" aufgebaut, das Aushängeschild unter den Magnetresonanztomografen (MRT) aus der Healthineers-Produktion. An diesem prangten die Daten des verletzten Torhüters, der sich in die Röhre gelegt hatte. Das Unternehmen ist auch offizieller Medizintechnikpartner von Neuers Klub FC Bayern München.

85 Millionen Euro ließ sich Healthineers den Gang an die Börse kosten, das Management erhofft sich davon schnellere Entscheidungen, mehr Wettbewerbsfähigkeit und einen direkten Zugang zum Kapitalmarkt. Beim Mutterkonzern Siemens gilt das Unternehmen als Ertragsperle: Es ist Weltmarktführer bei bildgebenden Systemen wie Röntgen- und Ultraschallgeräten sowie Magnetresonanztomografen. Der Name Healthineers ist eine Wortschöpfung aus healthcare, engineer und pioneer.

An ihrem ersten Handelstag waren die Papiere zu 29,10 Euro gestartet, der Ausgabepreis hatte bei 28 Euro gelegen. Der rasante Kursanstieg, der die Aktie Anfang April bis auf ihren bisherigen Höchststand bei 35,60 Euro trug, flachte zuletzt etwas ab. Seit Veröffentlichung der ersten Zwischenbilanz notiert das Papier um 33 Euro und hat damit noch etwas Luft bis zum durchschnittlichen Kursziel der Analysten, das bei etwa 35 Euro liegt.

Auf Seite 3: Dämpfer bei der Zahlenvorlage





Dämpfer bei der Zahlenvorlage



Einen Dämpfer gab es bei der Zahlenvorlage: Die hohen Kosten für den Börsenstart, der starke Euro und ein Personalumbau belasteten. Von Januar bis März sank das operative Ergebnis um 16 Prozent auf 457 Millionen Euro. Bereinigt hätte es unverändert bei 560 Millionen Euro gelegen - und damit über den Erwartungen der Analysten. Der Umsatz ging vor allem wegen Währungseffekten um fünf Prozent auf 3,23 Milliarden Euro zurück; auf vergleichbarer Basis stieg er um vier Prozent.

Am kräftigsten wuchs, Währungseffekte ausgenommen, das Geschäft mit Ultraschallgeräten, Magnetresonanz- und Computertomografen mit sechs Prozent. Die Diagnostiksparte, in der Healthineers auf das neue "Atellica"-Labordiagnostiksystem setzt, stagnierte indes auf bereinigter Basis. Die Markteinführung von Atellica laufe aber planmäßig, sagte Vorstandschef Bernd Montag. Er bekräftigte den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr (30. September): Der Umsatz soll auf vergleichbarer Basis im Jahresvergleich um drei bis vier Prozent zulegen, die bereinigte Ergebnismarge zwischen 17 und 18 Prozent liegen. Im zweiten Quartal lag sie bei 17,4 Prozent. Der Nettogewinn dürfte wegen der höheren Kosten unter dem Vorjahreswert liegen.