Als ein fast so schönes Geschenk wie rote Rosen haben die meisten Südafrikaner am Valentinstag, dem 14. Februar 2018, den Rücktritt ihres Präsidenten Jacob Zuma empfunden. Kurz darauf zog sein Nachfolger Cyril Ramaphosa in den Präsidentenpalast ein. Die Euphorie darüber gipfelte in der Wortschöpfung "Ramaphoria". "We fell in love with him", schwärmt Nazmeera Moola, Managing Director bei Investec Asset Management, noch heute.

Grund dafür war die enorme Korruption, die die neunjährige Amtszeit von Zuma geprägt hatte. Ökonomisch ging es in diesem Zeitraum steil bergab. Die Arbeitslosigkeit stieg auf knapp 28 Prozent. Da erschien vielen Südafrikanern Ramaphosa wie ein Heilsbringer.

Einen Valentinstag später ist aus Verliebtheit Ernüchterung geworden. Ramaphosa hat zwar einiges angestoßen, aber die Wirtschaft ist 2018 nur mit plus 0,7 Prozent gewachsen und die Arbeitslosigkeit sogar noch leicht gestiegen.

Bisher ist es dem Unternehmer und Multimillionär nicht gelungen, sein Land ähnlich erfolgreich zu managen wie seine Firmen. Allerdings hat er auch viele Probleme von Zuma übernommen. Dieser hat kaum etwas für die Verbesserung der Infrastruktur und des schlechten Bildungssystems, für mehr Rechtssicherheit sowie gegen aus­ufernde Kriminalität und enorme soziale Ungleichheit getan. Das Land am Kap zählt zu den Staaten mit den höchsten Einkommensdifferenzen weltweit.

Erschwerend kamen für Ramaphosa externe Einflüsse hinzu. Wegen steigender US-Zinsen kämpfen Schwellenländer mit Kapitalabflüssen, höherer Schulden­last und sinkenden Investitionen.

In diesem schwierigen ökonomischen Umfeld muss der neue Präsident nun Wahlkampf machen. Im Mai finden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Nur wenn Ramaphosa gewinnt und seine Partei ANC eine klare Mehrheit erzielt, kann er das Land wirtschaftlich wieder auf einen erfolgreichen Pfad bringen.

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Opposition ist stärker geworden

In den Umfragen liegen Ramaphosa und seine Partei vorn. Die oppositionelle Demokratische Allianz (DA) war bei den vergangenen Kommunalwahlen jedoch sehr erfolgreich und konnte in mehreren großen Städten die Mehrheit erobern. Eine Protestwahl ist nicht ausgeschlossen, weshalb der Urnengang kein Selbstläufer sein wird. Wähler, die der Regierung einen Denkzettel verpassen wollen, stimmen vor allem für die aufstrebende radikale schwarze Protestpartei Economic Freedom Fighters.

Diese treibt den ANC mit der Forderung nach der Enteignung von weißen Farmern vor sich her. Gegen seine Überzeugung hat sich Ramaphosa der Forderung gebeugt und plant nun tatsächlich, weiße Farmer ersatzlos zu enteignen. Das ist reiner Populismus, da der Agrarsektor nur 2,5 Prozent des BIP ausmacht. Im Ausland sorgt das aber für viel Wirbel und gefährdet Investitionen.

Politisch kann Ramaphosa zudem damit punkten, dass er korrupte Minister ausgetauscht hat und Untersuchungen gegen seinen Vorgänger und mit ihm verbundene Politiker und Unternehmer angestoßen hat. Auch hat er mehrere CEOs von Staatskonzernen ausgewechselt. Allerdings stößt er damit auch auf starke Widerstände innerhalb des ANC, da die Seilschaften von Zuma immer noch aktiv sind.

Tourismus wird angeschoben

Ramaphosa hat im Herbst ein Konjunkturprogramm angekündigt. Sicher nicht nur zur Ankurbelung der Wirtschaft, sondern auch, um seine Wahlchancen zu verbessern. Dazu zählt ein Infrastrukturfonds in Höhe von 23 Milliarden Euro zum Bau von Straßen und Schulen. Zudem soll die Vergabe von Visa erleichtert werden, um den Tourismus zu fördern. Das soll Arbeitsplätze schaffen und das marode Bildungssystem verbessern.

Helfen dürfte ihm überdies, dass der Zinserhöhungszyklus in den USA sich dem Ende zuneigt und der US-Dollar sich zuletzt gegen die Landeswährung Rand abgeschwächt hat. Das verringert die hohe Auslandsverschuldung und verbessert das Investitionsklima für Emerging Markets. Zudem sollte der Anstieg der Inflation durch die niedrigeren Importpreise gebremst werden. Diese liegt bei 5,3 Prozent und verhinderte bisher, dass die Zentralbank die hohen Leitzinsen von 6,75 Prozent zur Stützung der Konjunktur senken konnte.

All dies dürfte dafür sorgen, dass Südafrikas Wirtschaft die Rezession hinter sich lässt. Es wird für 2019 mit einem BIP-Zuwachs von 1,6 Prozent gerechnet. "Südafrikas Wirtschaft erholt sich zurzeit wieder, während das Wachstum im Rest der Welt zurückgeht. Das ist eine positive Entwicklung, die mittelfristig von den Investoren aber nicht überschätzt werden sollte. Denn es fehlen Lösungen für die großen strukturellen Probleme des Landes", mahnt Gerhard Heinrich, Schwellenländerprofi beim Researchhaus Emerging Markets Trader. Bis zur Wahl sollte sich der Aufschwung aber fortsetzen, was auch das Vertrauen in den Rand stärkt, der sich nach einer Baisse gerade zum Euro erholt. Das hohe Leitzinsniveau sollte die Devise überdies unterstützen.

Goldminenaktien bieten Chancen

Auch Südafrikas Goldminenfirmen haben Potenzial. "Sie leiden zwar unter teuren Produktionskosten, haben aber bei weiter steigendem Goldpreis einen hohen Gewinnhebel", sagt Heinrich. Anders als andere Kap-Anlagen eignen sie sich auch für mittelfristig orientierte Käufer. Denn nach der Wahl könnte die Euphorie der Investoren rasch verfliegen und damit auch das Interesse am Rand und an regionalen Bluechips.

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Investor-Info

Mini-future-Put EUR/ZAR
Auf Rand-Comeback setzen

Seit Herbst steigt Südafrikas Währung Rand (ZAR) zum Euro. Zuvor war sie 1,5 Jahre ­gefallen. Neben dem Ende des US-Zinserhöhungszyklus dürften die besseren Wachstumsaussichten am Kap die Ursache dafür sein. Auf Sicht der nächsten Monate sollte der Aufwärtstrend des ZAR weitergehen. Mit dem Mini-Future-Put auf EUR/ZAR von Vontobel profitieren Anleger mit Hebel 2,7 davon.

Harmony Gold Mining
Hebel auf den Goldpreis

Die zweitgrößte Goldminengesellschaft am Kap betreibt vor allem Untertagebergbau, was hohe Förderkosten nach sich zieht. Die Hausse beim Goldpreis hebelt daher den Ertrag der Firma. Das Gold-Kupfer-Großprojekt Wafi-Golpu in Papua-Neuguinea erhöht zudem langfristig die Ertragschancen. Die Aktie hat starke Ausschläge nach oben und unten.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 2,40 Euro
Stoppkurs; 1,30 Euro