Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums erklärte, "intelligente Raketen" sollten Terroristen treffen und nicht rechtmäßige Regierungen. Der Einsatz solcher Waffen könne ein Versuch sein, Beweise für einen mutmaßlichen Angriff mit Chemiewaffen in Syrien zu zerstören.

Russlands Botschafter im Libanon, Alexander Sasypkin, hatte erklärt, sollten die USA Syrien mit Raketen angreifen, dann würden diese abgeschossen und auch die Abschussvorrichtungen ins Visier genommen. Die europäische Flugsicherungsbehörde Eurocontrol warnte Fluggesellschaften, im östlichen Mittelmeer könnten innerhalb der nächsten 72 Stunden Luft-Boden-Raketen und Marschflugkörper eingesetzt werden.

Anlass des eskalierenden Konflikts ist ein mutmaßlicher Giftgasangriff in der syrischen Stadt Duma, bei dem Dutzende Menschen getötet und verletzt worden sein sollen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte am Mittwoch mit, bei etwa 500 Patienten, die behandelt worden seien, seien Symptome festgestellt worden, die auf einen Kontakt mit giftigen Chemikalien schließen ließen.

Der Westen macht Syriens Präsident Baschar al-Assad dafür verantwortlich. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte: "Es gibt schwere Indizien, die auf das syrische Regime weisen." Syrien und Russland weisen die Vorwürfe zurück. Russland sprach von einer Inszenierung durch die Extremisten, um dem Westen einen Vorwand für ein militärisches Eingreifen zu liefern. Syriens Außenministerium wirft den USA vor, mit Lügen einen Vorwand zu schaffen, um das Land ins Visier zu nehmen.

Trumps Ankündigung eines Raketenangriffs auf Syrien sorgt nach Angaben von Aktienhändlern an den Börsen für Verunsicherung. Der Frankfurter Leitindex Dax tauchte bis zum Nachmittag um gut ein Prozent auf 12.260 Punkte ab. Der EuroStoxx50 fiel um 0,8 Prozent auf 3411 Punkte.

DIREKTE KONFRONTATION ZWISCHEN RUSSLAND UND USA DROHT



Die Äußerungen des russischen Botschafters Sasypkins machen die Brisanz der Lage deutlich. Nach seinen Worten sind US-Kriegsschiffe in der Region ein potenzielles Angriffsziel, wenn von ihnen Marschflugkörper auf Syrien abgefeuert würden. Damit würde eine direkte Konfrontation der beiden Atommächte drohen.

Trump erklärte per Twitter, das Verhältnis beider Staaten sei noch nie so schlecht gewesen wie jetzt, nicht mal im Kalten Krieg. Zugleich sprach er sich für eine Zusammenarbeit mit Russland aus, in der Wirtschaft und beim Stopp des Rüstungswettlaufs. "Eine tolle Idee", sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums dazu. Man sollte mit den Chemiewaffen der USA beginnen.

Den Ernst der Lage führte auch die Eurocontrol-Warnung vor Augen. Die Fluggesellschaften sollten wegen der Gefahr von Luftangriffen in Syrien besondere Vorsicht im östlichen Mittelmeer walten lassen. Innerhalb der nächsten drei Tage könnten Luft-Boden-Raketen und Marschflugkörper eingesetzt werden. Zudem könne es zu Störungen von Navigationsgeräten kommen, teilte die Aufsichtsbehörde mit.

FLUGGESELLSCHAFTEN MEIDEN BETROFFENE REGION



Entsprechend warnten die Luftfahrtbehörden in den USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland vor dem Einflug in den syrischen Luftraum. Ein Lufthansa-Sprecher sagte am Mittwoch, die Gesellschaft vermeide den Luftraum im östlichen Mittelmeer schon seit geraumer Zeit. EasyJet erklärte, es habe Vorkehrungen getroffen. So würden Flüge von Tel Aviv aus auf eine sichere Route umgeleitet. EasyJet fliegt unter anderem von Berlin nach Tel Aviv. Ryanair und British Airways teilten mit, die Lage ernsthaft zu verfolgen.

Die Umstände des mutmaßlichen Giftgaseinsatzes in Duma sind unklar. Dort liefen bereits Verhandlungen über den Abzug der Rebellen der von Saudi-Arabien unterstützten Salafistengruppe Dschaisch al-Islam. Syrien bestreitet, Giftgas in Duma eingesetzt zu haben und hat Experten der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) eingeladen, in Duma die Vorwürfe zu überprüfen. Die OPCW will Inspektoren entsenden.