Nach einer Schwächeperiode, wie man sie von dem gemessen am Börsenwert weltgrößten Unternehmen im vergangenen Jahrzehnt nur während der Kreditkrise gewohnt war, ist die Apple-Aktie (WKN: 865985, 91,50 Euro, 114,67 Dollar) inzwischen wieder auf Erfolgskurs eingeschwenkt. Der langfristige Aufwärtstrend ist intakt und mit neuen Rekordnotierungen wurde erst jüngst ein prozykliches Kaufsignal generiert. Auch seit der letzten Besprechung in dieser Rubrik Mitte Dezember 2013 hat der Kurs rund 40 Prozent zugelegt.



Trotz dieser netten Performance-Bilanz scheint es für Gewinnmitnahmen aber noch immer zu früh zu sein. Denn die Tech-Ikone hat - ganz abgesehen von der Idee, auch stärker mit dem iPhone und dem iPad in das Geschäftskundensegment vorzudringen - noch einige Pfeile im Köcher, die ihr wahres Potenzial hoffentlich erst noch ausspielen werden. Zumindest falls sich die damit einhergehenden Hoffnungen tatsächlich erfüllen sollten und wofür wir die Chancen als nicht schlecht einstufen. Als Pluspunkt zu werten ist jedenfalls das neue iPhone 6 und das größere iPhone 6 Plus. Beide verkaufen sich sehr gut und auch unter dem Weihnachtsbaum dürften diese Produkte nicht selten landen.

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Top-Markenimage verhilft dem Mac zu einer Renaissance



Deutlich nachgelassen hat allerdings der Schwung beim iPad. Doch das wird wettgemacht mit dem traditionellen Mac, dessen Quartalsabsatz passend zum 30. Geburtstag des ersten Macintosh-Computers zuletzt um satte 21 Prozent gestiegen ist. Der Mac ist dadurch jetzt mit einem Umsatz von 6,625 Milliarden Dollar die Produktlinie mit dem zweithöchsten Umsatz nach dem iPhone. Denn das iPad kommt nur geringere 5,316 Milliarden Dollar. Inzwischen bedient Apple laut den Marktforschern von IDC wieder mehr als sechs Prozent des globalen PC-Markts. Dieser Anteil war seit 1995 nicht mehr so hoch, als Microsoft mit Windows 95 seine Herrschaft über den weltweiten Computermarkt antrat.

Der Mac gewann laut der Nachrichtenagentur Dow Jones in 33 der vergangenen 34 Quartale Marktanteile hinzu - ausgehend von 2,1 Prozent im Jahr 2006. Damit zeigt sich, die Popularität das iPhone strahlt auch auf andere Produktlinien aus und dient als Türöffner für Kunden, die sich ansonsten nicht für Apple entscheiden würden. Eine Beobachtung die auch Apple-Marketingchef Phil Schiller bestätigen kann. "Wenn jemand das erste Mal eine großartige Nutzererfahrung mit einem Apple-Produkt hat, wählt er viel schneller ein anderes Gerät von Apple."



Das ist ein Verhaltenstrend, der auch bei ganz neuen Produkten helfen könnte. Etwa bei der Apple Smartwatch, die im kommenden Jahr zu einem Preis von voraussichtlich 350 Dollar auf dem Markt kommen sollen. Jüngsten Meldungen zufolge hat Apple bei den Zulieferern Aufträge platziert, die auf eine Produktion von 30 bis 40 Millionen Einheiten schließen lassen. Können diese alle losgeschlagen werden, wäre der nächste Expansionsschritt gemacht.

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Apple Pay könnte der nächste Ertragsbringer werden



Sogar schon etwas weiter ist man mit dem elektronischen Zahlungssystem Apple Pay. Der Marktstart ist hier bereits erfolgt und am Anfang gab es auch ein paar Schwierigkeiten, weil einige US-Handelsunternehmen, die mit eigenen Bezahlangeboten selbst Geld verdienen möchten, den Einsatz der neuen Bezahlmöglichkeit gestoppt haben. Doch in den ersten 72 Stunden nach der Einführung von Apple Pay wurden bereits eine Million Kreditkarten für den Bezahldienst freigeschaltet. Damit war Apple Pay mit einem Schlag das größte Angebot für mobiles Bezahlen.

Wie rührig man bei Apple in diesem Segment ist, zeigt sich auch an der angedachten Zusammenarbeit mit dem chinesischen Online-Händler Alibaba. Käme es tatsächlich zu einer Zusammenarbeit der beiden Großkonzerne, dann dürften die Erfolgschancen für eine Eroberung des chinesischen Marktes bei elektronischen Bezahldiensten als sehr gut einzustufen sein.

Doch das ist alles noch etwas Zukunftsmusik. Kurzfristig entscheidender wird sein, wie das Weihnachtsgeschäft laufen wird. Und dank beliebter Produkte sowie den gesunkenen Benzinpreisen, die wie eine Art Steuersenkung die Konsumneigung erhöhen, stehen die Aussichten für ein erfolgreiches Abschneiden im vierten Quartal jedenfalls nicht schlecht. Die Messlatte haben die Analysten beim Umsatz auf 66 Milliarden Dollar gelegt und beim Nettogewinn auf fast 14,9 Milliarden Dollar. Der Vergleich mit den Werten vor fünf Jahren erzielten Werten, als beim Umsatz 15,7 Milliarden Dollar hängen blieben und beim Gewinn 3,4 Milliarden Dollar, zeigt, in welche Dimension das Unternehmen hineingewachsen ist.

Vor diesem Hintergrund ist es schon nachvollziehbar, warum Apple zum teuersten Unternehmen weltweit aufgestiegen ist. Inzwischen beläuft sich die Marktkapitalisierung auf 672,5 Milliarden Dollar. Der Ölkonzern Exxon Mobil, der mit einem Börsenwert von 405 Milliarden Dollar die Nummer zwei auf dieser Rangliste ist, wird somit um Längen abgehängt. Trotz der erreichten Größe raten die meisten Analysten weiter zum Kauf der Aktie. Allerdings liegt das Konsens-Kursziel mit im Schnitt knapp 117 Dollar nur leicht über der aktuellen Notiz. Tun die aufgezählten Hoffnungsträger ihre Pflicht, könnte diese Vorgabe zu tief gegriffen sein. Das gilt auch für den Gewinn je Aktie, bei dem derzeit in den kommenden fünf Jahren mit einem Plus von 11,43 Prozent p.a. gerechnet wird. Eine Prognose, die im Idealfall bei einem Einschlagen von Apple Smartwatch und Apple Pay sogar noch übertroffen werden könnte.

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Aktie bleibt ein Basisinvestment

Auf Basis des für das Geschäftsjahr 2015/16 erwarteten Gewinns je Aktie von 8,49 Dollar ergibt sich ein KGV, das mit 13,55 angesichts der Stellung des Unternehmens als akzeptabel einzustufen ist. Zumal vom Börsenwert auch noch eine Netto-Cash-Position von rund 120 Milliarden Dollar abzuziehen ist. Dieser Posten trägt zu dem ebenfalls guten Image bei, den das Unternehmen auch als Schuldner genießt. Dadurch war es jüngst möglich, eine Unternehmensanleihe auf Euro-Basis zu emittieren, deren Rendite geringer ist, als das, was für so manchen Euro-Staat angeschrieben steht. Was das Rating angeht bewertet Moody's die Bonität mit "Aa1" und Standard & Poor's mit "AA+", was jeweils sehr solide ist.

Wem das alles noch immer nicht genügend Phantasie ist, der sei auch noch daran erinnert, dass ein aktivistischer Aktionär wie Carl Icahn Druck mit dem Ziel auf Apple ausübt, den Aktienkurs noch weiter nach oben zu treiben. Ein Ziel, das Stand heute aufgehen sollte. Wegen dieser Annahme eignet sich die Apple-Aktie auch weiter als Basisinvestment im Depot. Kurzfristig könnte der Titel allerdings erst einmal etwas Durchschnaufen, nachdem sich die Notiz etwas zu weit von der 200-Tage-Durchschnittslinie entfernt hat. So eine Atempause wäre aber als Chance zum Nachkaufen zu interpretieren. Weil jedoch selbst bei Apple überraschende Rückschläge nie völlig auszuschließen sind, sollte der Chart als Taktgeber im Auge behalten werden und Positionen mit Stopp-Loss-Kursen abgesichert werden, die zur jeweils individuellen Risikoneigung jeden Anlegers passen.