Der neue Aareal-Vorstandschef Hermann Merkens steuert bei dem Wiesbadener Immobilienfinanzierer um. Im Kerngeschäft expandiert die Bank seit einigen Monaten verstärkt in die USA, das Dienstleistungsgeschäft für die Immobilienwirtschaft soll angesichts der Dauer-Niedrigzinsen in den nächsten Jahren zum zweiten Standbein ausgebaut werden. "Wir brauchen keine grundlegende Neuausrichtung, werden unser Geschäftsmodell aber modifizieren", sagte Merkens auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt.

Zugleich will der im September vom Finanzvorstand zum Chef aufgestiegene Merkens die Aktionäre besser bedienen: Für 2015 soll die Dividende deutlich um 45 Cent auf 1,65 je Aktie steigen, was einer Ausschüttungsquote von 52 Prozent entspricht. Von 2017 an sollen sogar bis zu 80 Prozent des Nettogewinns ausgeschüttet werden, soweit die Bank das Geld nicht für weitere Zukäufe braucht. Das trieb die Aktie des Immobilienbank um mehr als zehn Prozent auf 27 Euro nach oben. Die Aareal Bank hatte mit Corealcredit und Westimmo zuletzt zwei Immobilienfinanzierer geschluckt.

Die nächsten Zukäufe seien eher im Dienstleistungsgeschäft zu erwarten, machte Merkens klar. Die Bank-Tochter Aareon hilft Immobilienfirmen und Wohnungsvermietern bei der Verwaltung ihrer Objekte. "Das wird einer unserer künftigen Wachstumstreiber sein", sagte der Vorstandschef. Binnen drei Jahren soll Aareon bis zu 45 Millionen Euro zum operativen Gewinn beitragen, 2015 waren es 27 Millionen.

Insgesamt erwirtschaftete die Bank im vergangenen Jahr dank der Bilanzeffekte aus der Westimmo-Übernahme 470 Millionen Euro vor Steuern, unter dem Strich verdiente sie 374 (2014: 335) Millionen Euro. Die vorzeitige Ablösung von Krediten trieb den Zinsüberschuss nach oben. Im laufenden Jahr wolle das Institut mit einem Betriebsgewinn von 300 bis 330 Millionen Euro an die 320 Millionen anknüpfen, die sie 2015 ohne den Westimmo-Effekt verdient hätte. "Wir planen, 2016 trotz des herausfordernden Umfelds wieder ein Rekordergebnis zu erreichen", sagte Merkens. Mittelfristig soll die Eigenkapitalrendite auf zwölf Prozent steigen; zuletzt waren es bereinigt zehn Prozent.

Beim Neugeschäft bleibt Merkens vorsichtig: Sieben bis acht Milliarden Euro werden 2016 angepeilt. Im vergangenen Jahr hatte die Bank mit 9,6 Milliarden Euro ihr Ziel weit übertroffen. Ein Grund dafür seien vorzeitige Tilgungen gewesen, die Kapital für Neuengagements freisetzten, ein zweiter der Sprung in die USA, mit dem die Aareal Bank dem wachsenden Margendruck ausgewichen sei. "Das ist kein Misstrauensantrag gegenüber Europa", betonte Merkens. Auf mittlere Sicht soll Nordamerika mehr als ein Viertel zum Neugeschäft beisteuern, im Bestand liegt der Anteil derzeit bei 18 Prozent.

Reuters