In Argentinien hat sich die Sturheit von Abo Wind ausgezahlt. Unter der langjährigen Staatschefin Cristina Fernandez de Kirchner kam der Bau von Wind- und Solarparks kaum voran. Die Wiesbadener aber hielten an ihren Projekten fest. Als Kirchner dann 2015 abgewählt und der Ausbau erneuerbarer Energien stark gefördert wurde, profitierte Abo Wind von seiner Beharrlichkeit. Auch dank dieser Art Beständigkeit hat sich das Familienunternehmen potenzielle Bauplätze für Wind- und Solarparks mit einer Leistung von insgesamt 10,8 Gigawatt gesichert. Zum Vergleich: Seit Gründung 1996 hat die Firma Energieparks mit einer Leistung von insgesamt drei Gigawatt verkauft.

Der Job von Abo Wind beginnt am Reißbrett und reicht bis zur ersten eingespeisten Megawattstunde. Zu den Windparks sind mittlerweile auch Solarparks gekommen. Sie stehen für jedes zweite neue Vorhaben. Ein Großteil der aktuellen Projekte mit insgesamt 8,3 Gigawatt ist noch im ersten von insgesamt drei Entwicklungsstadien. Vereinfacht gesagt ist Phase 1 nur ein möglicher Standort, für den noch keine Gutachten und Energieanalysen vorliegen. In Phase 2 sind die nötigen Genehmigungen erteilt und das Land wird zur Baureife gebracht. Der letzte Schritt ist der Bau, der mit der schlüsselfertigen Übergabe endet.

Mit 50 Prozent zur Verdopplung

Allerdings schaffen nur 50 Prozent der Projekte den Sprung von Phase 1 in Phase 2. Dennoch glauben die Firmengründer Jochen Ahn und Matthias Bockholt, die 56 Prozent der Anteile halten, den Gewinn nach Steuern dank der aktuellen Projektpipeline verdoppeln zu können. Erzielte Abo Wind in den vergangenen vier Jahren stets über zehn Millionen Euro per annum, sollen es ab etwa 2024 durchschnittlich 20 Millionen Euro werden. Die Pipeline wurde besonders in den vergangenen fünf Jahren auf ihre aktuelle Größe gebracht, während es im Schnitt drei bis fünf Jahre dauert, um ein Projekt von der gepachteten Fläche bis zum angeschlossenen Energiepark zu bringen.

Mehr und mehr Projekte dürften daher verkaufsreif werden. Zudem macht sich Abo Wind immer unabhängiger vom deutschen Markt. Zuletzt wurden 58 Prozent der Umsätze im Ausland erzielt, der Anteil dürfte weiter steigen. Obwohl der Zuwachs im deutschen Onshore-Windmarkt 2019 den tiefsten Stand seit 20 Jahren erreichte, sank der Jahresüberschuss von Abo Wind daher vergleichsweise wenig. Bei Umsätzen von 126,3 Millionen Euro ging der Gewinn um 10,2 Prozent auf 11,4 Millionen Euro zurück.

Auch die Corona-Krise beeinträchtigt die Arbeiten bisher nicht. Verzögerungen und Projektverschiebungen aber schließt Abo Wind nicht aus. Argentinien wiederum zeigt die politischen Risiken für erneuerbare Energien. Dem Land droht erneut der Staatsbankrott. Projekte mit 1,8 Gigawatt stehen vor einer schwierigen Zukunft. Dafür ist Abo Wind finanziell gut aufgestellt, die Projekte sind über Europa, Afrika sowie Nord- und Südamerika verteilt. Konnte das Unternehmen seine Ergebnisse so trotz volatiler Projekte bisher stabil über zehn Millionen Euro halten, dürfte der Gewinn dank der diversifizierten Pipeline bald wieder wachsen.