Der scheidende Adidas-Chef Herbert Hainer steckt seinem Nachfolger Kasper Rorsted hohe Wachstumsziele. Mit Hilfe der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich sollten Umsatz und Gewinn im laufenden Jahr jeweils um zehn bis zwölf Prozent zulegen und neue Rekordwerte erreichen, kündigte Hainer am Donnerstag auf seiner letzten Bilanz-Pressekonferenz im fränkischen Herzogenaurach an.

Das ist zwar prozentual nicht mehr, als der Sportausrüster im vergangenen Jahr ohne sportliche Großereignisse schaffte, die den Verkauf von Trikots, Schuhen und Bällen anschieben. Doch machte Hainer deutlich, dass sein Nachfolger bei der Bilanzvorlage in einem Jahr unter keinen Umständen weniger abliefern dürfe: "Wenn Sie fragen, ob das eine konservative Prognose ist: Ich bin absolut überzeugt, dass wir das definitiv erreichen werden", sagte Hainer. Auch die Olympischen Spiele, die das Geschäft traditionell nicht unmittelbar ankurbeln, sollen im Sommer die Aufmerksamkeit auf die Marke mit den drei Streifen lenken.

Rorsted, der bisher den Konsumgüterkonzern Henkel führt, soll sich ab August bei Adidas einarbeiten und im Oktober den Stab von Hainer übernehmen. Der Manager hatte den Pritt- und Persil-Hersteller internationaler gemacht, den Marken-Dschungel gelichtet und den Konzern auf Profit getrimmt. Der 61-jährige Niederbayer Hainer und der sieben Jahre jüngere Däne Rorsted kennen sich nach Hainers Worten bereits von gemeinsamen Bergtouren. Bei Adidas sei Rorsted bereits zum Antrittsbesuch gewesen. Hainer führt Adidas seit 15 Jahren und ist damit der dienstälteste Chef aller Dax-Konzerne.

Zum Abschied wartete Hainer mit Rekordwerten bei Umsatz, Gewinn und Dividende auf. Wechselkurseffekte herausgerechnet, kletterten die Erlöse um zehn Prozent. Beflügelt durch den starken Dollar, wuchsen die Einnahmen um 16 Prozent auf 16,9 Milliarden Euro. Der Gewinn legte um zwölf Prozent auf 720 Millionen Euro zu. Die Anteilseigner sollen eine Dividende von 1,60 Euro je Aktie erhalten, zehn Cent mehr als vor einem Jahr.

Die Dollar-Stärke macht Adidas allerdings zu schaffen, ebenso wie steigende Löhne in Asien: Ein Großteil der Sportartikel wird von Zulieferern in dieser Region gefertigt und in der US-Währung bezahlt. Auch für Werbung und Sponsoring geben die Herzogenauracher im Kampf mit Nike und anderen Rivalen mehr aus als bisher. Die Marketinginvestitionen stiegen im vergangenen Jahr auf knapp 14 Prozent des Umsatzes.

So kamen zu den von Adidas gesponsorten Fußballclubs im vergangenen Jahr Manchester United und Juventus Turin hinzu. Bei der Fußball-EM laufen neun Mannschaften in Adidas-Trikots auf, darunter die Favoriten Deutschland und Spanien. Den Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund will Hainer noch vor seinem Abschied verlängern.

Nike ist mit einem Jahresumsatz von zuletzt umgerechnet 28 Milliarden Euro fast doppelt so groß wie Adidas. Puma liegt mit 3,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr abgeschlagen dahinter und wurde mittlerweile sogar von dem aufstrebenden US-Sportausrüster Under Armour überholt. Auf dem US-Markt zog Under Armour mittlerweile auch an Adidas vorbei, wie Hainer einräumte. Adidas hat nach verpassten Trends auf dem weltgrößten Sportartikelmarkt zur Aufholjagd angesetzt und dort auch sein kriselndes Golf-Geschäft auf den Prüfstand gestellt.

Bei der Aktienkursentwicklung lag Adidas 2015 vor Nike. Waren die Aktien des Sportartikel-Herstellers 2014 mit einem Minus von knapp 38 Prozent noch Schlusslicht im Dax, übernahmen sie 2015 dank brummender Geschäfte mit einem Kursplus von 56 Prozent die Führung. Der Dax legte 2015 knapp zehn Prozent zu. Die Nike -Titel gewannen 2015 rund 30 Prozent. Auch im laufenden Jahr entwickelte sich die Adidas-Aktie bisher besser als die des Erzrivalen.

Reuters