"Ein Jahr wie 2020 hatten wir noch nie", erklärt Adidas-Chef Karsten Rorsted am Mittwoch in Herzogenaurach. Der Sportartikelhersteller wurde stark von der Corona-Pandemie getroffen: Gewinn und Umsatz sind heftig zusammengeschmolzen. Das lässt sich vor allem auf den Einbruch im Frühjahr 2020 zurückführen, in dem ein Großteil der Geschäfte geschlossen war.

Der Umsatz sank um 16 Prozent auf 19,8 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft brach um fast 78 Prozent auf 429 Millionen Euro ein - im Vorjahr waren es noch 1,9 Milliarden Euro. Schlimmeres verhindert hatte vor allem das Online-Geschäft. Währungsbereinigt konnte die weltweite Nummer zwei nach Nike den Umsatz hier um 53 Prozent auf mehr als vier Milliarden Euro steigern. Damit macht der Anteil am Gesamterlös inzwischen mehr als 20 Prozent aus.

Eine gute Nachricht für Anleger und Anlegerinnen gibt es aber: Denn die Herzogenauracher wollen eine Dividende von drei Euro je Aktie zahlen. Im Vorjahr hatte es wegen der Pandemie keine Ausschüttung gegeben.

Schwarze Zahlen zum Jahresende


Noch im dritten Quartal zeigten sich die Herzogenauracher äußerst vorsichtig. Viele Läden wurden aufgrund erneuter Lockdowns geschlossen. Dennoch schaffte Adidas im vierten Quartal schwarze Zahlen. Das Betriebsergebnis lag mit 225 Millionen Euro über den angepeilten 100 bis 200 Millionen Euro.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Adidas mit einer kräftigen Erholung. Optimistisch stimmt den Dax-Konzern dabei, dass derzeit weltweit mehr als 95 Prozent der Läden, in denen Adidas-Produkte verkauft werden, wieder geöffnet sind.

Ambitionierter Ausblick für 2021


Der Umsatz soll währungsbereinigt im mittleren bis hohen Zehnprozentbereich steigen. Das würde im Rahmen der Erwartungen der Analysten liegen - sie gehen im Schnitt von einem Plus von 17 Prozent aus.

In China, Asien-Pazifik und Lateinamerika rechnet Adidas jeweils mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum zwischen 20 und 30 Prozent. In der europäischen Region erwartet der Sportartikelhersteller ein Plus im mittleren bis hohen Zehnprozentbereich. Dagegen dürfte Nordamerika mit einem Anstieg im hohen einstelligen Bereich etwas gegenüber den anderen Regionen abfallen. Unterm Strich soll ein Gewinn zwischen 1,25 bis 1,45 Milliarden Euro stehen.

Trotz negativer Wechselkurseffekte und höheren Beschaffungskosten soll die Bruttomarge mit rund 52 Prozent wieder auf dem Niveau von 2019 liegen. Die Investitionen ins Marketing wollen die Herzogenauracher wieder signifikant hochfahren - so sollen in diesem Jahr die Fußball-Europameisterschaften sowie die olympischen Spiele stattfinden.

Neue Strategie "Own the Game"


Bei den Zielen soll auch die neue Strategie von Karsten Rorsted fruchten. "Wir werden im ersten Jahr unseres neuen Strategiezyklus schnell aus den Startblöcken kommen", kündigte er an.

In den kommenden vier Jahren soll der Umsatz von Adidas währungsbereinigt zwischen acht und zehn Prozent pro Jahr steigen. Die Hälfte des Umsatzes will der Sportartikelhersteller im Zuge der neuen Strategie mit dem Namen "Own the Game" ("Mach das Spiel") ohne Umweg über die Einzelhändler erlösen. Allein im Internet will der Dax-Konzern im Jahr 2025 acht bis neun Milliarden Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaften, doppelt so viel wie zuletzt.

Auch die Profitabilität soll im Zuge der neuen Strategie deutlich zunehmen: Neben einer deutlichen Margensteigerung erwartet Adidas einen Anstieg des Gewinns aus dem fortgeführten Geschäft von im Schnitt 16 bis 18 Prozent jährlich. 30 bis 50 Prozent davon will das Unternehmen als Dividende ausschütten, dazu sind Aktienrückkäufe geplant.

Unsere Einschätzung zur Adidas-Aktie


Nach Bekanntgabe der Zahlen schoss die Adidas-Aktie an die Dax-Spitze und gewann zeitweise mehr als sieben Prozent auf fast 300 Euro. Das letzte Mal stand die Aktie im Januar so hoch.

Charttechnisch gesehen hat die Adidas-Aktie ein spektakuläres Jahr hinter sich. In den ersten beiden Wochen von 2020 kletterte der Kurs auf ein Rekordhoch bei 317,45 Euro und pendelte danach wochenlang um die Marke bei 290 Euro. Ende Februar geriet das Papier dann in den allgemeinen Abwärtssog des Corona-Crashs. In nur drei Wochen brach der Kurs um mehr als 40 Prozent ein und stoppte bei rund 160 Euro - hier stand die Adidas-Aktie zuletzt vor drei Jahren.

Doch danach kehrten Anleger und Anlegerinnen zu dem Papier zurück. Anfang Juni 2020 übersprang der Kurs wieder die Marke von 260 Euro und arbeitete sich bis Anfang November auf mehr als 290 Euro nach oben. Diesen Januar erreichte die Aktie dann fast wieder 300 Euro.

Auf mittel- und langfristige Sicht sieht es immer noch sehr gut aus. So beträgt das Plus in den vergangenen fünf Jahren fast 180 Prozent - auf zehn Jahre gesehen sind es sogar 480 Prozent. Damit liegt das Papier in beiden Zeiträumen im Dax-Spitzenfeld. Abgehängt wurden die Herzogenauracher aber in den vergangenen zehn Jahren vom großen Rivalen aus den USA. Der Kurs der Nike-Aktie stieg seit Anfang März 2011 um 500 Prozent.

Wir bleiben bei unsere Kauf-Einschätzung. Die vorgestellten Ergebnisse und der Ausblick für 2021 entsprechen in etwa den Erwartungen der Analysten. Die neue Strategie "Own the Game" könnte Adidas eine neue Richtung vorgeben.



Mit Material von dpa-AFX/rtr

Börse on air: Jahreszahlen, Ausblick und neue Strategie - Unternehmenssprecher Jan Runau im Interview zum Anhören



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Gleich drei Dinge auf einmal gab es bei adidas. Zahlen, Ausblick und die neue Strategie. Die drei ist also Programm in Herzogenaurach. Unternehmenssprecher Jan Runau: "Die Durststrecke ist vorbei! Wir sind im Q4 wieder gewachsen, haben zugelegt in Nordamerika und in China. Wir gehen optimistisch in das Jahr 2021 und erwarten zweistelliges Umsatzwachstum." Die Digitalisierung verfolgt man bei adidas schon lange, nicht nur im Onlinehandel "Der Onlinehandel hat um über 50 Prozent zugelegt. Vier Milliarden Euro Umsatz. Die Grenzen sind noch nicht erreicht".