Adolf Dassler, den alle "Adi" nannten, kam 1900 im Dorf Herzogen­aurach zur Welt. Sein Vater arbeitete in einer der zahlreichen Schuhfabriken im Ort, seine Mutter betrieb eine kleine Wäscherei. Schon früh unterstützte Adolf seine Mutter, indem er Wäsche austrug. 1913 machte er auf Wunsch seines Vaters eine Bäckerlehre. Aber seine Zukunft sah er nicht in der Backstube, er begeisterte sich für den Sport, betrieb alle möglichen Sportarten. Dassler erkannte schnell, dass es den meisten Sportlern am richtigen Schuhwerk fehlte. Er war überzeugt: Könnte ein Athlet genau die Schuhe tragen, die zu seiner Sportart passen, würde sich das positiv auf die Leistungen auswirken.

Dassler legte die Prüfung als Bäckergeselle ab und wurde im letzten Kriegsjahr, noch keine 18 Jahre alt, als Soldat an der Front eingesetzt und 1919 aus dem Militärdienst entlassen. Er funktionierte nun die Waschküche seiner Mutter zur Werkstatt um und begann, Turnschuhe und Sandalen zu entwickeln. Um Geld zu verdienen, reparierte Adi Dassler Schuhe für die Bewohner von Herzogenaurach. Und um überhaupt produzieren zu können, sammelte er Materialien aus alten Militärbeständen. Ein Pro­blem war die unzureichende Stromversorgung. Aber Dassler zeigte Erfindergeist: Mit Riemen befestigte er eine Lederfräse an einem mit Holzbalken fixierten Fahrrad, sein erster Mitarbeiter musste bei Strompannen in die Pedale treten, um die Fräse anzutreiben.

Er begann, seine Schuhe, die er in minutiöser Feinarbeit entwickelt und selbst getestet hatte, an die Sportvereine in der Gegend zu verschicken, um sie von der Qualität seiner Produkte zu überzeugen. 1923 stieß sein älterer Bruder Rudolf, der eigentlich eine Ausbildung zum Polizisten gemacht hatte, zu dem jungen Unternehmen, das nun den Namen "Gebrüder Dassler Schuhfabrik" trug. Das Brüderpaar ergänzte sich perfekt: Adi war der ruhige, auf die Sache fokussierte Tüftler, Rudolf der ehrgeizige und extrovertierte Verkäufer. In den ersten beiden finanziell schwierigen Jahren produzierte ein Dutzend ihrer Arbeiter rund 50 Paar Schuhe am Tag, darunter erste Fußballschuhe mit Lederstollen und Laufschuhe mit Spikes. 1925 erhielt die Firma einen ersten Großauftrag: Der Herzogenau­racher Turnverein ließ 10 000 Paar Turnschuhe produzieren. Die Nachfrage stieg deutlich, die elterliche Waschküche wurde zu klein und die Brüder beschlossen, die leer stehenden Fabrikräume eines ­Unternehmens in Herzogenaurach zu übernehmen.

Nach dem Ende der Goldenen Zwanziger litt Deutschland unter der Weltwirtschaftskrise, die durch die Kriegsrepara­tionen und den Abzug der Auslandskredite noch verstärkt wurde. Auch das Unternehmen aus Herzogenaurach war davon betroffen. Aber den Brüdern gelang es, die Krise mit der Produktion von Straßen-, Kinder- und Segeltuchschuhen zu überbrücken.

Olympischer Medaillenregen


1936, anlässlich der Olympischen Spiele in Berlin, konnte Dassler seine Sportschuhe zum ersten Mal im eigenen Land der ganzen Welt präsentieren. Die Dasslers rüsteten nicht nur die deutsche Mannschaft mit ihren innovativen Schuhen aus, sondern auch den amerikanischen Athleten und vierfachen Goldmedaillen-Gewinner Jesse Owens. Owens, dessen Sprintschuhe über speziell angeordnete Dornen verfügten, lief in Berlin vor den Augen der NS-Führung die Rennen seines Lebens. So wurden die Spiele in der Reichshauptstadt zum Sprungbrett für Dasslers Unternehmen. Nicht weniger als zwei Welt- und drei Olympiarekorde sowie sieben Gold-, fünf Silber- und fünf Bronzemedaillen wurden in Dassler-Schuhen errungen. Zwei Jahre später eröffneten Adi und Rudolf einen weiteren Fabrikationsbetrieb, da die Nachfrage nach Sportschuhen nach den Erfolgen von Berlin explodierte. Doch dann bremste der Zweite Weltkrieg den sportlichen und wirtschaftlichen Erfolgskurs der Brüder und brachte ihn zeitweise fast zum Stillstand. Die Rohstoffe, vor allem das Leder, wurden knapp und immer mehr Angestellte wurden für den Kriegseinsatz rekrutiert. Auch Adi wurde 1940 als Funker bei der Luftwaffe eingesetzt, später jedoch vom Wehrdienst freigestellt. Für die Wehrmacht produzierten die Brüder monatlich 10 500 Paar Sportschuhe, später sogar Panzerabwehrwaffen.

Als die Amerikaner im April 1945 in Herzogenaurach einmarschierten, rollten US-Panzer vor die Fabrik. Adis Frau Käthe trat aus dem Haus und überredete die GIs mit ihrem Charme, die Anlagen nicht zu zerstören. Dassler bemühte sich in der Folge, die Sportschuhproduktion am Leben zu erhalten. Dank der Beziehungen zu US-Offizieren, die im Haus der Dassler-­Familie wohnten, gelangte Adi an Materialien, die sich zur Schuhherstellung eigneten. 1947 konnte er das Geschäft wieder als Inhaber führen. Rudi, der desertiert war und sich bis zum Kriegsende in einem Kellerverlies des Dassler-Hauses versteckt hatte, wurde dagegen von den Amerikanern ein Jahr lang interniert.

Ein Jahr später kam es zum Bruch zwischen den beiden Brüdern. Sie entschlossen sich, als Konsequenz aus jahrelangen Streitereien, künftig getrennte Wege zu gehen. Charakterliche Unterschiede und grundsätzlich verschiedene Auffassungen, wie ein Betrieb zu führen sei, waren zur Gefahr für das Unternehmen geworden. Nach ihrer Trennung sprachen die Brüder auch privat nie mehr miteinander, sie standen sich unversöhnlich und zutiefst verbittert gegenüber.

Zwei Konzerne entstehen


Die Währungsreform vom 20. Juni 1948 war der Beginn zweier getrennter Dassler-­Unternehmen: Adi gründete die Firma Adidas, eine Kombination aus seinem Vor- und Nachnamen, sein Bruder die Firma Puma. Zwei der größten Sportartikelhersteller der Welt hatten nun ihren Unternehmenssitz nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt.

Bereits ein Jahr zuvor hatte Dassler einen Fußballschuh entwickelt, der seitlich drei parallel angebrachte Riemen zur Stabilisierung von Schuh und Fuß aufwies. Was als technische Weiterentwicklung gedacht war, brachte zusätzlich einen großartigen Wiedererkennungseffekt - die drei Streifen wurden zum weltbekannten Markensymbol von Adidas.

Dassler stattete auch die deutsche Mannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz aus. Im Endspiel trat Deutschland gegen den Favoriten Ungarn an. Deutschland gewann mit 3 : 2 Toren - das Spiel ging in die Geschichte als das "Wunder von Bern" ein. 1978 wurde Adi Dassler als erster Nicht-Amerikaner in die "Hall of Fame" der amerikanischen Sportartikelwelt aufgenommen. Wenige Monate später starb er überraschend im Alter von 51 Jahren.