Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bereits mehr als 250 Fälle (inklusive Verdachtsfälle) der meist harmlos verlaufenden Viruskrankheit außerhalb Afrikas registriert. Eine Eindämmung der Affenpocken sei weiterhin möglich, auch wenn der jüngste Ausbruch außerhalb Afrikas als außergewöhnlich eingestuft wird. Es würden weitere Treffen anberaumt, um die zuständigen Behörden in verschiedenen Ländern bei der Bekämpfung der Krankheit zu unterstützen und zu beraten, teilte die UN-Gesundheitsorganisation am Dienstag mit.

Die Viruserkrankung tritt eigentlich hauptsächlich in West- und Zentralafrika auf, was die jüngsten Ausbrüche ungewöhnlich macht. Insgesamt 19 Länder, in denen die Krankheit normalerweise nicht vorkommt, hätten mindestens einen Fall bestätigt, erklärte zudem das Europäische Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) am Mittwochabend. Außerhalb der elf afrikanischen Länder, in denen die Affenpocken endemisch sind, konzentrieren sich die meisten bestätigten Fälle derzeit vor allem auf Großbritannien, Spanien und Portugal.

In Europa wurden insgesamt 191 Fälle bestätigt, dazu kommen 15 in Kanada, neun in den USA, zwei in Australien, einer je in Israel sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten. Verdachtsfälle wurden in der Bilanz nicht mitgezählt.

Das Pharma-Unternehmen Bavarian Nordic mit Hauptsitz in Dänemark hat in Martinsried bei München einen Vektorimpfstoff gegen die Affenpocken entwickelt. Auch wenn die WHO derzeit keine Notwendigkeit für Massenimpfungen sieht, will Spanien das Mittel Imvanex bestellen. Der Impfstoff werde gleichmäßig an die spanischen Regionen verteilt, sagte Gesundheitsministerin Carolina Darias am Mittwoch in Madrid. Eine Menge gab sie nicht an. In Spanien sind bislang 55 Fälle der Affenpocken bekannt, fast alle in der Region um Madrid.

Bavarian Nordic zufolge sei bei dem aktuellen Ausbruch nicht mit einem Mangel des Affenpocken-Impfstoffs Imvanex zu rechnen. "Wir glauben, dass wir die weltweite Nachfrage bedienen können ohne weitere Investitionen in unsere Produktionsanlagen", sagte Sprecher des Unternehmens Bavarian Nordic, Rolf Sass Sørensen, am Mittwoch im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Das Unternehmen verfügt über die einzige Zulassung für ein Vakzin gegen die Affenpocken weltweit. Möglich sei derzeit die Produktion von 30 Millionen Dosen jährlich, sagte Sørensen.

Die Zulassung für Affenpocken beschränkt sich jedoch auf die USA, wo der Impfstoff unter dem Namen Jynneos bekannt ist, und Kanada. Eine Zulassung in der Europäischen Union sei in Planung, sagte Sørensen. In Europa ist der Impfstoff bisher nur für die als ausgestorben geltenden Pocken beim Menschen zugelassen. Beispielsweise in Großbritannien werde das Vakzin aber auch "Off-Label", also ohne entsprechende Zulassung eingesetzt, so Sørensen weiter.

Die Aktie von Bavarian Nordic hat nach Bekanntwerden der ersten Affenpocken-Fälle bereits kräftig zugelegt. An der Börse Kopenhagen stieg der Wert vom Allzeittief am 9. Mai bei 115,75 Dänische Kronen zwischenzeitlich auf 222,50 Kronen. Im deutschen Handel schoss die Aktie von 16,70 Euro bis auf 33,30 Euro nach oben. Am Donnerstag-Vormittag notiert Bavarian Nordic bei 28,20 Euro.

Einschätzung zur Bavarian Nordic-Aktie


Die weltweite Ausbreitung der meist nicht tödlich verlaufenden Krankheit kann durch den Impfstoff von Bavarian Nordic wohl eingedämmt werden. Sollten die Gesundheitsbehörden eine Massenimpfung empfehlen, dürfte die Aktie von Bavarian Nordic weiter deutlich steigen. BÖRSE ONLINE empfiehlt den Kauf mit einem Kursziel bei 50 Euro. Anleger sollten sich jedoch bei dem recht marktengen Wert (Marktkapitalisierung etwa 2,0 Milliarden Euro) auf stark schwankende Kurse einstellen und Orders unbedingt limitieren.

mmr mit rtr und dpa