Der Preis für Mais ist auf das höchste Niveau seit Juli 2013 geschossen. Für Rückenwind sorgte dabei die Meldung des US-Landwirtschaftsministeriums USDA, dass China im Januar 2,11 Millionen Tonnen des Agrarrohstoffs in den USA bestellt hat. Das ist "die zweitgrößte Tagesmenge jemals, nur übertroffen von einer Order der Sowjetunion aus dem Januar 1991", schrieb Michaela Helbing-Kuhl, Analystin bei der Commerzbank. Damit spiegelt der Preis für Mais die deutliche Verbesserung der Aussichten für den Agrarsektor insgesamt wider.

Nachdem in China Hunderte von Millionen Schweinen wegen der Afrikanischen Schweinepest getötet wurden, stockt das Land die Herden kräftig auf, während gleichzeitig die Industrialisierung des Sektors zügig vorangetrieben wird. Dadurch steigt die Nachfrage nach Agrarrohstoffen als Futtermittel. "Wir werden eine starke Nachfrage aus China nach Mais, Sojabohnen und anderen Feldfrüchten sehen", sagte Chuck Magro, Chef des weltgrößten Düngerherstellers Nutrien.

Niedrige Kosten, gestiegene Preise

Außerdem hätten sich die Gewinne der US-Landwirte wegen der gestiegenen Preise stark verbessert. "Das schafft Anreize, Anpflanzungen zu erhöhen", und damit die Nachfrage nach Dünger in den USA und in anderen Regionen, so Magro. Zudem prognostiziert die USDA, dass die US-Lagervorräte an Mais im Erntejahr 2020/21, das im September begonnen hat, auf das niedrigste Niveau seit etlichen Jahren sinken wird.

Der Branchenprimus im Düngersektor, Nutrien, ist im Januar 2018 aus dem Zusammenschluss der beiden kanadischen Konzerne PotashCorp und Agrium hervorgegangen und verkauft Kalidünger, Stickstoff und Phosphat. Magro geht davon aus, dass 2020 die weltweite Kalinachfrage um knapp zwei Millionen auf 65 bis 67 Millionen Tonnen gestiegen ist. Dabei will Nutrien einen Absatzrekord von 12,2 bis 12,5 Millionen erreichen. Die Cash-Kosten für die Sparte sind in den ersten drei Quartalen um fünf Dollar auf 55 Dollar je Tonne gesunken. Magro erwartet, dass der weltweite Kaliabsatz bis 2023 auf 72 bis 75 Millionen Tonnen zulegt. Wachstumsmotor sind in diesem Bereich China und andere asiatische Länder.

Zudem hat der Chef für 2020 ein bereinigtes Ebitda von 3,5 bis 3,7 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Bis 2025 will er eine zusätzliche Milliarde an Profit generieren. Dazu soll das Einzelhandelsgeschäft, dessen größter Umsatzlieferant der Verkauf von Pflanzenschutzmitteln ist, rund 600 Millionen Dollar beitragen. Der Rest kommt aus dem Düngergeschäft. Magro legt am 18. Februar die 2020er-Geschäftszahlen vor. Wir stufen die Aktie wieder auf "Kaufen" hoch.

Das machen wir auch mit den Anteilscheinen von Mosaic und erhöhen Kursziel und Stoppkurs. Die Firma veröffentlicht bereits am 17. Februar die Ergebnisse. Der größte US-Düngerhersteller hatte in den ersten drei Quartalen einen Absatz von insgesamt 21,1 Millionen Tonnen Kali und Phosphat. Davon entfielen rund zwei Drittel auf das Phosphatgeschäft, nachdem sich Mosaic im Januar 2018 in dem Bereich durch die Brasilien-Aktivitäten des Wettbewerbers Vale verstärkt hatte. Die Sparte namens Mosaic Fertilizantes ist der wichtigste Wachstumstreiber des Konzerns. Laut Vorstandschef Joc O’Rourke kommt sie zudem schneller als geplant bei dem Ziel voran, 2022 einen zusätzlichen Ebitda-Beitrag von 200 Millionen Dollar zu liefern. O’Rourke treibt auch die Produktionsverlagerung in die neue Esterhazy-K3-Kalimine in Kanada voran. Sie soll ab Juni 2022 die dortigen Minen K1 und K2 ersetzen und damit für eine kostengünstigere Förderung sorgen. Durch den Konzernumbau sollen die Kosten bis 2023 um stattliche 700 Millionen Dollar gegenüber 2019 gesenkt werden.

K + S muss Schulden abbauen

Hingegen steht beim angeschlagenen Kasseler Düngerhersteller K + S eine massive Restrukturierung an. Wegen des hohen Schuldenbergs hat Vorstandschef Burkhard Lohr das US-Salzgeschäft für 3,2 Milliarden Dollar an die Industrieholding Stone Canyon verkauft, die Transaktion soll im Sommer 2021 abgeschlossen werden. Zudem wurde im dritten Quartal wegen der Senkung der Annahmen für die langfristigen Kalipreise eine Sonderabschreibung auf Vermögenswerte von rund zwei Milliarden Euro verbucht, wodurch im Gesamtjahr auf Konzernebene ein Milliardenverlust zu Buche stehen dürfte.

Durch die künftige Fokussierung auf das Düngergeschäft sollen die Verwaltungskosten ab 2021 um rund 60 Millionen Euro pro Jahr gesenkt werden. Zwar ist das Unternehmen nach dem Umbau umso stärker abhängig von den deutlich schwankenden Düngerpreisen, gerade für Kali. Umso mehr würde es, mit den im Branchenvergleich relativ hohen Kosten, von den steigenden Preisen profitieren.

FMC wächst kräftig in Indien

Das Papier von FMC notiert nahe des Rekordhochs. Der US-Hersteller von Pflanzenschutzmitteln hat für 2020 einen Umsatz von rund 4,75 Milliarden Dollar vorhergesagt - ein Plus von drei Prozent. Wachstumsmotor ist das kräftige Absatzplus in Lateinamerika und Asien.

Der Konzern ist nach zwei großen Zukäufen in Asien mit einem geplanten 2020er-Umsatz von 1,1 Milliarden Dollar der viertgrößte Anbieter in der Region. Die größten Umsatzlieferanten sind dabei Pflanzenschutzmittel für Reis sowie Obst und Gemüse, während Vorstandschef Mark Douglas wegen der breiten Aufstellung deutliches Wachstumspotenzial sieht. Douglas will in Indien weiter kräftig expandieren, ist doch der Pestizidverbrauch und damit der Ernteertrag viel niedriger als in anderen Ländern. Der Firmenlenker erwartet, dass der dortige Markt für Pflanzenschutzmittel zwischen 2020 und 2025 von 3,0 auf 3,9 Milliarden Dollar wachsen wird.

Corteva gibt starken Ausblick

Wettbewerber Corteva, der vor dem Börsengang im Juni 2019 eine Tochter des US-Chemieriesen DowDuPont war, hat 2020 einen Umsatz von 14,2 Milliarden Dollar erzielt. Davon stammten 6,5 Milliarden aus dem Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln, der Rest aus jenem mit Saatgut. Für 2021 hat das Unternehmen bei einem leichten Umsatzplus einen Anstieg des operativen Gewinns um 15 bis 20 Prozent auf 2,4 bis 2,5 Milliarden Dollar vorhergesagt. Der Absatz neuer Pflanzenschutzmittel soll dabei rund 300 Millionen Dollar beisteuern, während gleichzeitig Kosten gesenkt werden sollen. Damit würde die operative Marge um mehr als 200 Basispunkte auf 17 Prozent nach oben schießen. Wir erhöhen das Kursziel.

Neben Aktien können Anleger auch in einen ETF wie den iShares Agribusiness investieren. Größter Wert im ETF ist der weltgrößte Traktorenhersteller Deere mit einem Gewicht von 10,8 Prozent, vor Corteva (7,8 Prozent) und Nutrien (7,3 Prozent).

 


Auf einen Blick

Agrar

Nach dem zwischenzeitlichen Einbruch im Frühjahr hat sich die Branche anschließend kräftig erholt, woraufhin die Nachfrage im Gesamtjahr beispielsweise bei Getreide und Saatgut leicht gestiegen ist. Im laufenden Jahr sollte es deutlich aufwärtsgehen.