Experten zufolge ist dieses Geschäftsmodell allerdings das Kernproblem von Air Berlin. Bis auf die Tourismus-Verbindungen, bei denen die Berliner seit ihren Zeiten als "Mallorca-Shuttle" zu den führenden Anbietern zählen, sind die Kosten zu hoch, um mit erfolgreichen Billigfliegern wie Ryanair mithalten zu können. Auf der Langstrecke hingegen fehlt Air Berlin die Größe und die Vielzahl der Flugziele, um der Lufthansa ernsthaft Konkurrenz zu machen. Resultat: In den vergangenen fünf Jahren flog Air Berlin nur einmal Gewinne ein.

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PARTNERSCHAFT MIT ALITALIA

Der seit anderthalb Jahren amtierende Konzernchef Prock-Schauer gibt sich unbeirrt und sucht sein Heil in einem neuen Schrumpfkurs und einer noch engeren Partnerschaft mit Etihad. Die Fluglinie vom Persischen Golf hält Air Berlin seit 2011 mit Geldspritzen von mittlerweile 800 Millionen Euro in der Luft. Ziel des Emirates-Rivalen ist es, über Air Berlin mehr Passagiere an den Riesenflughafen Abu Dhabi zu befördern. Mit Erfolg: Air Berlin werde das Etihad-Drehkreuz von Berlin aus künftig zwei Mal am Tag anfliegen, außerdem kämen Flüge von Stuttgart und Wien dazu, sagte Prock-Schauer. Zudem sei eine Kooperation mit Alitalia geplant. Konkretes könne erst im September, wenn die neue Strategie von Air Berlin ausformuliert ist, gesagt werden, sagte der Airline-Chef. Die Einigung mit der Etihad-Beteiligung Alitalia ist für die Araber ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem eigenen Airline-Bündnis nach dem Vorbild der von Lufthansa angeführten Star Alliance.

Zweiter Baustein der Sanierung von Air Berlin: Mit der Einführung eines neuen Streckennetzes, das sich auf die großen Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie Mallorca beschränkt, sollen die Flotte um etwa zehn Flugzeuge reduziert und die Zahl der angebotenen Sitzplätze um zehn Prozent gesenkt werden. Damit wollen die Berliner spätestens 2017 wieder in die schwarzen Zahlen zu fliegen. Im zweiten Quartal verringerte Air Berlin den Betriebsverlust (Ebit) auf 6,9 Millionen Euro nach 8,1 Millionen Euro Minus im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich reichte es dank eines besseren Finanzergebnisses zu einem Gewinn von 8,6 Millionen Euro nach einem Fehlbetrag von 38 Millionen Euro. Nach der jahrelangen Verlustserie ist die Kapitaldecke aber vollkommen aufgezehrt. Die Eigenkapitalquote lag zur Jahresmitte bei minus zwölf Prozent. Bei der Lufthansa sind es plus 17 Prozent. Ein ausreichendes Finanzpolster ist wichtig, damit Fluglinien bei unvorgesehenen Ereignissen wie einem Vulkanausbruch nicht auf der Strecke bleibt. Gleichzeitig verfügt Air Berlin dank der jüngsten Geldspritze von Etihad über 600 Millionen Euro liquide Mittel sowie über 300 Millionen Euro aus nicht in Anspruch genommenen Kreditlinien.

Reuters