Der neue Air-Berlin-Chef Stefan Pichler will nach Jahren der glücklosen Sanierung mit der Generalüberholung der Fluglinie nun Ernst machen. "Das Grunddilemma der strategischen Ausrichtung der Air Berlin werden wir im vierten Quartal angehen", sagte der seit einem halben Jahr amtierende Unternehmenschef am Donnerstag. Das Sanierungsprogramm stehe größtenteils. Details wollte er nicht verraten, ließ aber durchblicken, dass die Neugestaltung des Streckennetzes ein wichtiger Teil sein werde. Im zweiten Halbjahr solle es bereits deutlich aufwärts gehen.

Die Vorgänger von Pichler - drei verschiedene Chefs in den letzten vier Jahren - haben vor allem die Kosten gedrückt und Stellen abgebaut. Doch an die grundlegenden Probleme hat sich keiner gewagt. Air Berlin ist nach Sicht von Experten zu klein, um es mit der großen Lufthansa aufzunehmen, und versucht sich in zu vielen Geschäftsfeldern gleichzeitig: als Billigflieger, auf Touristenstrecken, auf Flügen nach Übersee sowie als Zubringer in das Wüstenemirat Abu Dhabi. Dort hat Partner Etihad seinen Sitz. Die schnell wachsende Fluglinie hält seit 2011 knapp 30 Prozent der Air Berlin-Aktien und bewahrte die Airline wiederholt mit Geldspritzen vor dem Aus.

In den vergangenen sieben Jahren flogen die Berliner nur einmal einen Konzernüberschuss ein. Derzeit gebe es keine neuen Gespräche über frisches Geld von Etihad, sagte Pichler. Doch ist die finanzielle Lage angespannt. Im zweiten Quartal steckte Air Berlin mit 16 Millionen Euro Betriebsverlust in den roten Zahlen fest. Airlines fliegen in der Sommer-Hochsaison üblicherweise hohe Gewinne ein. Die Rücklagen werden benötigt, um über den reiseschwachen Winter zu kommen. Doch Finanzpolster hat Air Berlin schon lange nicht mehr: In der Eigenkapitaldecke klafft ein Loch von 575 Million, und der Schuldenberg liegt bei 770 Millionen Euro.

Reuters