Es gehe um die Übernahme von Teilen von Air Berlin selbst und von der Österreich-Tochter Niki. Die Firmen, mit denen schon seit Wochen verhandelt werde, seien "in finanzieller Hinsicht seriös, vom Volumen her ausreichend groß, um Air Berlin eine sichere Zukunft zu bieten, und hätten zudem das Interesse, weiterhin vom Standort Deutschland aus zu operieren." Namen nannte er nicht.

Insidern zufolge zählt Easyjet zu den Interessenten. Zudem hatte der Reisekonzern Thomas Cook erklärt, er und seine Ferienflug-Tochter Condor stünden ebenfalls für eine "aktive Beteiligung an der Zukunft von Air Berlin bereit". Auch der Touristik-Konzern TUI, dessen Tochter TUIfly Flüge für Air Berlin abwickelt, wird als Gesprächspartner gehandelt. Der irische Billigflieger Ryanair hat dagegen abgewinkt. Die Übernahme werde zu schnell gehen, als dass man eine faire Chance hätte, sagte Vorstandschef Michael O'Leary zu Reuters.

Winkelmann will dem "FAZ"-Bericht zufolge noch im September mit zwei oder mehr Käufern juristisch belastbare Vereinbarungen getroffen haben, die den Betrieb der zentralen Einheiten von Air Berlin und den größten Teil der Belegschaft absichern. Die Zeit drängt, weil die Buchungen angesichts der Insolvenz einzubrechen drohen. "Alle Arbeitsplätze werden jedoch auch nach dieser Vereinbarung nicht zu retten sein", zitierte die FAZ Winkelmann. Air Berlin beschäftigt in Deutschland rund 7200 Menschen, davon 1000 in der Verwaltung und 850 in der Technik-Tochter.

START- UND LANDERECHTE SIND 80 MILLIONEN WERT



Zum Verkauf stehen vor allem Start- und Landerechte (Slots). Aus dem Erlös soll der 150 Millionen Euro schwere Massekredit getilgt werden, mit dem die Bundesregierung den Betrieb von Air Berlin in den nächsten drei Monaten gewährleisten will. Seine Flugzeugflotte hat Air Berlin nur geleast. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir mit dem Verkauf von Geschäfteinheiten und den damit verbundenen Start- und Landerechten Erlöse in einem Umfang erzielen werden, der über der gewährten Finanzhilfe liegt", sagte Winkelmann. Die Slots standen Ende 2016 noch mit 80 Millionen Euro in der Bilanz von Air Berlin.

Begehrt dürfte vor allem der Flughafen Düsseldorf sein, wo Air Berlin rund ein Drittel der Slots hält. "Er ist besonders wichtig, weil die Slots dort aus Umweltgründen sehr begrenzt sind und weil er (...) lukrativeres Geschäft für die Lufthansa bietet", sagte Luftfahrtberater John Strickland. Als Hindernis für den Marktführer könnten sich aber die Kartellvorschriften erweisen. Die Lufthansa wickelt 68 Prozent aller Inlandsflüge ab, Air Berlin kommt auf 27 Prozent. Die möglichen Hürden für die Lufthansa bei der Übernahme von Slots belasteten die Aktien der Fluggesellschaft, die vorbörslich ein Prozent im Minus notierten. Am Vormittag notierten die Titel noch 0,3 Prozent im Minus.

Die Slots von Niki waren in der Bilanz für 2016 nicht mehr berücksichtigt. Die Österreich-Tochter sollte eigentlich an den arabischen Großaktionär Etihad gehen, der dafür bereits 300 Millionen Euro an Air Berlin gezahlt hatte. Das Geld dürfte in der Insolvenz aber verloren sein. Winkelmann stellte klar, dass Niki noch Air Berlin gehöre. Dem Bericht zufolge ist für Niki ein ähnliches Vorgehen möglich wie bei den 30 Flugzeugen von Air Berlin, die zuletzt an die Lufthansa gegangen und in deren Tochter Eurowings integriert wurden.

rtr