"Nein, wir wollen kein Schnäppchen machen, wir wollen keinen 1,00 Euro Deal", betonte Wöhrl. Vielmehr sollten "Air Berlin und die viele Arbeitsplätze" erhalten werden. Im Umfeld der Verhandlungen stieß Wöhrl mit seinem Vorstoß zum Teil auf Skepsis. Ein anderer Insider räumte aber ein, dass der Gläubigerausschuss sich die Offerte wohl genau anschauen werde.

Wöhrls Firma Intro reichte nach eigenen Angaben am Sonntag per Fax ein Übernahmeangebot bei Air-Berlin-Sachwalter Lucas Flöther ein. "Bei uns ist ein Schreiben von Herrn Wöhrl eingetroffen, das nun geprüft wird", erklärte Air Berlin. Wöhrl informierte nach eigenen Worten zudem die Lufthansa, Tui, die Thomas-Cook-Tochter Condor, Germania sowie Niki Lauda darüber, dass sie sich an dem Angebot beteiligen könnten. Komme es nicht dazu, sei man mit Investoren auch allein in der Lage, die Sanierung zu wagen. Lufthansa und Niki Lauda lehnten einen Kommentar ab. Germania bestätigte nur, dass man ein Schreiben von Wöhrl bekommen habe. Condor bekräftigte, man wolle bei Air Berlin eine aktive Rolle spielen. Ein Unternehmensinsider sagte, Condor bereite ein Angebot vor, konzentriere sich aber auf eine eigene Offerte.

Gebote für Air Berlin können bis zum 15. September abgegeben werden. Eine Entscheidung über den Verkauf der Airline könnte schon am 21. September fallen.

AIR BERLIN STREICHT WEITERE LANGSTRECKEN-FLÜGE



Ein Insider sagte, die Art der geplanten Übernahme von Wöhrl - künftige Tranchen vom Ergebnis abhängig zu machen - sei nicht neu. Das habe es auch in anderen Insolvenzverfahren schon gegeben, aber eher dann, wenn es keine alternativen Angebote gab. Der Gläubiger-Ausschuss werde abwägen müssen. Ein Branchen-Vertreter kritisierte, Wöhrls Angebot gelte für die Air Berlin Gruppe, wie sie zum 31. Dezember 2016 bestanden habe. "Es steht aber keine Air Berlin zum Stand von Ende 2016 zum Verkauf."

Wöhrl geht zum einen davon aus, dass Air Berlin bald wieder wachse "und demzufolge mindestens die heutige Anzahl von Mitarbeitern gebraucht werde". Zum anderen räumte er jedoch ein, dass er mangels Informationen über Personalkosten nicht sagen können, in "welchem Umfange Veränderungen erforderlich sein würden". Verdi erklärte, Klarheit für die Beschäftigten werde es erst geben, wenn der Sachwalter die Angebote ausgewertet habe.

Air Berlin streicht derweil weitere Langstreckenflüge. Die Airline beendet zum 25. September 2017 ihr Karibik-Flugprogramm ab Düsseldorf. Ab dann entfallen unter anderem Flüge nach Mexiko, Kuba und die Dominikanische Republik. Die Airline begründete den Schritt mit einer im Insolvenzverfahren "notwendig gewordenen Reduzierung der Langstreckenflotte".

rtr