Aixtron gibt Gas. "Wir sind in einer so starken Position wie seit Jahren nicht mehr", trommelte Firmenchef Felix Grawert vor wenigen Tagen auf der virtuellen Hauptversammlung des Technologieunternehmens aus Aachen. Aixtrons Märkte verzeichneten zweistellige Wachstumsraten, warb der promovierte Elektroingenieur für Zuversicht bei den Anteilseignern. An der Börse kam die Botschaft gut an. Der Aktienkurs legte zu.

Grawert, der 2017 vom Halbleiterkonzern Infineon in den Vorstand von Aixtron wechselte und seit März Vorstandsvorsitzender ist, ist es gelungen, mit dem vielversprechenden Technologieportfolio begehrte Produkte zu entwickeln und Aixtron breiter aufzustellen. In der Vergangenheit hatte das nicht immer geklappt.

Aixtron entwickelt Maschinen für die Halbleiterbranche, die mit einem speziellen Verfahren (MOVCD) ultradünne Schichten von Atomen auf die Scheiben (Wafer) zur Herstellung von Halbleitern auftragen - auch auf Wafer für Chips mit sogenannten Verbindungshalbleitern statt Silizium als Rohstoff. Das sind etwa Galliumarsenid, Galliumnitrid oder Siliziumkarbid, die aus mehreren chemischen Elementen bestehen. Sie sind für bestimmte Anwendungen, in LEDs, Solarzellen, Hochgeschwindigkeitstransistoren und Komponenten für elektrische Antriebe oder im 5G-Mobilfunk besser geeignet als Silizium.

Für Aixtron ist die zunehmende Popularität der Verbindungshalbleiter bei erneuerbaren Energien, Elektromobilität und 5G der Zugang in neue Wachstumsmärkte. So erwarten die Aachener 2021 deutliche Zuwächse bei Anlagen, die Halbleiter auf Basis von Galliumnitrit für Leistungselektronik herstellen. Wegen der geringeren Wärmeabstrahlung dieser Chips können zum Beispiel Aufladegeräte kleiner gebaut werden. Ab 2022 soll auch Aixtrons Geschäft mit Anlagen zur Herstellung von Leistungshalbleitern aus Siliziumkarbid anziehen. Die Leistungselektronik wird in Ladesäulen für Autos mit Elektro- oder Hybridantrieb genutzt.

Hoher Auftragseingang

Einen Beleg für die guten Geschäftsaussichten lieferte Aixtron Anfang Mai mit einem überraschend hohen Auftragseingang. Mit 124,4 Millionen Euro am Ende des ersten Quartals lag das Volumen der Bestellungen 81 Prozent über dem Vorjahr und 35 Prozent über dem Vorquartal. Derzeit besonders gefragt sind Anlagen zur Herstellung elektronischer Komponenten für den Mobilfunkstandard 5G.

Im Gesamtjahr strebt Aixtron bei Auftragseingang und Umsatz nun jeweils das obere Ende der in Aussicht gestellten Bandbreiten an: 340 bis 380 Millionen Euro im Orderbuch sowie 320 bis 360 Millionen Euro beim Erlös. Zudem erwartet der Vorstand eine höhere operative Rendite und peilt nun 18 statt bisher 16 Prozent Marge auf den operativen Gewinn (Ebit) an.

Rückschlag bei Großprojekt

Bei dem jahrelang erwarteten Auftrag eines großen asiatischen Kunden für Maschinen zur Fertigung von Micro-LEDs in großen OLED-Bildschirmen musste Aixtrons Tochterfirma Apeva eine Absage verkraften.

In das Projekt waren 20 Millionen Euro investiert worden. Nun wird die Technologie in China vermarktet. Die Freisetzung von Mitarbeitern in Korea und Deutschland belastet Aixtron im laufenden Quartal voraussichtlich mit vier Millionen Euro. Mit 77 Prozent Eigenkapitalquote und 341 Millionen Euro Cashreserven kann das Unternehmen diesen Rücksetzer jedoch gut wegstecken.

Zuversicht: Der Optimismus des Aixtron-Vorstands und der hohe Auftragseingang schieben den Aktienkurs wieder an.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 22,00 Euro
Stoppkurs: 12,50 Euro