Die geplatzte Übernahme des deutschen Technologiekonzerns Aixtron durch einen chinesischen Käufer hat die Diskussion über mögliche Konsequenzen für betroffene Unternehmen und Aktionäre befeuert.

Aixtron-Chef Martin Goetzeler forderte gegenüber €uro am Sonntag ein auf sein Unternehmen zugeschnittenes staatliches Investitionsprogramm. "Deutschland muss jetzt den Hochtechnologiestandort fördern und Arbeitsplätze erhalten", sagte Goetzeler.

Die Schutzvereinigung DSW wiederum kritisierte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Dieser habe sich in der Angelegenheit "zum Erfüllungsgehilfen der US-Interessen gemacht" und sein "politisches Ziel auf dem Rücken der Aixtron-Aktionäre" erreicht.

Ein DSW-Sprecher erklärte gegenüber €uro am Sonntag, man prüfe rechtliche Möglichkeiten für die Aixtron-Aktionäre. Anlegeranwalt Klaus Nieding empfahl Aktionären, Schadenersatzansprüche zu stellen: "Die Aktie ist nach dem Scheitern des Deals noch mal abgesackt. Die Aktionäre haben darauf vertraut, dass die Unbedenklichkeitsbescheinigung des Wirtschaftsministeriums Bestand haben würde."

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Harte Einschnitte drohen



Am Donnerstag hatte der chinesische Kaufinteressent Fujian Grand Chip seine Offerte für Aixtron zurückgezogen. Die Chinesen wollten 676 Millionen Euro investieren. Die US-Regierung hatte jedoch ein Veto gegen den Verkauf der US-Tochter von Aixtron eingelegt. Damit ist der Versuch des Aixtron-Managements gescheitert, sich für Expansion, Forschung und Entwicklung einen finanzkräftigen Partner ins Boot zu holen. Konzernchef Martin Goetzeler hatte bereits erklärt, dass ohne den Verkauf harte Einschnitte und Stellenabbau drohen.

Aixtron produziert Anlagen zur Produktion von LED-Chips. Auf den Aixtron-Anlagen können auch Chips für militärische Zwecke produziert werden. Ursprünglich hatte die Bundesregierung eine Unbedenklichkeitserklärung abgegeben, die Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel jedoch im Oktober kurzfristig zurückzog - angeblich nach US-Intervention. Die chinesische Regierung kritisierte am Freitag direkt die USA und sprach von einem marktwidrigen Eingriff in geschäftliche Vorgänge.

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Ebenfalls noch nicht in trockenen Tüchern ist die Übernahme des Maschinenbauers Kuka durch den chinesischen Haushaltsgerätehersteller Midea. Der Kauf muss ebenso wie der Aixtron-Deal noch durch die US-Behörde CFIUS geprüft werden. "Kuka hängt ebenfalls in den USA in der letzten Warteschleife, hat aber schon deutlich mehr Hürden genommen, sodass es hier mehr Grund zum Optimismus gibt", sagte der DSW-Sprecher. Grundsätzlich sei es aber das gleiche Thema.

Anders als bei Aixtron können Anleger, die ihre Kuka-Aktien zum Tausch eingereicht haben, die Anteilscheine über die Börse jederzeit veräußern. Die Papiere sind mit einer eigenen Kennzeichnung versehen. Zu Redaktionsschluss notierten die Papiere bei 106,30 Euro. Midea bietet 115 Euro.

Siltronic-Deal abgeblasen



Nicht mehr im Visier chinesischer Investoren ist seit Freitag auch die Wacker-Chemie-Tochter Siltronic. Die Investorengruppe NSIG erklärte in Peking, die Verhandlungen seien nunmehr beendet. Gründe für den Abbruch nannte eine Sprecherin nicht. Übernahmefantasien hatten den Aktienkurs seit Anfang September auf über 43 Euro mehr als verdoppelt.