Während die Aktien aus DAX, MDAX und dem TecDAX oft im Rampenlicht der Analysten stehen, bleiben viele kleine Unternehmen unter dem Radar der Investoren und Kleinanleger. Doch gerade die Small Caps glänzen oft mit guten Geschäftsideen und einer starken Kursentwicklung. Nicht selten machen die Papiere den etablierten Unternehmen in den großen Indizes den Rang streitig. Zu diesem erlauchten Kreis an Top-Werten aus dem Kleinwertesegment zählt Schweizer Electronic. Das rund 700 Mitarbeiter starke Technologieunternehmen profitiert von der stetig steigenden Bedeutung von Elektronikbauten in Fahrzeugen. Vor allem das Tempo, bis neue Technologien etabliert sind, wird immer schneller. Während ABS von seiner ersten Vorstellung auf der IAA 1969 mehrere Jahrzehnte benötigte, um zur Standardausstattung zu zählen, waren es bei der elektronischen Einparkhilfe nur wenige Jahre. Doch auch die laufenden Verbesserungen der Kraftstoffeffizienz und Neuentwicklungen wie hybride und elektronische Antriebssysteme lassen ein kräftiges Wachstum erwarten. Schweizer bietet als Hersteller von hochwertigen, den kundenspezifischen Leiterplatten sowie weiteren Dienstleistungen für die Automobil-, Solar-, Industrie- und Luftfahrtelektronik die passenden Lösungen.

Rund zwei Drittel des Umsatzes werden mit Kunden aus der Automobilbranche erzielt. Punkten können die Schramberger vor allem mit ihrer breiten, strategischen Aufstellung und Abdeckung der gesamten Wertschöpfungskette im Bereich Leiterplatten. Als drittgrößter Leiterplattenproduzent in Europa bietet das Unternehmen sowohl Klein-, Mittel- als auch Großserien an. Im deutschen Stammwerk in Schramberg produziert Schweizer als spezialisierter Nischenanbieter mit hohem Knock-how hochkomplexe und somit hochmargige Produkte, mit denen vor allem auf die Wachstumsmärkte Energieeffizienz und Elektromobilität gesetzt wird.

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Masse und Klasse

Spezialisierung ist zwar wichtig, die Vorteile auf dem Massenmarkt über Großserien dürfen aber ebenfalls nicht ausgeblendet werden. Schweizer ist daher eine Kooperation mit Meiko Electronics eingegangen, um die bereits vorhandene hohe Wettbewerbsqualität auch für Großserien zu nutzen. Der gemeinsame Maschinenpark in Vietnam dürfte Mitte 2014 fertiggestellt sein. Wegen der niedrigen Löhne und somit geringen Produktionskosten erlangt Schweizer mit der Kooperation einen weiteren Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Massenherstellern und kann hochwertige Leiterplatten zu günstigen Preisen den europäischen Kunden anbieten. Künftig bieten die Schramber den gesamten Produktlebenszyklus vom Prototypen bis zur Großserie. Eine perfekte Ausgangslage. So dürfte der Verkauf von sich ergänzenden Produkten und Dienstleistungen (Cross-Selling) deutlich steigen und die Umsatzvisibilität spürbar zulegen, was wiederum die Planung, auch längerfristig, erheblich vereinfacht. Kleinere und mittlere Losgrößen weisen oft nur einen Lebenszyklus von bis zu 3 Jahren auf, während Aufträge für die Massenproduktion in der Automobilindustrie oftmals über 6 Jahre reichen.

Bisher sind die Umsätze aus dem Joint Venture noch gering. In 2012 entfielen nur rund 7 Prozent der Erlöse aus den Meico-Werken. Dies dürfte sich in den kommenden Monaten spürbar ändern. Die Experten von Montega rechnen ab 2015 mit einem Umsatzbeitrag von rund 15 Mio. Euro. Tendenz weiter steigend. Weitere Wachstumsimpulse sind bereits in der Pipeline. Im Geschäftsfeld Energy forscht Schweizer in einem Joint-Venture mit Sino-Singapore an hocheffizienten Solarzellen. Ebenfalls interessant ist die Zusammenarbeit mit Infineon. Hier bieten die Schwaben Systemlösungen für die Motorsteuerung aber auch mobile Endgeräte wie Smartphones an.

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Umsatzimpulse und starke Bilanz

Bereits die vor wenigen Tagen gemeldeten vorläufigen Zahlen für 2013 lassen aufhorchen. Nach einem starken dritten Semester erhöhte das Management die Umsatzprognose für das Gesamtjahr auf 90 bis 100 Mio. Euro. Auf Basis vorläufiger Zahlen wurde die Messlatte mit 101 Mio. Euro sogar überboten. Unter dem Strich blieben mit 9,8 Mio. Euro deutlich mehr hängen als im Vorjahr mit 5,2 Mio. Euro. Dies entspricht einer Ebit-Marge von 9,6 Prozent, eine Steigerung von 88 Prozent gegenüber dem Geschäftsjahr 2012. Ursprünglich lag die Guidance nur bei einer Marge von sieben bis 7,5 Prozent. Für 2014 ist der Optimismus durchaus gerechtfertigt, der Auftragsbestand erreichte Ende vergangenen Jahres 114 Mio. Euro, ebenfalls deutlich mehr als die 90 Mio. Euro im Vorjahr. Die Analysten von Montega erwarten für das laufende Jahr Umsätze von 106,5 Mio. Euro, im kommenden Jahr dürften 116 und 2016 rund 126 Mio. Euro möglich sein. Das Ebit dürfte bei einer nahezu stabilen Marge spürbar von derzeit 9,8 Mio. Euro auf 13 Mio. Euro in 2016 anziehen.

Wie für ein schwäbisches Unternehmen nicht anders zu erwarten ist, glänzt der 1849 gegründete und in sechster Generation von der Familie Schweizer geführte Leiterplattenhersteller mit einer starken Bilanzstruktur. Bei einer Bilanzsumme von 77 Mio. Euro liegt die Eigenkapitalquote bei 56 Prozent und einer geringen Nettoverschuldung von 5 Mio. Euro.

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Die Rally läuft

Nicht minder attraktiv bewertet ist auch die Aktie. Erst seit wenigen Monaten scheinen einige Anleger die starken Perspektiven des Unternehmens langsam wahrzunehmen. Die Papiere sind auch im Nebenwerte-Wikifolio von Börse Online enthalten und legten seit Jahresbeginn um rund 20 Prozent zu. Dennoch liegt das 2015er-KGV mit 11,8 unter dem historischen Durchschnitt von 14,9 und auch unter dem KGV der Vergleichsgruppe von 13,2. Montega sieht die signifikanten Umsatz- und Ergebnispotentiale aus der Kooperation mit Meiko noch nicht eingepreist. In einer Studie von Ende Januar wurde das Kursziel auf 28 Euro nach oben revidiert. Unter dem Strich ein interessanter Wert, der auch wegen seiner geringen Marktkapitalisierung von 89 Mio. Euro nur wenigen Experten bekannt ist. Wie bei jedem Small Cap gilt es aber auch die Risiken zu beachten. Zwar kletterte das durchschnittliche Handelsvolumen in den letzten Monaten kontinuierlich und lag in den vergangenen vier Wochen bei rund 200.000 Euro pro Tag. Bereits kleinere Orders können zu deutlichen Kursreaktionen führen. Setzen Sie daher Limits und sehen die Papiere vorerst nur als Depotbeimischung.