Aktionäre warfen zum Freitagmorgen die Leoni-Aktien aus ihren Depots: Nach vorläufigen Zahlen und einem Ausblick für 2022 rutschte das Papier vorbörslich um mehr als zehn Prozent ab und notierte zeitweise unter zehn Euro. Der Kursrutsch lasse sich mit dem enttäuschenden Ausblick für das laufende Geschäftsjahr erklären, so ein Händler.

Der Nürnberger Autozulieferer rechnet damit, dass der Betriebsgewinn vor Sondereffekten nach 170 Millionen Euro im abgelaufenen Jahr 2022 nur noch bei einem mittleren zweistelligen Millionenbereich liegt. Der Gewinn werde von zum Teil deutlich höheren Rohstoff-, Energie- und Logistikkosten und Steigerungen bei den Personalkosten belastet. Zudem fehle der Ergebnisbeitrag eines inzwischen verkauften Geschäftsbereichs.

2021 habe Leoni die strategische Neuausrichtung vorangetrieben, sagte Leoni-Chef Aldo Kamper. "Wir sind uns zugleich sehr bewusst - und auch das will ich mit Blick auf die vorläufigen Jahreszahlen nicht verhehlen -, dass wir noch nicht am Ziel sind. Wir erwarten nicht, dass 2022 ein weniger forderndes Jahr wird."

Das ist sonst noch los


Ende Januar sah sich der Kabelhersteller mit einer Untersuchung des Kartellamts konfrontiert. Es gebe Verdachtsmomente gegen die Nürnberger und weitere Hersteller von Kabeln und Leitungen wegen Preisabsprachen, so die Anschuldigung des Kartellamts. Grund für die Durchsuchungen sei der Verdacht, "dass Kabelhersteller die Berechnung branchenüblicher Metallzuschläge in Deutschland miteinander koordiniert haben sollen", heißt es in einer Stellungnahme von Leoni.

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Unsere Einschätzung zur Leoni-Aktie


Am Markt wurde vor allem der trübe Ausblick für den Kursrutsch verantwortlich gemacht, denn laut dem Analysten Jose Asumendi von JPMorgan übertrafen die Eckdaten die Erwartungen. Auch der freie Barmittelabfluss sei deutlich weniger stark gewesen als gedacht. Der Ausblick sei aber eine große negative Überraschung. Asumendi rechnet mit generell deutlichen Kürzungen der Schätzungen durch Analysten.

Das Minus konnte die Leoni-Aktie auf zuletzt rund vier Prozent reduzieren. Ein Teil der jüngsten Kursgewinne ist mit dem Kursrutsch wieder weg: Seit Ende Januar hatten sie in der Spitze ein Drittel auf elf Euro zugelegt.

Wir sehen die Leoni-Aktie als Hot Deal. Denn gemessen am Umsatz und erreichbarer Marge von vielleicht fünf Prozent ist das Papier sehr preiswert. Doch die Bilanz ist fragil - auch in Bezug auf mögliche Strafen des Kartellamts. Wer die heiße Wette wagt, muss den Stoppkurs bei 7,20 Euro beachten.

ak/iw/dpa-AFX