Bill Ackman ist gut aufgelegt, als er auf der Konferenz "Delivering Alpha" im noblen Pierre-Hotel am Central Park in New York die Bühne betritt. Der Chef von Pershing Square umarmt Nelson Peltz, einen befreundeten Hedgefondsmanager. Dann plaudert Ackman aus dem Nähkästchen und verrät, wo er die größten Chancen sieht: bei den halbstaatlichen Hypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac. Es bestehe gleichwohl ein Restrisiko, räumt er ein. "Es darf kein Präzedenzfall werden, dass die Regierung hier einsteigt und die Gewinne komplett einstreicht."

Vor sieben Jahren stellte Washington die taumelnden Giganten unter Schutz. Nun ist jedoch unsicher, wie es um die Zukunft beider bestellt ist. Werden sie verstaatlicht oder bleiben sie an der Börse (vgl. Ausgabe 04/2015)? Ackman und andere bedeutende Fondsmanager wie Bruce Berkowitz hoffen auf einen für sie vorteilhaften Richterspruch. Sie finden, dass die Gewinne den Aktionären zustehen und nicht im vollem Umfang dem Staat. Es handelt sich um eine riskante Wette. Ackman: "Fannie und Freddie haben das größte Potenzial nach oben und das größte Potenzial nach unten. Aber die Wahrscheinlichkeit nach unten ist nicht so realistisch."

Mit weniger Risiken scheint Ackmans jüngster Coup verbunden zu sein, der erst nach dem Hedgefondstreffen publik wurde. Er stieg mit 5,5 Milliarden Dollar beim Süßwaren-Giganten Mondelez International ein. Mit seinen 7,5 Prozent am Grundkapital hat er eine mächtige Position. Zudem hat er mit Nelson Peltz einen Trumpf im Ärmel, denn der Chef des Trian-Hedgefonds sitzt im Aufsichtsrat von Mondelez und dürfte Ackman Schützenhilfe leisten. Ackman möchte beim Hersteller von Oreo-Keksen und Toblerone-Schokolade Kosten senken. Der Umsatz soll in Schwung kommen. Alternativ kann er sich einen Verkauf an einen Konkurrenten vorstellen. Peltz hatte sich lange Zeit für eine Fusion zwischen Mondelez und Pepsi ausgesprochen. Seitdem er jedoch im Mondelez-Aufsichtsrat sitzt, hat er diesen Wunsch nicht mehr geäußert.



Ackman ist im Kaufrausch. Im Juni hatte er 22 Prozent an Nomad Holdings erworben. Dabei handelt es sich um eine sogenannte SPAC (Special Purpose Acquisition Company), also eine spezielle börsennotierte Firmenhülle - geschaffen, um Geld von Investoren einzusammeln. Die proppenvolle Kriegskasse wird nun für Firmenkäufe verwendet. Nomad kündigte im April an, den Fischstäbchen-Hersteller Iglo für 2,9 Milliarden Dollar zu schlucken.

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Der Trick mit den Immobilien



Aktivist Jeffrey Smith, Chef von Starboard Value, stieg derweil bei Macy’s ein, wie er auf der Konferenz in Manhattan erklärte. Er glaubt, die Kaufhauskette sei mit 125 Dollar je Aktie doppelt so viel wert, wie es der Börsenkurs mit rund 66 Dollar signalisiert. Macy’s gebe es demnach im Sommerschlussverkauf. Smith ließ von einer Immobilienfirma die Standorte taxieren. Allein der Flaggschiffladen am Herald Square in New York soll demnach vier Milliarden Dollar auf die Waage bringen. Die Filiale am Union Square in San Francisco beziffert er auf 1,5 Milliarden Dollar, die 400 Filialen in Einkaufszentren auf 13 Milliarden Dollar.

Alles in allem sind die Immobilien seiner Ansicht nach mit 21 Milliarden Dollar anzusetzen. Dem stehen 29 Milliarden Börsenwert einschließlich Schulden gegenüber. Macht eine Differenz von acht Milliarden, nur das billige Wall Street dem operativen Einzelhandelsgeschäft zu, das ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 2,8 Milliarden Dollar erwirtschafte. Viel zu wenig, findet Smith. Er würde die Immobilien gern ausgründen, um den Schatz zu heben.

Tom Sandell sieht beim Möbelhaus Ethan Allen Interiors eine eklatante Unterbewertung. "Sie haben eine Kultmarke. Und besonders interessant ist der unheimlich wertvolle Immobilienbesitz", schwärmt der Chef von Sandell Asset Management. 70 Läden und acht Möbelfabriken besitzt das Unternehmen. "Das Management - falls man es überhaupt so nennen kann - hat nicht viel für die Aktionäre getan. Die Aktie verlor in den vergangenen zehn Jahren 20 Prozent." 50 Prozent des Börsenwerts sei unterfüttert mit dem Immobilienbesitz. Die Bilanz sei nahezu schuldenfrei. Sandell besuchte den Hauptsitz in Connecticut und sprach zwei Stunden mit den Vorständen. Er störte sich am zu großen Gebäude und den zu hohen Kosten etwa durch ein eigenes Fernsehstudio. Mehr noch: "Sie haben ein Hotel mit 200 Zimmern. Wir haben uns das angeschaut. Das Hotel war leer. Fast niemand war dort."

Sandell würde am liebsten die Gebäude verkaufen, um den Aktienkurs in Fahrt zu bringen. Mithilfe des Verkaufserlöses könne der Vorstand von einem Aktienrückkaufprogramm Gebrauch machen, forderte er. "Die Aktie ist wirklich günstig." Und interessant: "Sie haben im vergangenen Quartal begonnen, eine halbe Million Aktien zurückzukaufen. Davor haben sie ein gesamtes Jahrzehnt so gut wie nichts in diese Richtung getan."

Bond-König Jeffrey Gundlach, Gründer von DoubleLine Capital, sieht sich selbst als Value-Investor. Er deutete an, seine Short-Position an der Imbiss-Kette Chipotle aufzulösen, weil "die Aktie anfängt, wieder zu laufen". Einen ähnlichen Schritt plant er bei der Fluggesellschaft Delta Air Lines. "Ich shorte Aktien, in deren Kurs alle guten Dinge eingepreist sind. Wenn alle Sitzplätze verkauft sind, wenn der Ölpreis kollabiert, wenn es die Darling-Aktie ist, dann ist sie vermutlich fair bewertet und steht kurz davor, zu sinken. Wir haben das alles schön mitgenommen."

Gundlach, dessen Privatvermögen auf mehr als eine Milliarde Dollar geschätzt wird, ist kein Fan von Aktien, die sich im Höhenflug befinden. Beispielsweise steht er dem Onlinehändler Amazon distanziert gegenüber. "Grundsätzlich reagiere ich allergisch auf Unternehmen, die kein Geld verdienen", frozzelt er über den Giganten. "Ich mag keine Aktien, die sich auf einem Allzeithoch befinden. Ich sehe das aus einem anderen Blickwinkel. Wenn eine Aktie sehr stark gestiegen ist, fühle ich mich so, als ob ich das Boot verpasst habe."

Voller Zuversicht ist Gundlach dagegen, wenn die Sprache auf Indien kommt. "Ja, ich bin wirklich langfristig optimistisch. Wenn Sie eine Skala für indische Aktien haben von eins bis zehn, dann nehme ich zehn. Was kurzfristig passieren wird, weiß ich aber nicht. Dieses Jahr reagierte der Markt dort sehr verschlafen, aber voriges Jahr machte er einen gewaltigen Sprung." Der Grund sei die demografische Entwicklung. Mehrere Hundert Millionen Inder würden nun Teil der Arbeitnehmerschaft. "Sie haben viel Spielraum, wenn sie das Rechtssystem reformieren und die Vetternwirtschaft abschaffen." Er wundert sich über die Kritiker. "Wenn ich über den indischen Aktienmarkt spreche, haben Leute immer negative Argumente. Dann sage ich: Nun gut, das zeigt, es gibt ausreichend Potenzial für Verbesserungen."

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Das 50-Jahre-Investment



Und: "Märkte, die Probleme haben, die haben grundsätzlich einen eingebauten Rabatt." Wenn ihn ein 24-Jähriger heute fragen würde, wo er die nächsten 50 Jahren investieren solle, würde er zu Indien raten. Auch Japan sei generell reizvoll.

Was Japan angeht, stimmten ohnehin alle Redner überein. Eric Mindich, Leiter von Eton Park Capital Management, sagte, Japan sei der interessanteste Markt für sein Team. Die positiven Reformen in der Unternehmenskultur seien bahnbrechend. Firmen seien früher nicht zum Wohle der Aktionäre geführt worden. "15 Jahre hat sich die Wirtschaft deshalb nicht richtig erholen können." Und auch der Chef-Investor des kalifornischen Lehrerpensionsfonds CalSTRS, Christopher Ailman, der 193 Milliarden Dollar verwaltet, ist überzeugt: "Wir glauben, in Japan gibt es einige interessante Chancen."