In Erwartung weiterer Geldspritzen der EZB haben europäische Anleger am Dienstag erneut bei Aktien zugegriffen. Der Dax setzte seinen Rekordkurs fort und stieg bis zum frühen Nachmittag in der Spitze um 0,5 Prozent auf eine neue Bestmarke von 10.298,42 Punkten. Schon am Vortag war er bis auf wenige Punkte an die 10.300er Marke herangerückt. Offenbar seien einige Anleger doch etwas vorsichtiger, sagte ein Händler. In den vergangenen fünf Handelstagen hat der Dax bereits 4,7 Prozent zugelegt. Der EuroStoxx kletterte um bis zu 1,1 Prozent auf ein Sechs-Wochen-Hoch von 3257 Zählern.

Überwiegend wird damit gerechnet, dass die Währungshüter am Donnerstag einen umfangreichen Ankauf von Staatsanleihen - im Fachjargon QE genannt - verkünden. Vielfach wird mit einem Kaufvolumen von 600 Milliarden Euro gerechnet. Ob es der Notenbank gelingt, die hohen Erwartungen der Investoren zu erfüllen, halten aber viele für fraglich. "Ich glaube nicht, dass sich die Märkte mit weniger zufrieden geben werden - und ihnen auch eine bloße Ankündigung reichen würde", sagte ein Händler. "Am Donnerstag muss die EZB endlich Nägel mit Köpfen machen."

Für Unsicherheit sorgten auch die jüngsten Wachstumsdaten aus China. Die Wirtschaft der Volksrepublik ist 2014 mit 7,4 Prozent so langsam gewachsen wie seit 24 Jahren nicht mehr. Im vierten Quartal zeichnete sich aber eine Stabilisierung ab, was viele als positives Signal nahmen.

Für die Wall Street signalisierten die US-Futures steigende Kurse. Am Montag waren die US-Börsen wegen eines Feiertages geschlossen geblieben. Gedämpft wurde die Stimmung aber durch den Rückgang des Preises für US-Leichtöl der Sorte WTI, denn in New York sind viele Energiekonzerne gelistet. Der Terminkontrakt notierte am Nachmittag mit 47,13 Dollar je Barrel (159 Liter) über drei Prozent im Minus. Händler machten dafür niedrigere Konjunkturprognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) verantwortlich. Das für die Finanzmärkte richtungsweisende Nordseeöl der Sorte Brent lag nur leicht im Minus.

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LUFTHANSA HEBEN NACH KAUFEMPFEHLUNG AB

Mit Enttäuschung reagierten die Anleger auf den Ausblick von SAP, deren Aktien um 4,6 Prozent auf 54,86 Euro fielen und damit im Dax die rote Laterne hielten. Der Softwareriese rechnet zwar im Cloud-Geschäft mit rasantem Wachstum, muss dafür aber beim Gewinn Abstiche in Kauf nehmen.

An der Dax-Spitze standen Lufthansa mit einem Plus von rund fünf Prozent auf 15,02 Euro. Barclays setzte die Titel auf "Overweight" von "Equal Weight". Wie am Vortag waren zudem europaweit die Bankenwerte gefragt: Commerzbank legten drei Prozent, Deutsche Bank zwei Prozent zu. Auch die Titel der italienischen Geldhäuser wurden mit Kursgewinnen von bis zu sechs Prozent weiter favorisiert. Der EuroStoxx-Banken-Index stieg um zwei Prozent.

Im TecDax schob eine Kaufempfehlung von Equinet die Papiere von Manz um 3,4 Prozent an und damit an die Spitze des Index. Im MDax leuchteten die Aktien von Osram besonders hell und legten 5,3 Prozent auf 39,34 Euro zu. Sie profitierten von Spekulationen auf einen baldigen Verkauf der Beleuchtungssparte von Philips. Die Aktien des niederländischen Technologiekonzerns legten in Amsterdam 3,7 Prozent zu.

Reuters