"Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien am 21.04.2016 in Heftausgabe 16/2016

Kaufe nur Unternehmen, mit denen Du glücklich wärst, wenn morgen der Aktienmarkt für die nächsten zehn Jahre schließen würde." Was zum Credo von Investorenlegende Warren Buffett gehört, gerät im aktuellen Marktumfeld zur besonderen Herausforderung. Die Märkte bleiben auch nach dem Kursrutsch zu Jahresbeginn sehr schwankungsanfällig.

Zudem hat gerade in den USA in den letzten beiden Quartalen die Zahl der Unternehmen zugenommen, die angesichts der nur langsam in Fahrt kommenden Weltkonjunktur ihre Gewinnprognosen für 2016 nach unten korrigieren mussten. Zugleich flutet das Geld der Investoren in Zeiten dauerhafter Niedrigzinsen mangels Anlagealternativen weiterhin die Aktienmärkte rund um den Globus.

Fixpunkt innerer Wert



Die vergangenen Börsenphasen haben aber auch gezeigt: Vor allem ausgesprochen schlechte Marktphasen bieten attraktive Bewertungsniveaus auf der Grundlage der wertorientierten Kapitalanlage, auf Neudeutsch: Value Investing. Value-Investoren wie Warren Buffett geben wenig auf aktuelle Marktstimmungen. Was für sie zählt, um Aktien eines Unternehmens zu kaufen, ist deren innerer Wert. Mehr nicht - aber auch nicht weniger.

Die Substanz für diesen inneren Wert ermitteln sie anhand ausgewählter Bilanzkennziffern. Dazu zählt der Buchwert, also das in der Unternehmensbilanz ausgewiesene Eigenkapital abzüglich sämtlicher Verbindlichkeiten und Sonderposten. Liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis unter eins, gilt eine Aktie als besonders günstig. Weitere Richtgrößen sind der Cashflow, die Eigenkapitalrendite, aber auch konstante Dividendenzahlungen aus den Mittelzuflüssen (siehe Infokasten Seite 12). Value-Spezialisten wie Hendrik Leber von der Fondsboutique Acatis ermitteln den fairen Wert einer Aktie aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei wird das Wachstum über zehn Jahre, fünf Jahre und ein Jahr mit qualitativen Bewertungsparametern gekoppelt.

Wie Wachstumswerte sind auch gute Value-Titel auf Alleinstellungsmerkmale im operativen Geschäft angewiesen. Ein weiteres aussagekräftiges Indiz für die Werthaltigkeit einer Firma ist deren Ertragswert, also die Berechnung der künftigen, auf die Gegenwart abgezinsten Gewinne. Börsenprofis wie Oliver Maslowski, Fondsmanager beim Schweizer Vermögensverwalter GAM, haben zudem noch die Kapitalkosten im Blick: "Unternehmen müssen Werte schaffen, will heißen, so viel Rendite für Aktionäre generieren, dass sie ihre Kapitalkosten decken."

Auf Seite 2: Auswahl und Sicherheitsmarge





Auswahl und Sicherheitsmarge



Für Value-Investoren werfen Aktien die beste Rendite ab, wenn es gelingt, zu einem Kaufpreis unter dem inneren Wert einzusteigen. Das erfordert betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse und Geduld, denn wer Kandidaten strikt nach dem Value-Ansatz identifiziert, muss jede Menge Zeit in das Studium von Unternehmenszahlen und Geschäftsberichten investieren. Hier müssen Anleger den Mut mitbringen, antizyklisch in Aktien einzusteigen, deren Kurs noch nicht ins Laufen gekommen ist - gerade weil die breite Masse der Anleger das Wertsteigerungspotenzial dieser Firmen noch nicht erkannt hat.

Die richtige Aktienauswahl gekoppelt mit dem richtigen Timing entscheidet dann über den langfristigen Erfolg. Je tiefer der Börsenkurs, also der Kaufpreis, unter diesem inneren Wert liegt, desto geringer das Risiko, mit dem Investment Geld zu verlieren. Dieser Sicherheitsabstand sei auch eine Art Selbstschutz gegen eigene Fehler bei der Einschätzung des Firmenwerts, erklärt Hendrik Leber, als geschäftsführender Gesellschafter der Frankfurter Fondsboutique Acatis einer der Vorreiter unter den deutschen Fondsmanagern im Value Investing: "Um solchen Fehlern möglichst vorzubeugen, versehen Value-Investoren ihr Ergebnis nochmals mit einem Sicherheitsabschlag."

Weniger Firmen in der engeren Wahl



Wie groß ein solcher Sicherheitspuffer ausfallen kann, hängt davon ab, wie weit sich der faire Wert bereits den aktuellen Kursniveaus angenähert hat. Je nach Marktphase schwankt er bei den Portfoliofirmen der Value-Investoren zwischen zehn und 40 Prozent. Aktuell sieht Fondsmanager Leber in seinen Fonds den durchschnittlichen Abschlag der Portfoliofirmen zu ihrem inneren Wert bei 18 Prozent. "Für mich ist es ein klares Zeichen dafür, dass die Bewertung des Marktes inzwischen auch in Europa in der Breite ein angemessenes Niveau erreicht hat - jedenfalls im Vergleich zu Zeiten der Finanzkrise, als dieser Sicherheitspuffer angesichts der niedrigen Kurse 43 Prozent erreichte."

Leber räumt ein, dass die anhaltend hohe Volatilität der Märkte auch seinen Aktionsradius bei der Titelauswahl beeinträchtigt: "Ich kann die Richtung des Gewitters nicht erkennen. Es ist nicht schwieriger geworden, unterbewertete Aktien zu finden. Allerdings hat sich die Zahl der Unternehmen verringert, die überhaupt als Qualitätsaktien infrage kommen."

Auf Seite 3: Die Branchenfavoriten der Experten





Die Branchenfavoriten der Experten



Die Ausverkaufswelle durch große Fonds hat Maslowski zufolge dazu geführt, dass ausgewählte Bluechips für Value-Investoren jetzt wieder bessere Einstiegskurse bieten als Nebenwerte. Als Beispiel führt er die Autoindustrie an: "Firmen wie BMW oder Daimler wurden trotz guter Fundamentaldaten abgestraft. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von sieben auf Basis von 2017 ist BMW um 30 Prozent unterbewertet. In dieser Branche hat sich damit die Chance des Jahres aufgetan."

Auch Fondsmanager Leber sucht nach Branchen, deren Aktien zuletzt besonders stark an Wert verloren und nun wieder attraktive Bewertungskennziffern erreicht haben. Fündig wird er bei Modekonzernen wie Ralph Lauren, Coach oder Burberry, aber auch in den Technologiebranchen. Für Pioniere wie Apple oder Microsoft spreche neben solider Bilanz und Finanzkraft auch die Fähigkeit, dank ihrer Top-Position in Marktnischen wie Cloud-Anwendungen oder Smartphones über eine Preissetzungsmacht zu verfügen, welche dauerhaftes Steigerungspotenzial bei den Margen garantiere. Solides Wachstum bei aktuell noch moderater Bewertung sieht Leber zurzeit auch in der Biotechnologie.

Fonds und Einzelwerte



Anleger werden auf der Suche nach attraktiv bewerteten Value-Aktien weiterhin fündig - und die sollten in keinem diversifizierten Depot fehlen. Neben den USA bieten vor allem die europäischen Märkte eine Auswahl an Value-Aktien aus unterschiedlichsten Sektoren. Hält der Mix aus niedrigen Zinsen, schwachem Euro und niedrigen Rohstoffpreisen weiter an, wird das die lange stagnierenden Gewinne europäischer Unternehmen kräftig anschieben. Die Rotation der Investoren in europäische Aktien ist bereits in vollem Gange.

Im Einzelnen stellen wir sieben Firmen aus unterschiedlichsten Branchen vor, die aktuell wegen ihrer Bewertung eine gute Einstiegschance bieten. Als Kriterien für ein attraktives Chance-Rendite-Profil haben wir mit Blick auf die Unternehmenssubstanz Bilanzkennziffern ebenso herangezogen wie das Geschäftsmodell.

Neben unterbewerteten Aktien lohnt sich auch der Blick auf die wachsende Zahl der Fonds, die in Aktien wie auch Anleihen auf der Basis des Value-Ansatzes investieren. So sehr sie sich im Einzelnen in ihrer Portfoliostrategie unterscheiden - Parameter wie stabile Erträge, starke Bilanzen und hohe Dividendenausschüttungen sind die Kriterien für die Portfolioauswahl, die allen gemeinsam sind.

Auf Seite 4: Allianz





Allianz: Mit Sicherheit zum Dividendenkick



Deutschlands größter Versicherer erzielte zuletzt einen deutlichen Ergebnisanstieg. Dank ihrer breiten Aufstellung in mehrere Geschäftsfelder kann die Allianz dem Gegenwind trotzen, dem die Versicherungsbranche wegen der anhaltenden Niedrigzinsen ausgesetzt ist. Die Schaden-Kosten-Quote lag 2015 mit 94,6 Prozent um 0,3 Prozent höher als im Vorjahr. Das operative Ergebnis im Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft zog um 14,1 Prozent an. Zudem verbuchte die US-Fondstochter Pimco zuletzt über alle Anlageklassen hinweg erstmals seit zwei Jahren wieder Mittelzuflüsse.

Der beständig hohe Cashflow ermöglicht es dem Versicherungskonzern, eine hohe Dividende auszuschütten. Für langfristig orientierte Anleger ist das ein dicker Pluspunkt in einem Marktumfeld, in dem die Renditen von Staatsanleihen teilweise negativ sind. Die für 2015 vorgeschlagene Dividende von 7,30 Euro je Aktie liegt zwar etwas unter den Konsensschätzungen. Umso besser sieht es aber für 2016 aus. Das für Akquisitionen bis zum Jahresende angesetzte Budget summiert sich auf knapp drei Milliarden Euro. Sollte dieses Volumen nicht oder nur teilweise genutzt werden, könnte für 2016 zusätzlich zur regulären Dividende eine Sonderdividende von bis zu sechs Euro je Aktie herausspringen.



Auf Seite 5: Drillisch





Drillisch: Rücksetzer bietet gute Einstiegschance



Groß geworden ist das TecDAX-Unternehmen als Internetanbieter von billigen Mobilfunktarifen. Einen Großteil seiner Erlöse erzielt Drillisch immer noch im Onlinebereich. Skeptiker monieren, dass der Ausbau eigener Kundenshops auf Kosten der Margen gehen werde. In dieses Negativszenario passte der im März verkündete Rücktritt von Vorstandschef Paschalis Choulidis. Der Firmengründer wird zum 1. Juli Platz machen für seinen Bruder Vlasios, der bislang den Vertrieb des Telekomanbieters leitet. Diese Nachricht, die Drillisch anlässlich der Geschäftszahlen für 2015 bekannt gab, kam trotz der guten Zahlen bei den Börsianern nicht gut an.

Langfristig orientierte Anleger setzen dagegen darauf, dass sich die jüngsten Investitionen auszahlen werden. Das gilt vor allem für das Netzabkommen mit Telefónica Deutschland. Um von den Behörden grünes Licht für die milliardenschwere Übernahme von E-Plus zu bekommen, muss Telefónica 30 Prozent seiner Netzkapazitäten abgeben. Drillisch will in Zukunft 20 Prozent des Telefónica-Netzes nutzen. Um dafür 500 000 Neukunden jährlich zu gewinnen, muss die Gesellschaft in Werbung investieren. Ungeachtet dieser Kosten ist Drillisch weiter schuldenfrei und wird auch in Zukunft hohe Dividenden zahlen können. Wir stufen die Aktie wieder auf "Kaufen" herauf.



Auf Seite 6: Einhell Germany





Einhell Germany: Für Handwerker und Börsianer günstig



Akkuschrauber, Gewächshäuser und Rasenmäher zählen zum Produktsortiment, mit dem Einhell Germany Baumärkte und den Fachhandel beliefert. Das Unternehmen mit Sitz im niederbayerischen Landau hat nach vorläufigen Zahlen im Geschäftsjahr 2015 einen Ertragssprung hingelegt. Während der Umsatz um 6,6 Prozent auf 443,8 Millionen Euro vorankam, schnellte der Konzernüberschuss von 1,6 auf 7,4 Millionen Euro nach oben. Dem Werkzeughersteller kam vor allem die deutlich anziehende Nachfrage des Baumarkthandels im deutschsprachigen Raum zugute.

Zwar wird Einhell den Geschäftsbericht mit dem Ausblick erst am 29. April präsentieren. Dass für 2016 die Vorgabe bei der Vorsteuerrendite bei drei und nicht mehr wie bislang bei 2,5 Prozent liegt, deutet aber auf eine Fortsetzung des positiven Trends hin. Für ein Investment spricht auch die Bewertung. Der aktuelle Börsenwert von 56 Millionen Euro liegt deutlich unter dem zum 30. September 2015 ausgewiesenen Eigenkapital in Höhe von 156 Millionen Euro. Die Aktie notiert derzeit unter ihrem Buchwert von 43 Euro je Aktie. Um vor allem den Onlinehandel auszubauen, hat Einhell die Refinanzierung neu aufgesetzt: Über langfristige Kreditvereinbarungen von 30 Millionen Euro ist die Firma bis 2018 zu günstigen Konditionen finanziert.



Auf Seite 7: Gilead Sciences





Gilead Sciences: Richtiges Erfolgsrezept für Milliardenmoleküle



Das Biotechschwergewicht hat sich zur Value-Aktie par excellence entwickelt. Die Lizenz zum Gelddrucken heißt hier Harvoni. Das Hepatitis-C-Mittel erzielte im Jahr 2015 Umsätze von 13,9 Milliarden US-Dollar - und stellte bei Gilead Sciences damit fast 43 Prozent der Gesamterlöse von 32,6 Milliarden US-Dollar. Dank der Produktverkäufe schaffte die Gesellschaft zuletzt eine traumhafte Eigenkapitalrendite von 94,7 Prozent. Zugleich sorgte die Einnahme dafür, dass sich die Barreserven von Gilead gegenüber dem Vorjahr von 11,7 auf 26,2 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppelten.

Mit diesem Cashregen kann die Gesellschaft aus dem Vollen schöpfen. Da die Wachstumskurve mit den beiden Hepatitis-C-Medikamenten Sovaldi und Harvoni in Zukunft abflachen wird, muss Gilead über Zukäufe für Nachschub an marktreifen Heilmitteln mit dem Potenzial zu Milliardenumsätzen sorgen. Denkbar sind vor allem Übernahmen von Biotechfirmen mit Krebsmedikamenten. Zugleich hat das Management neue Kapitalmaßnahmen in die Wege geleitet. So wird das laufende Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 15 Milliarden US-Dollar um weitere zwölf Milliarden US-Dollar aufgestockt. Und mit einem einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis ist die Aktie im Branchenvergleich konkurrenzlos günstig zu haben.



Auf Seite 8: Infineon





Infineon: Nach der Übernahme wieder höhere Rendite



Infineon konzentriert sich auf die Auto- und Industrieelektronik, das Energiemanagement sowie Sicherheitslösungen für Chipkarten und elektronische Ausweise. Die zu Jahresanfang abgeschlossene Übernahme von International Rectifier ist hier eine weitere Schlüsseletappe. Die US-Gesellschaft gilt als führender Produzent von Galliumnitrid-basierten Verbindungshalbleitern, die vor allem bei Solaranlagen und Motorsteuerungen eingesetzt werden.

Trotz dieser akquisitionsbedingten Betriebskosten ist Infineon weiterhin solide finanziert. Ungeachtet der deutlich gestiegenen Ausgaben schaffte es der Konzern im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2015/16, die Eigenkapitalquote auf 55,5 Prozent weiter zu steigern. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Konzernlenker Reinhard Ploss ein Umsatzplus von 13 Prozent. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 15 ist die Aktie weiterhin günstig bewertet, wenn man sich die zu erwartende Gewinnsteigerung von 50 Prozent innerhalb der nächsten zwei Jahre vor Augen hält. Die Konsensschätzungen gehen davon aus, dass sich der freie Cashflow von 172 Millionen Euro im Vorjahr nahezu vervierfacht - was die Voraussetzungen für weitere Investitionen und eine höhere Dividendenausschüttung schafft.



Auf Seite 9: Microsoft





Microsoft: Starke Bilanz und Gewinne aus der Wolke



Unter dem neuen Konzernlenker Satya Nadella ist der Softwaregigant wieder eine Macht. Was Apple mit dem iPhone für Privatkunden, ist Microsoft mit seinen Programmen für die tägliche Büroarbeit: ein Koloss, der seine Marktnischen dominiert und mit den Einnahmen die Profitabilität kontinuierlich steigert. Ausgezahlt hat sich die Umstellung im Software-geschäft auf das Cloud-Computing, also den externen Zugriff auf Daten und Programme über das Internet. Nach einer Talsohle rechnen Branchenexperten damit, dass der kürzlich eingesetzte Ansturm auf die Cloud-Version von Office 365 dafür sorgt, dass die für das am 30. Juni endende Geschäftsjahr 2015/16 prognostizierten Verkaufszahlen erreicht werden.

Angesichts der zu erwartenden Gewinnbeschleunigung im nächsten Geschäftsjahr hat die Aktienbewertung weiteren Spielraum nach oben. Dasselbe gilt für die Profitabilität. So hatte sich die Eigenkapitalrendite im Geschäftsjahr 2014/15 mit 22,1 Prozent vom Tief bei 15,2 Prozent aus dem Vorjahr erholt. Von den 30 Prozent aus dem Jahr 2010 ist sie aber noch weit entfernt. Dazu glänzt Microsoft mit einer Finanzkraft von zuletzt 19,4 Milliarden US-Dollar beim freien Cashflow. Die Cashreserven belaufen sich auf 89 Milliarden US-Dollar - was Spielraum für weitere Kapitalmaßnahmen lässt.



Auf Seite 10: Veolia Environnement





Veolia Environnement: Sauberes Renditeplus nach der Trendwende



Der französische Konzern will sich in Zukunft ganz auf die drei Bereiche Trinkwasserversorgung, Umweltdienstleistungen und Energiedienstleistungen konzentrieren. Zugleich baut Veolia Environnement den Schuldenberg ab. Im Geschäftsjahr 2015 legte der Umsatz um 4,5 Prozent auf 25 Milliarden Euro zu. Noch besser entwickelte sich der Gewinn, der um 83 Prozent auf 450 Millionen Euro sprang. Veolia profitierte von günstigen Wechselkurseffekten und einer deutlich niedrigeren Steuerrate.

Veolia hat zuletzt die Finanzkraft deutlich gestärkt. Der operative Cashflow stieg zwischen 2013 und 2015 von 1,8 auf 2,4 Milliarden Euro. Im selben Zeitraum verbesserte sich die Eigenkapitalquote von 23,4 auf 26,5 Prozent. Die Eigenkapitalrendite kam von 3,8 auf 5,9 Prozent voran. Erstmals seit 2006 hat Veolia in diesem Jahr die Dividende angehoben. Analog zum freien Cashflow von zuletzt 856 Millionen Euro will der Konzern bis 2018 die Ausschüttung um jährlich zehn Prozent steigern. Nach der starken Ergebnisverbesserung von 2015 will Veolia beim Umsatz in den nächsten drei Jahren auf mindestens 27 Milliarden Euro und beim Gewinn auf 800 Millionen Euro zulegen. Ein Sparprogramm im Umfang von 600 Millionen Euro, das die weitere Verschlankung der Organisationsstrukturen beinhaltet, hilft dabei.



Auf Seite 11: Verborgene Werte im Paket





Verborgene Werte im Paket



Welche Unternehmen schaffen es, in ihrem operativen Geschäft stabile Zuwächse zu erzielen und sind obendrein noch attraktiv bewertet?

Zahlreiche Value-Fonds versprechen, Anlegern die Suche nach solchen nicht leicht zu findenden Perlen abzunehmen. Die Titelauswahl kann sich auf die Aktien deutscher Firmen beschränken oder globale Anlagechancen berücksichtigen. Drei Produkte mit unterschiedlicher Portfoliostrategie zeichnen sich durch ihre langfristig überdurchschnittliche Performance aus.

Defensiver Grundcharakter



Der seit Anfang 2015 von Ivo Weinoehrl verwaltete DWS Global Value verfährt bei der Titelauswahl relativ defensiv. Weinoehrl favorisiert Unternehmen mit niedrigem Buchwert und hoher Dividendenrendite. US-amerikanische Firmen haben auf Länderbasis mit einem Anteil von 53 Prozent eindeutiges Übergewicht. Zu den größten Positionen zählen die Telekomkonzerne NTT DoCoMo aus Japan und Verizon aus den USA.

Auch Jens Hansen vom ValueInvest Lux Global achtet darauf, die Verlustrisiken zu minimieren. Er und sein Team haben bei der Suche nach unterbewerteten Unternehmen vor allem Kandidaten mit hoher Ertragsstabilität und geringer Verschuldung auf dem Radar. Unternehmen aus dem Bereich Basiskonsumgüter stellen mehr als die Hälfte des Portfolios. Marktführer aus diesem Sektor wie Kimberly-Clark, General Mills und Nestlé sind die größten Einzelwerte.

Der Acatis Gané Value investiert hauptsächlich in Aktien, kauft aber auch Anleihen sowie kurz laufende Zinspapiere. Derzeit liegt der Anleiheanteil bei rund 20 Prozent. Zu den größten Positionen unter den Aktien zählen klassische Value-Titel wie Coca-Cola, Nestlé oder die Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway, aber auch Papiere des Modekonzerns Burberry sind enthalten.



Auf Seite 12: Value-Kriterien





Value-Kriterien: Darauf kommt es an



Value-Investoren widersprechen der Theorie, dass Märkte effizient und rational seien. Stattdessen gehen sie davon aus, dass Aktien regelmäßig unter oder über ihrem tatsächlichen Wert gehandelt werden. Anders als Momentum-Strategen lassen sie sich bei ihren Entscheidungen nicht von Markttrends leiten, sondern orientieren sich an bestimmten fundamentalen Parametern. Darüber hinaus verkaufen sie rigoros ihre Positionen, sobald der Aktienkurs den von ihnen errechneten fairen Wert erreicht hat.

Innerer Wert:

Wichtige Bemessungsgrößen für den inneren Wert sind eine solide Eigenkapitalquote, eine niedrige oder zumindest rückläufige Verschuldung sowie hohe Kapitalrückflüsse (Cashflow). Hinzu kommt der Ertragswert, also die Berechnung der künftigen, auf die Gegenwart abgezinsten Gewinne.

Buchwert:

Eine zentrale Kenngröße für die Ermittlung der Substanz eines Unternehmens ist der Buchwert. Die Theorie dahinter ist, dass der Wert des Unternehmens relativ genau mit dem in der Bilanz ausgewiesenen Eigenkapital (Vermögen abzüglich Schulden) übereinstimmt. Wird dieser Betrag ins Verhältnis zum aktuellen Börsenwert gesetzt, ergibt sich das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV).

Dividende:

Eine dauerhaft konstante oder steigende Dividende, die aus dem Cashflow ausgeschüttet wird, lässt Rückschlüsse über die dauerhafte Werthaltigkeit zu.

Geschäftsmodell:

Neben statistischen Kennzahlen im Rahmen der Fundamentalanalyse berücksichtigt der Value-Ansatz auch Faktoren, aus denen sich Alleinstellungsmerkmale und Wettbewerbsvorteile beim Geschäftsmodell ableiten lassen. Dazu zählen Zukunftschancen der Produkte, Patente und wissenschaftliche Expertise, aber auch die Erfolgsbilanz des Managements.