"Wer in die Allianz investiert, der schläft sehr gut", sagte Oliver Bäte, Chef von Europas größtem Versicherer am Freitag. Und das soll auch so weitergehen.

So soll der operative Gewinn (Ebit) zwischen 2018 und 2021 im Schnitt um mehr als vier Prozent steigen. Für das laufende Jahr steuert Dax-Konzern bereits auf ein erneutes Rekordergebnis zu: Für 2018 peilen die Münchener ein Ebit im oberen Bereich der gesetzten Spanne von 10,6 bis 11,6 Milliarden Euro an. Im Vorjahr hatten die Bayern noch 11,1 Milliarden Euro eingefahren. In diesem Jahr würde also ein Plus von maximal 4,5 Prozent stehen. Die finanziellen Ziele der Allianz seien noch immer unter den besten im Versicherungssektor, lobte Bloomberg Intelligence-Analyst Charles Graham. Zudem habe der Versicherer in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass er liefern könne.

Stärker als das Ebit soll indes der Gewinn unter dem Strich steigen. Der Gewinn je Aktie (EPS) soll bis 2021 jährlich um mindestens fünf Prozent zulegen. Organisch - also ohne Zukäufe - soll das Wachstum über vier Prozent betragen. "Wir können organisch viel stärker wachsen als bisher", sagte Bäte.

Bei Zukäufen war die Allianz zuletzt ohnehin wenig aktiv. So übernahmen die Münchener in den vergangenen Jahren zwar einige kleine Versicherer, etwa den Kreditversicherer Euler Hermes. Ein großer Wurf war aber nicht dabei. Bäte befand die Preise meist als zu hoch. Jetzt will sich der Allianz-Chef weniger auf die Suche nach potenziellen Kandidaten als auf die Verbesserung des operativen Geschäftes konzentrieren.

Alles soll einfacher werden



So will der Ex-McKinsey-Mann die Strukturen im Allianz-Konzern weiter vereinfachen und noch stärker auf das digitale Angebot setzen - und das insbesondere im Segment Sachversicherung, der Gewinnmaschine im Konzern.

In der Autoversicherung beispielsweise plant die Allianz einen neuen Online-Versicherer: "Allianz Direct", eine Direktversicherung mit Kfz-Policen zunächst in Deutschland, den Niederlanden, Italien und Spanien. "Wir wollen ein einheitliches Angebot für die Kunden über ganz Europa hinweg", erklärte Bäte. Für Kunden und Mitarbeiter soll es einfacher werden, die Kosten sollen sinken. Auch ein Stellenabbau sei möglich, konkrete Pläne gebe es aber nicht: "Es ist nicht das Ziel, Menschen zu ersetzen."

Konzernweit sollen durch die Vereinfachung die Kosten sinken. Die dafür wichtige Kennziffer, die Schaden-Kosten-Quote - das Verhältnis zwischen Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Abschlusskosten und den Einnahmen durch Prämien - will Bäte auf 93 Prozent senken. Nach neun Monaten 2018 steht dieser Wert noch bei 94 Prozent.

Bei der Eigenkapitalrendite bleibt die Allianz dabei, mindestens 13 Prozent einzufahren - "und das heißt nicht 13,1 Prozent", betonte Bäte. Derzeit sind es schon 13,8 Prozent.

Solvenzquote soll sinken



Die Solvenzquote - das Verhältnis der Eigenmittel eines Versicherers im Verhältnis zu seinen Verpflichtungen gegenüber Versicherten - soll bis 2021 nun nur noch "mehr als 180 Prozent" betragen. Bisher hatte die angepeilte Spanne 180 bis 220 Prozent betragen. Von der Aufsicht vorgeschrieben sind mindestens 100 Prozent.

Die niedriger angepeilte Solvenzqoute kam am Markt nicht gut an. Die Vorgabe für die Kapitalstärke trübe das Gesamtbild der Gewinnziele, die im Rahmen der Erwartungen gelegen hätten, schrieb UBS-Analyst Jonny Urwin in einer Studie. Der Kurs der Allianz-Aktie fiel am Vormittag um rund ein Prozent, war damit deutlich schwächer als der Gesamtmarkt.

Die sinkende Solvenzquote schafft aber auch Spielraum für weitere Aktienrückkaufprogramme. Wegen der ausbleibenden Übernahmen hatte die Allianz in der Vergangenheit die überschüssigen Gewinne an die Anleger über milliardenschwere Aktienrückkaufprogramme ausgeschüttet. Das hatte auch den Gewinn je Aktie gesteigert, denn dadurch hatte die Zahl der Papiere auf dem Markt abgenommen. Ein neues Programm kündigten die Münchener zwar - wie zuvor von einigen Analysten spekuliert - nicht an. Jedoch ist diese Maßnahme auch nicht ganz vom Tisch. "Wir werden Überschusskapital entweder einsetzen oder an die Aktionäre zurückgeben", sagte Bäte.

Mittels der Dividende will der Versicherer auch weiterhin das Füllhorn über den Aktionären ausleeren. Traditionell schüttet der Versicherer 50 Prozent des Gewinns als Dividende aus. Daran hält Bäte auch weiterhin fest. "Die Dividende ist uns heilig", sagte er einst. Für 2018 erwarten Analysten eine Dividende von 8,80 Euro je Aktie, nach acht Euro im Vorjahr. Das dürfte für Anleger zumindest ein Grund für einen guten Schlaf sein.

Empfehlung der Redaktion: Die Allianz-Aktie bleibt angesichts der hohen Dividende und den soliden Fundamentaldaten ein Basis-Investment für langfristig orientierte Anleger. Kaufen.
Kursziel: 230,00 Euro
Stoppkurs: 159,00 Euro