Die vergangenen Wochen waren an der Börse ungemütlich. Allein der Dax verlor seit Jahresbeginn fast zwölf Prozent. Dem Abwärtstrend entziehen konnte sich die Allianz-Aktie zwar nicht ganz. Seit Januar steht nur ein kleines Minus. Einen Schub bekam das Papier nochmal am Freitag. Der Münchener Versicherungsriese legte den Zwischenbericht für das dritte Quartal vor. Der kam am Markt gut an.

Europas größter Versicherer verdiente im Sommerquartal deutlich mehr. Unter dem Strich stieg der Überschuss im dritten Quartal um 23 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Grund sei das gut laufende operative Geschäft.

Das operative Ergebnis (Ebit) stieg um 21 Prozent auf drei Milliarden Euro. Analysten hatten zuvor mit einem geringeren Anstieg gerechnet. Damit sieht sich die Allianz auf Kurs, ihre Jahresziele zu erreichen. Für 2018 peilen die Münchener ein Ebit zwischen 10,6 und 11,6 Milliarden Euro an. Bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen im August hatte Finanzchef Giulio Terzariol bereits die Spanne konkretisiert und mindestens 11,1 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. "Ich wäre nicht überrascht, wenn wir in der oberen Hälfte der Prognosespanne landen würden", sagte er auch am Freitag. Analysten erwarten 11,5 Milliarden Euro. Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es gut aus. Innerhalb der ersten neun Monate fuhren die Münchener bereits 8,7 Milliarden Euro ein.

Für den Zwischenbericht gab es bereits größtenteils Lob. Die Allianz habe starke Ergebnisse vorgelegt, schrieb UBS-Experte Jonny Urwin in einer ersten Reaktion am Freitag. Das Wachstum nehme Fahrt auf. Sein Kollege Philipp Häßler von der Investmentbank Equinet fand einen Schwachpunkt im Zwischenbericht: Der unveränderte Ausblick für das Gesamtjahr. Das könne als Hinweis auf ein schwächeres viertes Quartal interpretiert werden.

Finanzchef Terzariol äußerte sich indes bereits vorsichtig zum letzten Jahresabschnitt. Die Naturkatastrophen hätten im Oktober und November bisher unter den Erwartungen gelegen, sagte er.

Gewinnmaschine Schaden- und Unfallversicherung



In der größten Sparte, der Schaden- und Unfallversicherung, stieg das Ebit um 44,6 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Grund dafür seien den Münchenern zufolge die geringeren Katastrophenschäden gewesen. Naturkatastrophen schlugen mit nur 245 Millionen Euro zu Buche - ein "normales Niveau", wie es im Zwischenbericht heißt. Im Vorjahreszeitraum war es fast doppelt so viel. Die Schäden durch Katastrophen wie den Wirbelstürmen "Harvey", "Irma" und "Maria" hatten die Allianz mehr als eine halbe Milliarde Euro gekostet.

Doch nicht nur die Kosten sanken im dritten Quartal, auch die Einnahmen stiegen. Durch Beiträge kamen brutto zwölf (11,5) Milliarden Euro in die Kasse. So erzielten die Münchener eine Schaden-Kosten-Quote von 93,1 Prozent - das Verhältnis zwischen Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Abschlusskosten und den Einnahmen durch Prämien. Demzufolge arbeitete die Allianz im Sommer rentabler als noch ein Jahr zuvor, als dieser Kennwert noch 96,9 Prozent betragen hatte. Lob gab es dafür auch von Baader Bank-Analyst Daniel Bischof. Der Versicherer habe die Kosten über die Regionen hinweg erneut gut im Griff gehabt, schrieb er in einer ersten Einschätzung.

Das Geschäft mit der Leben- und Krankenversicherung schnitt im dritten Quartal erneut schlechter ab. Der operative Gewinn fiel um zwei Prozent auf rund eine Milliarde Euro. Grund für den Rückgang seien mitunter ungünstige Wechselkurse gewesen. Finanzchef Terzariol zeigte sich dennoch zufrieden und hob die "gute Marge" im Neugeschäft von 3,5 (3,4) Prozent hervor.

Vermögensverwaltung knackt Zwei-Billionen-Marke



Einen neuen Rekord fuhren die Münchener in der Vermögensverwaltungssparte ein. Erstmals verwalteten die Töchter Pimco und Allianz Global Investors zusammen mehr als zwei Billionen Euro (per Ende September). Dabei kamen den Fonds im dritten Quartal 15 Milliarden Euro an frischen Mitteln hinzu. Im Vorquartal hatten die Kunden noch neun Milliarden Euro abgezogen. Dadurch stiegen auch die Erfolgsprovisionen, der operative Gewinn der Sparte wuchs um elf Prozent auf 650 Millionen Euro.

Insbesondere die US-Fondstochter Pimco war zuletzt das Sorgenkind im Allianz-Konzern. 2014 waren die Kalifornier in eine schwere Krise gestürzt. Dauernder Führungsstreit und der turbulente Abgang von Firmengründer Bill Gross hatten gelähmt. Die Kunden zogen jahrelang Geld ab. Jetzt scheint der Umbau gelungen.

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Einschätzung der Redaktion



Die Zahlen der Münchener können sich sehen lassen. Vor allem die guten Resultate in der Sachversicherung machen Mut. Die Sparte ist der größte Gewinnbinger im Münchener Konzern. Besonders positiv fallen hier die niedrigeren Kosten auf.

Aus der lange Zeit kriselnden Vermögensverwaltungssparte gibt es gleich zwei gute Nachrichten: Der Rekord beim verwalteten Vermögen stellt die Weichen für weiteres Wachstum. In turbulenten Börsenzeiten sind Mittel zugeflossen. Das ist ein gutes Zeichen, denn das Marktumfeld für Asset Management ist derzeit schwierig: Die Margen stehen unter Druck, die Konkurrenz durch kostengünstige, passive Investment-Fonds (ETFs) ist hoch.

Die Aktie lockt mit der hohen Dividende. Der Dax-Konzern schüttet traditionell die Hälfte seines Gewinns an die Aktionäre aus. Analysten erwarten für 2018 eine Dividende von 8,80 Euro. Damit würden Anleger den Schätzungen zufolge eine Dividendenrendite von 4,72 Prozent erzielen.

Kürzlich endete das jüngste, drei Milliarden Euro schwere, Aktienrückkaufprogramm. Ein solches könne sich die Allianz auch weiterhin leisten, sagte Finanzchef Terzariol. Er betonte aber, das sei kein Automatismus. "Das hier ist kein Geldautomat." Analyst Jonny Urwin von der Schweizer Großbank UBS zufolge könnte ein weiterer Aktienrückkauf im Volumen von einer Milliarde auf dem Investorentag Ende des Monats noch kommen.

Den Termin am 30. November sollten Anleger nicht nur wegen eines möglichen neuen Aktienrückkaufprogramms auf dem Zettel haben. Chef Oliver Bäte und Finanzvorstand Terzariol werden dann den Investoren ihre langfristigen strategischen Pläne vorstellen.

Die Allianz-Aktie bleibt angesichts einer hohen Dividende und soliden Fundamentaldaten ein Basis-Investment für langfristig orientierte Anleger.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 230,00 Euro
Stoppkurs: 159,00 Euro