In der Münchener Königinstraße, unweit des Englischen Gartens, gibt es etwas zu feiern: Die Allianz, die dort ihren Hauptsitz hat, hat im vergangenen Geschäftsjahr einen Rekordgewinn erzielt: 11,5 Milliarden Euro betrug das operative Ergebnis (Ebit) - zum Vorjahr ein Plus von vier Prozent. Damit erreichte der Versicherer das obere Ende der selbstgesteckten Ziele (10,6 bis 11,6 Milliarden Euro).

Für das laufende Jahr sind die Münchener vorsichtig. Im Plan stehen erneut 11,5 Milliarden Euro. Dabei lässt sich das Management um Chef Oliver Bäte wie gewohnt einen Spielraum von jeweils einer halben Milliarde Euro nach oben und unten. Analysten hatten für 2019 bereits zwölf Milliarden Euro Ebit erwartet.

Europas größter Versicherer verdiente 2018 mehr. Unter dem Strich blieb ein Nettogewinn von 7,5 Milliarden Euro, nach 6,8 Milliarden im Vorjahr. "Wir haben den höchsten Jahresüberschuss der letzten zehn Jahre erzielt - trotz eines sehr volatilen Marktumfelds, besonders im vierten Quartal", sagte Bäte.

Die Allianz bleibt ihrem Ruf als verlässlicher Dividendenzahler gerecht und zeigt sich erneut spendabel. So soll die Ausschüttung um einen Euro auf neun Euro je Aktie steigen. Die Dividende steigt demnach um 12,5 Prozent, übertrifft die Erwartungen.

Die Münchener kaufen erneut eigene Aktien. Bereits am Vorabend hatten sie ein erneutes Rückkaufprogramm im Volumen von 1,5 Milliarden Euro bis Jahresende angekündigt. Die Allianz-Führung gibt überschüssiges Kapital, das nicht für den Geschäftsausbau oder Zukäufe benötigt wird, an die Aktionäre zurück. In den vergangenen beiden Jahren kaufte der DAX-Konzern bereits für sechs Milliarden Euro eigene Aktien. Weitere Rückkäufe stehen aber offenbar nicht auf der Agenda. "Ich würde in diesem Jahr keinen weiteren Rückkauf erwarten", sagte Finanzchef Giulio Terzariol.

Schaden-Unfallversicherung läuft rund



Gewinntreiber war 2018 wie gewohnt das Geschäft mit der Schaden- und Unfallversicherung. Das Ebit in der Sparte stieg um 13 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Die Schäden durch Naturkatastrophen waren 2018 geringer als noch im Vorjahr. 2017 hatte die Hurrikan-Serie in den USA die Bilanz verhagelt, wenn auch nicht gar so stark wie bei der Konkurrenz.

Die Münchener arbeiteten profitabler: Die in der Versicherungsbranche viel beachtete Schaden-Kosten-Quote - das Verhältnis zwischen Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Abschlusskosten und den Einnahmen durch Prämien - verbesserte sich um 1,2 Prozentpunkte auf 94 Prozent. Auf dem Kapitalmarkttag Ende November 2018 hatte Bäte für die kommenden Jahre eine Quote von 93 Prozent ausgerufen.

Weniger rund lief es indes in der Lebens- und Krankenversicherung. Das operative Ergebnis sank um sechs Prozent. Höhere Abschreibungen belasteten den Gewinn, wie auf den Anteil am Autobahnbetreibr Autostrade per I'Italia, der nach dem Brückeneinsturz in Genua mit der italienischen Regierung im Streit liegt. Zudem erzielten die Bayern weniger Profit aus den Kapitalanlagen in Folge der jüngsten Turbulenzen an den Märkten.

In der Vermögensverwaltung stieg das operative Ergebnis wegen höherer Erträge leicht auf 2,5 (2,4) Milliarden Euro. Aber: Kunden zogen insgesamt 2018 drei Milliarden Euro ab. Im Schlussquartal war es ein Minus von 31 Milliarden Euro. In den Vorquartalen hatten die Allianz-Töchter Pimco und Allianz Global Investors noch Zuflüsse verzeichnet. "Die Volatilität der Finanzmärkte, insbesondere im vierten Quartal, führte zu Mittelabflüssen, sagte Terzariol. Die beiden Vermögensverwalter betreuten zusammen 1,44 Billionen Euro für externe Kunden.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion





Einschätzung der Redaktion

In einem schwachen Marktumfeld ging es für die Allianz-Aktie am Freitag rund ein halbes Prozent nach oben. Die Zahlen für 2018 lagen über den Erwartungen, der Ausblick für 2019 aber darunter.

Alles in allem kann sich die Bilanz sehen lassen. Insbesondere die Resultate in der Sachversicherung, dem größten Gewinnbringer im Konzern, machen Mut. Besonders positiv fallen hier die niedrigen Kosten auf.

Aus der lange Zeit kriselnden Vermögensverwaltungssparte gibt es mit den jüngsten Mittelabflüssen wieder schlechte Nachrichten. Das sollten Anleger weiterhin im Auge behalten, denn das Marktumfeld für Asset Management ist derzeit schwierig. Die Konkurrenz durch kostengünstige, passive Indexfonds (ETFs) ist hoch. In turbulenten Börsenzeiten könnten aber aktiv verwaltete Fonds wieder gefragter werden.

Angesichts der hohen Dividende und der soliden Fundamentaldaten bleibt die Allianz-Aktie ein Basis-Investment für langfristig orientierte Anleger.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 230,00 Euro
Stoppkurs: 159,00 Euro